Zugunglück bei Rohrdorf – Rangierführer verletzt

von Redaktion

Große Aufregung in Rohrdorf: am Donnerstagvormittag fuhr ein Güterzug auf einen stehenden Waggon auf. Ein Mann wurde schwer verletzt. Der Sachschaden ist hoch. Wie es zu dem Unfall kam – und warum es nicht der erste Unfall dieser Art an der Stelle ist.

Rohrdorf – Der Anruf muss Simon Hausstetter um kurz nach 11 Uhr erreicht haben. Jedenfalls war der Rohrdorfer Bürgermeister zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Büro, sondern auf dem Weg zur Bahnstrecke, die zum Zementwerk führt. Dort war es zu einem Zugunglück gekommen.

Neben dem Bürgermeister und zahlreichen Einsatzkräften, war auch Rainer Scharf, Pressesprecher der Bundespolizei Rosenheim, vor Ort. Er berichtet von einem Güterzug, der wohl von Rosenheim kommend in Richtung Zementwerk unterwegs war. Kurz hinter dem alten Bahnhof in Rohrdorf befindet sich eine Weiche. „Unmittelbar nach der Weiche wird es zweigleisig“, erklärt Rainer Scharf.

Das Problem: Direkt nach der Weiche standen gleich mehrere Waggons auf einer Art Ausweichgleis. Die Waggons befanden sich aber offenbar zu nah an der Weiche, sodass sie von dem Güterzug touchiert wurden. Es kam zur Kollision. Sekunden vorher muss der Rangierführer – der sich auf dem ersten Waggon des Güterzugs befand – erkannt haben, dass es zu einem Zusammenstoß kommen wird.

„Er ist noch rechtzeitig vom Zug gesprungen“, sagt Scharf. Dabei habe er sich jedoch eine schwere Kopfverletzung zugezogen und wurde direkt im Anschluss ins Rosenheimer Klinikum gebracht. „Er ist schwer verletzt, aber nicht lebensbedrohlich“, sagt Scharf. Ein Beobachter vor Ort schildert, dass der Aufprall so stark war, dass die Waggons zurückgeschoben wurden. „Es sieht jetzt fast so aus, als hätten sich die beiden Züge gar nicht berührt“, sagt er. Auch sei einer der Waggons komplett vom Rahmengestell getrennt worden. Dass nicht noch mehr passiert ist, sei der Tatsache zu verdanken, dass die Strecke unmittelbar vor der Unfallstelle die Bahnhofstraße quert. Dieser Übergang ist unbeschrankt, der Zug fährt mit Schrittgeschwindigkeit. Trotzdem ist der entstandene Schaden groß. So seien Gleisbett und Oberleitung in Mitleidenschaft gezogen worden. Zudem musste ein Schwerlastkran aus Fulda angefordert werden, um den Waggon aus dem Gleis zu heben.

Die Rangierstrecke blieb für den gesamten Donnerstag gesperrt, auch am heutigen Freitag kann die Strecke aller Voraussicht nach noch nicht freigegeben werden. Der Personenverkehr ist aber nicht betroffen, da es sich nur um die Verbindung zum Zementwerk handelt. Scharf und seine Kollegen ermitteln jetzt wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnbetrieb.

Es ist nicht das erste Mal, dass es an dieser Stelle zu einem Unfall gekommen ist. Das bestätigt Simon Hausstetter auf Nachfrage. So sei es bereits Mitte Mai zu einer Kollision auf der Bahnstrecke zum Zementwerk nach Rohrdorf gekommen. Nach damaligen Informationen der Bundespolizeiinspektion Rosenheim ereignete sich das Unglück bei der Rangierfahrt eines mit Gesteinsmaterial beladenen Güterzuges. Auf dem zweigleisigen Streckenabschnitt bei Rohrdorf fuhr er aus bisher ungeklärter Ursache rückwärts auf eine abgekoppelte, auf einem Nebengleis stehende leere Waggongruppe auf.

Durch den Aufprall entgleisten damals fünf Güterwagen. Dabei wurden Teile des Zuges, Gleise, Gleisbett, Schwellen und Oberleitungen beschädigt. Nach damaligen Schätzungen entstand ein Schaden von circa 750000 Euro. Der Lokführer blieb unverletzt, ein Rangierbegleiter konnte sich mit einem Sprung noch rechtzeitig retten, um nicht zwischen den tonnenschweren Waggons eingeklemmt zu werden.

„Die beiden Vorfälle haben nichts miteinander zu tun. Das sind ganz unterschiedliche Sachverhalte“, sagte Rainer Scharf.

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