Rosenheim – Die Wogen gehen hoch am Happinger See, aber die Diskussion verläuft sachlich und fair. Wie geht es weiter nach dem Ansinnen der Beratung des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses mit dem Vorhaben am Happinger See?
Die Befürchtungen einer umfassenden Veränderung des bisherigen Zustandes mit einem großen Gebäudekomplex, eventuellem Verlust der Liegewiese und zusätzlichem Verkehr, die Beeinträchtigung des Naherholungsgebietes, formierten den Widerstand der Bürgerinitiative „Happinger See“, welche sich im vergangenen Jahr gründete.
Weit mehr als
200 Besucher bei der
Infoveranstaltung
Weit mehr als 200 Besucher der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative im „Happinger Hof“ erhofften sich Fakten, Zahlen, Hintergründe, Wünsche und auch Ehrlichkeit. Die Plätze reichten nicht aus, Stühle wurden herangeschleppt, viele verfolgten das Geschehen im Stehen.
Vermutungen, unterschiedliche Aussagen und Ängste waren Beweggründe der Versammlungsteilnehmer. Sie kamen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus dem Rosenheimer Norden, aus Oberwöhr und angrenzenden Bereichen zur Stadt Rosenheim. Alle äußerten die gleichen Bedenken, die Zerstörung eines Naherholungsgebietes, und forderten, Druck auf Entscheidungsträger auszuüben. „Wir müssen uns zeigen“, so ein Fazit.
Markus Tiefenthaler, Leiter der Versammlung, führte sachlich und umsichtig durch den Abend, mit dem Wunsch, keine tiefen Gräben zu reißen, sondern Sachlichkeit, Ehrlichkeit und offene Transparenz in den Mittelpunkt zu stellen. „Dies dürfen wir von unseren gewählten Vertretern erwarten“, so auch sein Ausblick auf die anstehenden nächsten Wahlen.
Knackpunkt in der Diskussion war das Erbbaurecht. Die Stadt ist Besitzer des Gebäudes. Die Veräußerung im Erbbaurecht, so die Bedenken, könnte einem zukünftigen Investor, wobei dann auch schnell der Name Kirner fiel, der in unmittelbarer Nähe ein Anwesen betreibt, vieles ermöglichen. „Fakten sollen uns aber führen“, so der BI-Vorsitzende, „keine Vermutungen“. Rund 364 Quadratmeter umfassen den derzeitigen Bestand, den Gebäudekomplex, der, dies wurde allgemein festgestellt, unbedingt sanierungsbedürftig ist. Die Toilettenanlage sei unzumutbar, so die Aussagen. Die Diaprojektion vermittelte die angedachte Größe des neuen Gebäudes mit dann rund 875 Quadratmetern bei einer Gebäudegröße von 42 mal 20 Metern. „Wir wollen ein Gebäude mit den nötigen Sanitäranlagen, eine Versorgungseinrichtung-Kiosk/Wirtschaft, den Erhalt der Liegewiese, ausreichend Parkflächen, mit den entsprechenden zeitlichen Möglichkeiten.“ Die Bademöglichkeit des Sees werde auch von vielen älteren Mitbürgern sowie Familien mit Kindern genutzt, dies gelte es im Platzangebot zu berücksichtigen. Als positives Beispiel wurde der Badesee Neubeuern genannt, bezüglich des gastronomischen Angebots, wie auch der Parkmöglichkeit.
Gänzlich verworfen wurden die Ansichten einer Masterarbeit der FH Rosenheim, mit den erdachten Möglichkeiten der Neugestaltung. „Wir brauchen kein Hotel am See.“ Hotelanlagen im näheren Umgriff sind vorhanden, wie der Hotelkomplex am Oberfeld, wurde von einem Versammlungsteilnehmer informiert. Dies würde zu Beeinträchtigungen bei Badegästen und Hotelnutzern führen. „Man stelle sich vor, Bikini- und Badhosenträger, vor der Hotelterrasse“, wurde in die Diskussion eingeworfen. Zudem erscheint die angedachte Hotelgröße, es wurde von 15, maximal bis zu 30 Hotelzimmern gesprochen, wirtschaftlich als zu gering. Auch der Inntalradweg auf dem angrenzenden Inn-Damm erschien als ein zu geringes Argument für einen Hotelbau. Aber auch die Privilegierung im Außenbereich, welche im Baurecht festgelegt ist, war ein Kernpunkt. Es handelte sich hier auch um Landschaftsschutzgebiet.
Warum wurde der Naturschutzbeirat, so die Frage des BI-Vorsitzenden, nicht eingebunden? Schnell wurden Vermutungen gebündelt wie zur Moosbachbrücke, über die das bestehende Gebäude und der Parkplatz genutzt werden können. 2016 wies der Haushalt der Stadt hierfür rund 400000 Euro auf, die erscheinen jetzt wieder. Ein Zusammenhang? Das „Warum“ wurde in den Raum gestellt. Ein Schwerverkehr, wie bei einer Baustelle üblich, könnte die vorhandene Brücke nicht tragen.
Ein weiterer Diskussionsschwerpunkt war der Verkehr. Ein Anwohner, der auch unmittelbar am Bahngleis wohnt, sagte: „Wir Anwohner geben keinen Zentimeter Grund her für eine mögliche Erweiterung.“ Beifall der Teilnehmer und Unterstützung eines Anwohners aus der Kastenau folgten. Er befürchtet zusätzlichen Verkehr durch die Kastenau zu dem Erholungsbereich Floriansee, Happingerau-See, Happinger-See. Jeder Neubau wird zwingend einen Kanalanschluss benötigen, so die Feststellung. Ein auch bisher nicht gelöstes Problem. Unter der Bahnstrecke, so die Vermutung, wird dies nicht geschehen können.
Welche finanziellen Auswirkungen kann die gesamte Umgestaltung bewirken? Offen und überwiegend sachlich wurden die Argumente vorgetragen. Immer mit dem Hinweis, sorgsam und aufmerksam die Planungen der Stadt zu verfolgen, meinte ein „Oberwöhrer“. „Uns wurde auch vieles gesagt.“ Käthe Meisinger, ehemalige Stadträtin aus Kolbermoor, forderte, Druck auf Stadträte aufzubauen, dies zeige Wirkung.
Heute tagt der Stadtrat – Was wird geplant? Was wird beschlossen?
Peter Rutz, Stadtrat der Grünen und Versammlungsteilnehmer, verwies auf das Quorum, das die Fraktion einbrachte. „Noch ist es kein Bauplan, über den beraten werden soll.“ Vielfältig die Aufforderung, die heutige Stadtratssitzung zu verfolgen. Es wurde die Hoffnung ausgesprochen, den Tagesordnungspunkt abzusetzen und weitere klärende Gespräche zu suchen.
Thomas Schwitteck