Die (R)Evolution des Pausenbrotes

von Redaktion

In den meisten Schultaschen liegt sie jeden Morgen: die Brotdose. Was drin steckt, ist aber nicht immer gesund. Wie ernst nehmen Familien, Schulen und Politik das Thema der gesunden Ernährung und wer fühlt sich dafür verantwortlich? So gehen Schulen in Rosenheim und Bad Aibling damit um.

Rosenheim/Bad Aibling – Chips, Energy-Drinks und Süßigkeiten – ungesunde Lebensmittel fallen Kindern immer früher in die Hände. Teilweise landen sie auch in der Pausenbox. Doch wie sieht die perfekte Pausenmahlzeit überhaupt aus? Ernährungscoach Sonja Kuhnhardt aus Rosenheim beschäftigt sich damit regelmäßig. „Ich gebe Kindern häufig Ernährungs-Workshops“, sagt Kuhnhardt. Dabei merke sie, dass Kinder Spaß daran haben, neugierig sind und viel probieren wollen. „Kinder wollen wissen, was durch die Nahrung mit ihrem Körper passiert“, sagt die Ernährungsberaterin. Und gerade für Kinder seien die richtigen Nährstoffe besonders wichtig.

Auswirkungen auch
auf die Konzentration

„Die drei großen Nährstoffgruppen sind Ballaststoffe, die Eiweiße und gesunde Fette“, erklärt Kuhnhardt. Bei den Ballaststoffen setzt sie zum Beispiel auf Vollkornprodukte wie Semmeln oder Brot und bei den guten Fetten auf Avocado oder Nüsse. Eiweiße wiederum können durch Eier oder Quark in die Ernährung der Kinder eingebaut werden. So entstehe eine nahrhafte Mahlzeit, die auch beim Frühstück und Pausenbrot wichtig ist. Denn die Nährstoffe wirken sich auf die Konzentration der Kinder aus. „Wenn sie morgens ein Toastbrot mit Marmelade essen, haben sie danach einen starken Blutzuckerabfall“, sagt Kuhnhardt. Dadurch würde die Konzentration der Kinder in der Schule nach einer Zeit nachlassen. Das liegt laut Kuhnhardt daran, dass die Schüler in einen Unterzucker kommen. Bei Essen, in dem viele Ballaststoffe stecken, bleibt der Blutzucker relativ stabil, so die Ernährungs-Expertin.

Wie sieht also die perfekte Pausenbox für Schüler aus? Für Kuhnhardt ist klar: „Das klassische Pausenbrot muss bleiben. Gerne in einer abgewandelten Form: mit Vollkornbrot, Käse und am besten einem selbstgemachten Aufstrich.“ Auch Nüsse, Trockenobst sowie Gemüsesticks sind zur Ergänzung des Pausenbrotes bestens geeignet. „Die richtige Ernährung ist so bunt wie möglich und die Kinder sind dankbar dafür. Sie mögen die Vielfalt“, sagt sie. Kuhnhardts Wunsch ist es, dass „Ernährung“ als eigenständiges Fach in der Schule etabliert wird. Hierzu sieht auch das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) Schulen in der Verantwortung. Sie sollen gesunde Ernährung mit pädagogischen Angeboten begleiten. Das soll mit Kursen und Modulen erfolgen. So macht es zum Beispiel auch die Wirtschaftsschule Alpenland in Bad Aibling. Laut Direktor Matthias Vieweger finden an der Schule immer wieder Kurse statt, die die Ernährung thematisieren. Dadurch sollen die Kinder sensibilisiert werden. Das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium in Rosenheim klärt Schüler mit Kursen ebenfalls über gesunde Ernährung auf.

Für solche Kurse sollen laut der Ernährungsexpertin Kuhnhardt externe Experten an die Schulen geholt werden, um so auch die Lehrer zu entlasten. Mit dieser „Ernährungsbildung“, wie Kuhnhardt sie nennt, werden den Kindern wichtige Inhalte nahegebracht und gezeigt, was schlechte Ernährung mit sich bringt. „Das geht einfach über die Praxis: gemeinsames Kochen oder einen bunten Snackgarten anlegen“, sagt die Ernährungsberaterin. Sie habe den Wunsch, dass Kinder bereits im Kindergarten lernen, wie gesunde Ernährung funktioniert.

Wie wichtig gesunde Ernährung ist, weiß man auch an der Städtischen Realschule für Mädchen in Rosenheim. Im Pausen-Kiosk wird auf ein ausgewogenes, abwechslungsreiches und gesundes Sortiment von frischem Obst über Vollkornprodukte zu frisch zubereitetem Müsli geachtet. Auch die Bereitstellung kostenloser Wasserspender soll die Reduzierung von zuckerhaltigen Getränken bewirken, damit die Schüler gar nicht erst auf Energy-Drinks und Schorlen zurückgreifen müssen. 

Auch in der Grund- und Mittelschule Fürstätt wird darauf geachtet, dass Kinder weniger Getränke mit hohem Zuckergehalt zu sich nehmen. So stellt die Schule ebenfalls kostenloses Wasser zur Verfügung. Laut Schulleiter Kai Hunklinger wird außerdem auf ein gesundes Pausenbrot geachtet. Haben die Kinder zu oft Ungesundes dabei, nimmt die Lehrkraft Kontakt mit den Eltern auf, so der Schulleiter.

Die Ernährungsberaterin Kuhnhardt wünscht sich für Schul-Kioske ein gesundes Sortiment. Ihr Vorschlag: „Das Angebot massiv zu reduzieren und vielleicht nur drei gesunde Pausensnacks anzubieten.“ Süßigkeiten könnten ihrer Meinung nach durch gesündere Alternativen wie Bananenbrot oder Vollkorn-Muffins ersetzt werden. „Ich sehe großes Potenzial bei den Kiosken, sie anders aufzubereiten“, sagt sie.

Schulen helfen – in der
Pflicht sind die Eltern

Klar wird: Schulen im Landkreis Rosenheim bemühen sich um eine gesunde Ernährung der Schüler. Sonja Kuhnhardt ist sich jedoch auch sicher: „Eltern haben die hundertprozentige Pflicht über das Essverhalten und die gesunde Ernährung ihrer Kinder.“ Um dies zu gewährleisten, hat die Ernährungsexpertin einen Tipp: Meal Prep. Insbesondere für Eltern mit wenig Zeit eignet sich diese Methode. Einfach am Sonntag ein paar gesunde Gerichte vorbereiten und wenn möglich einfrieren. So beträgt der maximale Zeitaufwand am Morgen laut der Ernährungsexpertin zehn Minuten. Am Ende ist es für Sonja Kuhnhardt wichtig, „dass die Kinder essen, was ihnen schmeckt“. „Sie brauchen jedoch ein Angebot an gesunden Alternativen.“

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