von Redaktion

Der Tierschutzverein Rosenheim hat einen neuen Vorstand gewählt, doch die Freude ist getrübt. Enorme Kosten und mangelnde Unterstützung der Gemeinden bringen das Tierheim in eine extrem angespannte Finanzlage, die nun sogar eine Schließung zur Folge haben könnte.

Rosenheim – In diesem Jahr stand beim Tierschutzverein Rosenheim nicht nur die jährliche Mitgliederversammlung an, sondern turnusgemäß auch die Neuwahl des Vorstands. 72 von den insgesamt 1235 Vereinsmitgliedern fanden sich zur Abstimmung im Gasthof Höhensteiger ein. Die Vorsitzende Andrea Thomas stellte zunächst den Jahresbericht 2024 vor.

Dramatische Finanzlage
bedroht die Zukunft

Neben vielen positiven Aktivitäten in und außerhalb des Tierheims, wie zum Beispiel Veranstaltungen und Spendenaktionen, zeigte der Blick auf die Zahlen allerdings die extrem angespannte Finanzlage. Im Jahr 2024 betrugen alleine die Kosten für tierärztliche Behandlungen 564000 Euro, eine Zahl, die laut Andrea Thomas nicht mehr in dieser Form zu stemmen ist.

Im Vergleich dazu wurden gerade einmal 205000 Euro durch Fundtierpauschalen und Einzelrechnungen von Gemeinden ohne eine entsprechende Vereinbarung erstattet. Da der Tierschutzverein durchschnittlich 65 bis 75 Prozent Fundtiere beherbergt, wird alleine aus den Tierarztkosten ersichtlich, dass die Erstattung durch die Kommunen bei Weitem nicht ausreicht.

Hier sind laut Thomas noch nicht einmal die Personalkosten für die 25 fest angestellten Tierpfleger – davon fünf Auszubildende –, Futter für die Tiere und die hohen Unterhaltskosten des Tierheims berücksichtigt. Die Gesamtkosten des Tierheimbetriebs beliefen sich im Jahr 2024 auf 1,4 Millionen Euro, eine Summe, die nicht alleine durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Fundtierpauschalen und Einnahmen durch Vermittlungsgebühren und Pension gestemmt werden kann, sondern nur durch gelegentliche Nachlässe und Vermächtnisse. Bleiben diese aus, gehen die Rücklagen unweigerlich zu Ende und letztendlich steht auch eine Schließung des Tierheims im Raum.

Appell an Kommunen
weitgehend ungehört

Ein sogenannter Brandbrief, der Ende vergangenes Jahres an die Gemeinden gesendet wurde, zeigte nur wenig Resonanz. Einige wenige Gemeinden folgten dem Aufruf des Tierschutzvereins, die Pauschale auf ein Euro pro Einwohner und Jahr zu erhöhen. Von den meisten Kommunen wurde der Hilferuf sogar komplett ignoriert. Angesichts der aktuellen Preisentwicklung, insbesondere bei den Tierarztkosten, wäre auch ein Euro mittlerweile nicht mehr kostendeckend, und so muss sich der Tierschutzverein andere Wege überlegen. Andrea Thomas wies nochmals darauf hin, dass die Fundtierversorgung eine Pflichtaufgabe der Gemeinden sei. Nachdem das Tierheim im Jahr 2024 insgesamt 753 Tiere aufgenommen hatte, stellte sich schon die Frage, wie das Szenario im Falle einer notwendigen Schließung des Tierheims aussehen könnte.

Erfreulich waren die Vermittlungszahlen im Jahr 2024. Insgesamt wurden 234 Katzen, 36 Hunde, 108 Kleintiere und 47 Reptilien vermittelt. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass täglich neue Tiere eintreffen und auch aktuell wieder 134 Katzen (davon 95 Fundtiere), 25 Hunde, 28 Kleintiere und 100 Reptilien im Tierheim leben.

Unterstützung in
besonderen Notfällen

Auch für Menschen, die plötzlich ins Krankenhaus oder Pflegeheim müssen, steht das Tierheim jederzeit zur Verfügung, um vorhandene Haustiere aufzunehmen, falls es keine Angehörigen gibt. Eine öffentliche Aufgabe, um die sich die jeweilige Gemeinde kümmern müsste, wenn eine Unterbringung im Tierheim nicht mehr möglich wäre.

Nach Vorstellung des Jahresabschlusses trugen die Kassenprüfer Andreas Bensegger und Markus Dick ihren Bericht vor und bescheinigten der Vereinsführung, insbesondere der Schatzmeisterin Andrea Wunder, eine transparente und einwandfreie Arbeit. Gleichzeitig beantragten sie die Entlastung des gesamten Vorstands für das Geschäftsjahr 2024. Diesem Antrag stimmte die Mitgliederversammlung einstimmig zu.

Mit frischem Wind in
eine ungewisse Zukunft

Bei den anschließenden Neuwahlen wurde Andrea Thomas erneut in ihrem Amt als Vorsitzende bestätigt. Hartmut Uttscheid wurde Zweiter Vorsitzender, Andrea Wunder bleibt Schatzmeisterin und Michael Hörl wurde neuer Schriftführer. Als Beisitzer wurden Pia Gärtner, Debbie Hicks, Jana Holzmann und Manfred Voigt berufen. Alle neuen Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt. Dies galt auch für die Wahl der Kassenprüfer Andreas Bensegger und Nicole Lutz.

Verabschiedet wurden die Vorstandsmitglieder Tobias Heinz, Rainer Hübenthal, Jürgen John und Robin Voigt sowie Markus Dick als Kassenprüfer. Nun heißt es, mit dem neuen Vorstand die Zukunft dieser wichtigen öffentlichen Einrichtung zu planen. Andrea Thomas freut sich insbesondere, auch jüngere Kandidaten für das Amt gewonnen zu haben, denn „frischer Wind und neue Ideen tun immer gut“. „Allerdings haben wir sehr viel vor uns und der Weg wird nicht immer einfach sein“, fügt sie hinzu.

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