Rosenheim – Vieles drehte sich an diesem Abend um das Thema Verkehr. Erst während der Bürgerversammlung, später auf dem Nachhauseweg. Denn aufgrund einer technischen Störung blieb die Schranke am Bahnübergang in Fürstätt unten – und hinderte viele Bürger daran, heimzu- fahren. „Wir sind gegen 20.45 Uhr über die Störung informiert worden“, sagte eine Sprecherin der Bahn auf OVB-Anfrage. Bis 22 Uhr konnte das Problem behoben werden – und die Autofahrer ihren Weg fortsetzen.
Endorfer Au bleibt ein
„langwieriger Prozess“
Die lange Wartezeit nutzte der ein oder andere vielleicht dazu, um den Abend Revue passieren zu lassen. Bei der fünften – und letzten – Bürgerversammlung in diesem Jahr, sprach Oberbürgermeister Andreas März unter anderem über die Pläne für die Endorfer Au. „Es ist eine der schönsten Wohnlagen in Rosenheim“, sagte er. Das Problem: Viele Gebäude stammen aus den 1950er- und 60er-Jahren. Aufgrund ihres schlechten Zustands sind sie nicht mehr bewohnbar. Eine Sanierung lohne sich nicht. Also begannen vor drei Jahren die Planungen, ein neues „frisches“ Quartier zu entwickeln – immer mit dem Fokus darauf, den „Gartenstadt-Charakter“ zu erhalten. In den nächsten Jahren sollen Pläne geschmiedet und erste Arbeiten begonnen werden. So sei geplant, die Fernwärme auszubauen und die Gebäude aus den 1980er-Jahren wieder herzurichten. „Es wird ein langwieriger Prozess, aber wir werden etwas Schönes draus machen“, sagte März.
Großbaustelle
Mangfallkanalbrücke
Eine Großbaustelle und die derzeit größte Tiefbaumaßnahme des Tiefbauamts, findet nur wenige Meter entfernt von der Endorfer Au statt. Dort wird derzeit die Mangfallkanalbrücke neu gebaut. Vierspurig soll die Straße werden, zudem wird es eine Unterführung auf der Aicherpark-Seite geben, die es Fußgängern und Radlern ermöglicht, die Äußere Münchener Straße an der Stelle ohne Ampel zu überqueren. März rechnet mit einer Fertigstellung im Herbst 2026.
„Damit fällt das letzte Nadelöhr zwischen Brückenberg und Westtangente weg“, sagte der Oberbürgermeister. Die Westtangente wurde bereits am 18. September für den Verkehr freigegeben. Ob das schon zu einem Rückgang des Lkw-Verkehrs in der Stadt geführt hat, soll am Donnerstag, 30. Oktober, geklärt werden. Dann nämlich tagt der Verkehrsausschuss der Stadt. „Es braucht ein wenig Zeit, bis sich der Verkehr umgestellt hat“, erklärte März.
Wie bereits in der Vergangenheit berichtete er von den Plänen der Stadt, aus der Bundesstraße – der B15 – eine Staatsstraße zu machen, also quasi eine Rückstufung vorzunehmen. Nur dann sei es beispielsweise möglich, ein Lkw-Durchfahrtsverbot zu verhängen. Durch dieses Verbot könnte dann – so die Hoffnung der rund 100 anwesenden Bürger – auch die Lärmbelästigung abnehmen. Sollte das nicht helfen, müsste einem Bürger zufolge über bessere Lärmschutzwände nachgedacht werden.
Für Diskussionen sorgte auch die Situation rund um die Pürstlingstraße. Dort, wo sich derzeit noch drei Tennisplätze befinden, soll zeitnah ein Kinderhaus mit zwei Krippen- und vier Kindergartengruppen entstehen. Die Sorge der Bürger: Wo sollen die Eltern parken, wenn Stellplätze bereits jetzt Mangelware sind? Hinzu komme der schlechte Zustand der Straße, und die Tempo-30-Regel, an die sich nur die wenigsten halten würden.
Pürstlingstraße
soll breiter werden
Während Oberbürgermeister März das Parkplatzproblem an diesem Abend nicht lösen konnte, stellte er jedoch die Pläne für die Pürstlingstraße vor. Geplant sei, die Straße neu zu machen – mit einer Fahrbahnbreite von 5,50 Meter und einem zwei Meter breiten Gehweg. Derzeit stehe man in Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern, denn um die Pläne zu realisieren, braucht es deutlich mehr Platz, als der Stadt derzeit zur Verfügung steht. Über die Parkplatzsituation ärgerte sich auch eine Frau aus der Kranzhornstraße. „Die ist immer dicht, vor allem am Wochenende ist es eine Katastrophe“, sagte sie. Die Menschen würden ihr Auto zum Teil im eingeschränkten Halteverbot abstellen. Zudem würden Anhänger dort bereits seit Monaten stehen – teils mit platten Reifen.
Sie würde auch die Tatsache stören, dass einige Anwohner eine Garage hätten, diese aber nicht für ihr Auto nutzen, sondern als Lagerraum. „Es gibt keine Verpflichtung, dass man in seiner Garage parken muss“, erklärte Oberbürgermeister März. In diesem Fall habe er also keine Handhabe.
Aufgeworfen wurde auch die Frage, wieso die Sitzungen des Stadtrats nicht über die Online-Plattform „Youtube“ gezeigt werden. „Dann müsste man sich nicht extra freinehmen. Außerdem könnte dadurch das Vertrauen in die Demokratie gestärkt werden“, sagte ein Rosenheimer, der gebürtig aus Österreich kommt. In seiner Heimatstadt würde es ein solches Streaming-Angebot bereits geben. „Da gibt es in der Regel 1500 bis 2000 Aufrufe“, sagte er. Wirtschaftsdezernentin Patricia Rebmann versprach, sich das Thema in der kommenden Wahlperiode anzuschauen, erinnerte aber auch an den Datenschutz. Wäre einer der Stadträte gegen eine Videoaufnahme, müsste er komplett ausgeblendet werden. „Dann hört man auch nur eine Seite des Dialogs“, gab Rebmann zu bedenken.
Trennungsfehler
und ein Rattenproblem
Kurz vor Ende kam eine Frau dann noch einmal auf das Thema Mülltrennung zu sprechen. Sie habe schon mehrmals beobachtet, dass Restmüll in den Kunststoff-Containern landet. „Das zieht die Ratten an“, sagte sie. März pflichtete ihr bei, sagte, dass es eine „Frage des Anstands und des Respekts“ sei, sich an Regeln zu halten. Dass das nicht immer funktioniere, zeigt die Situation an den Wertstoffinseln und die zahlreichen, achtlos weggeschmissenen Zigarettenstummel, die einem bei einem Spaziergang über den Max-Josefs-Platz ins Auge fallen. „Es ist eine sehr mühsame Diskussion“, sagte er. Nach knapp zwei Stunden verabschiedete sich März von den Anwesenden. Nicht, ohne noch einmal den Appell an sie zu richten, im März wählen zu gehen und der Erinnerung, dass „Wahlen nicht dafür geeignet sind, um Protest zu üben.“