Rosenheim – „Ein Skandal verkauft sich besser“, sagte Romed-Geschäftsführer Ulrich Schulze kürzlich bei einer Podiumsdiskussion an der TH Rosenheim zu den Schließungen mehrerer Fachzentren in Vogtareuth. Klar ist: Romed bemüht sich, entstehende Lücken zu schließen. Fakt ist aber auch: Für die Station „Jerwa“, auf der junge Erwachsene mit schweren Mehrfachbehinderungen behandelt werden, besteht so gut wie keine Hoffnung auf eine Übernahme bei Romed. Das machte Schulze im Gespräch mit dem OVB wenige Minuten vor seinem Vortrag an der TH deutlich. Das ist zunächst nicht verwerflich. Schließlich kann man Romed nicht für die Schließung der Station in Vogtareuth verantwortlich machen.
Schulze redet die Sorgen der Menschen klein
Verwerflich ist es allerdings, die Sorgen der Menschen als einen von der Presse hochstilisierten Skandal darzustellen. Auf eine Frage aus dem Plenum, wie man die komplizierte Krankenhausreform den Menschen näherbringen könne, bleibt eine klare Antwort aus. Vielmehr nutzt Schulze die Chance, um Politik und Presse als Buhmänner zu instrumentalisieren. Während man die Probleme in der Politik schönrede, mache man in der Presse das absolute Gegenteil.
„Natürlich wird da völlig übertrieben“
Als Beispiel nennt er die Berichterstattung zu Vogtareuth: „Natürlich wird da völlig übertrieben und auch eine Problematik herbeigeredet, die meines Erachtens in dem Umfang gar nicht da ist“, sagte Schulze bei der Podiumsdiskussion. Die „herbeigeredete Problematik“ ist die Sorge um Versorgungsengpässe in der Region, die die Menschen derzeit umtreibt. Mit dieser Rhetorik entzieht er sich der sachlichen Debatte über die Befürchtungen der Bevölkerung und ignoriert die menschlichen Schicksale. Ein Schlag ins Gesicht für Betroffene. Für die Familien, für die beispielsweise „Jerwa“ das ist, was für jeden Menschen ohne Behinderung selbstverständlich ist: eine vollumfängliche Behandlung, die dafür sorgt, dass man sein Leben bestmöglich gestalten kann.
Unterschriftenaktion und Arbeitsplatzverlust
Doch es sind nicht nur die Menschen, die auf „Jerwa“ angewiesen sind, denen der Romed-Chef mit solchen Aussagen Desinteresse an ihrer misslichen Lage signalisiert. Er ignoriert auch die inzwischen fast 25000 Menschen, die mit einer Petition so verzweifelt um den Erhalt dieser einzigartigen Station kämpfen. Und er ignoriert das Schicksal der 200 Mitarbeiter der Schön-Klinik Vogtareuth, die nun ohne Job dastehen.
Zehntausende kämpfen – Reaktion wirkt zynisch
Es wirkt zynisch, wenn jemand in Schulzes Position die Sorgen um eine Versorgungslücke als übertrieben darstellt. Er spielt die Schicksale unzähliger Betroffener als Medienspektakel herunter und verkennt dabei die Realität. Damit vermittelt er den Eindruck: Die tatsächlichen Nöte und die menschlichen Schicksale sind für ihn nicht mehr als ein Nebenschauplatz, der sich gut verkaufen lässt.