Rosenheim/München – Am vergangenen Sonntag hatten die Münchner die Wahl: OlympiJA oder NOlympia. Jeder Münchner hatte beim Bürgerentscheid die Möglichkeit, sich für oder gegen eine Bewerbung der Landeshauptstadt für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele auszusprechen. Die Antwort war deutlich: Gut 60 Prozent sagten: OlympiJA!
Bewerben könnte sich München für die Spiele 2036, 2040 oder 2044. Während die Mehrzahl der Münchner in den Spielen also eine Chance für große Projekte und wirtschaftlichen Aufschwung sieht, befürchten Gegner, dass das Sport-Spektakel lediglich Geld verschlingen würde. Doch wie steht man in der Region zu Olympischen Spielen, deren Strahlkraft sicherlich auch die Landkreise rund um München erreichen würde?
„Großer Schwung“
für die Region
„Olympia würde auf alle Fälle auch für unsere Region einen großen Schwung bringen, weil so ein großes Sportereignis auch für alle eine euphorisierende Wirkung hat“, ist sich die Rosenheimer Dehoga-Kreisvorsitzende Theresa Albrecht sicher. Das habe man bereits bei einigen Sportereignissen spüren können. „Da geht eine Freude durchs Land“, sagt sie. Und genau diese Freude könne man derzeit gut gebrauchen. „Besonders die Jugend hat in der Corona-Zeit und auch sonst diese Inspiration für den Sport verloren“, sagt Albrecht. Eine Veranstaltung wie Olympia könnte da Abhilfe schaffen und als „Initialzündung“ dienen.
Mit einem „Boom“ durch etwaige Olympische Spiele rechnet auch Rainer Pastäter, Kreisvorsitzender beim BLSV (Bayerischer Landes-Sportverband) Rosenheim. „Es wäre schade, wenn wir das nicht mal wieder nach Deutschland holen, weil das für unsere Sporttreibenden und für unsere Kinder vor allen Dingen eine wirkliche Motivation wäre“, macht er deutlich.
Doch nicht nur Kinder, Jugendliche und alle anderen Sporttreibenden könnten von Olympia profitieren. Auch wirtschaftlich könnten die Spiele einen Aufschwung mit sich bringen. Dass Hotellerie und Gastronomie davon profitieren würden, da ist sich Albrecht sicher. „Alle großen Ereignisse, zum Beispiel auch im vergangenen Jahr diese großen Konzerte, die in München stattfanden, haben auch eine Strahlwirkung für die ganze Region“, macht sie deutlich.
Paris hat gezeigt:
Das Umland profitiert
Ähnliche Effekte für die Wirtschaft sieht Andreas Bensegger, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Rosenheim. Als Beleg dafür nennt er die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024. „70 Prozent der Auftragsvergaben rund um Olympia sind regional – also auch etwa 50 Kilometer rund um Paris – vergeben worden“, macht Bensegger deutlich. „Wenn es um Investitionen im Bereich Infrastruktur und Co. geht, könnten dann natürlich auch regionale Unternehmen aus Rosenheim an diesem Vorhaben partizipieren.“
„Geschenkt gibt es
heutzutage relativ wenig“
Doch es gibt nicht nur positive Stimmen zu Olympia. Kritiker bemängeln, dass das Vorhaben teuer sei und man die Gelder anders besser investieren könne. Das weiß auch Bensegger: „Geschenkt gibt es heutzutage relativ wenig“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Aber ich glaube, die Finanzierung der Spiele hat sich heute schon deutlich geändert.“ Dennoch weiß er, dass Spiele Geld kosten.
Sie würden allerdings relativ viel an unmittelbaren Effekten mitbringen. Als Beispiele nennt er Investitionen, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Zuzug und Tourismus. Und viele Dinge würden der Stadt schließlich auch nach Olympia noch erhalten bleiben. Das sehe man heute noch an den Investitionen, die für Olympia 1972 getätigt wurden.
Kritiker geben allerdings zu bedenken, dass nicht alle Investitionen unbedingt dauerhaft wären. Hierbei müsse man die Forderungen des IOC (Internationales Olympisches Komitee) genauer betrachten. „Eine temporäre Schwimmhalle, die nur für zwei, drei Wochen gebaut würde und danach wieder abgerissen wird, ist einfach nicht zu verantworten“, macht Rainer Auer vom Bund Naturschutz deutlich. „Wenn solche Vorhaben gefordert werden und zwingend Voraussetzungen für eine Olympiade in München sind, dann muss man das schon sehr kritisch anschauen.“ Dennoch sei Auer begeistert von der olympischen Idee und begrüße solche Veranstaltungen grundsätzlich – wie auch die Mehrheit der Münchner.