Aktivisten besetzen leer stehendes Haus

von Redaktion

Es ist der vierte Vorfall innerhalb kürzester Zeit: Zum wiederholten Mal haben Aktivisten ein leer stehendes Haus besetzt – diesmal an der Innstraße. Mit der Aktion wollen sie auf die „enorme soziale Ungerechtigkeit“ hinweisen. Die Polizei ließ die Aktivisten gewähren, denn es blieb friedlich.

Rosenheim – Die Lichterkette hängt noch, aber die Hausbesetzer sind weg. Letzteres bestätigte ein junger Mann, der mit den Aktivisten im Austausch steht, auf OVB-Anfrage. „Es waren zwei Leute im Haus, die es mittlerweile aber wieder verlassen haben“, sagt er am Telefon. Am vergangenen Dienstag gegen 20.30 Uhr gaben die Mitglieder der Gruppe „Rosenheim besetzen“ in einer Pressemitteilung bekannt, dass sie ein leer stehendes Haus an der Innstraße besetzt haben – direkt im Anschluss an eine Kundgebung.

Bei dieser gingen – laut Veranstalter – rund 400 Menschen in Rosenheim auf die Straße, um deutlich zu machen, dass sie mit den Äußerungen von Kanzler Friedrich Merz über die Migration im „Stadtbild“ nicht einverstanden sind. „Die komplette Veranstaltung verlief friedlich und respektvoll“, sagt Veranstalterin Carlotta Wittenberg. Ihr sei es wichtig gewesen, ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung zu setzen.

Kurz vor Ende der Veranstaltung habe dann eine Person mit einem Megafon verkündet, dass er gehört habe, dass gerade ein Haus an der Innstraße besetzt worden sei. „Die Hausbesetzung steht in keinem Zusammenhang zu der Demonstration“, macht Wittenberg deutlich. Es sei weder abgesprochen gewesen noch habe sie von dem Vorhaben gewusst.

Trotz allem verbreitete sich die Nachricht von der Hausbesetzung innerhalb kürzester Zeit. Einige, die zuvor bei der Kundgebung waren, machten sich sogar auf den Weg in die Innstraße. Schon von Weitem habe man die Banner erkennen können, welche aus den Fenstern des leer stehenden Anwesens hingen – unter anderem mit der Aufschrift „Leerstand bekämpfen, Stadtbild verschönern“. Zudem wurde Pyrotechnik gezündet. Das zeigt ein Video, das die Gruppe „Rosenheim besetzen“ auf der Internet-Plattform „Instagram“ hochgeladen hat.

„Die Besetzung richtet sich gegen den übermäßigen Leerstand von Wohnraum und die stetig steigenden Mieten, die viele Bürger in die Verzweiflung treiben“, teilen die Aktivisten in einer Pressemitteilung mit. Sie berufen sich dabei auf eine aktuelle Studie des Deutschen Mieterbunds. Diese besage, dass die Mieten in Rosenheim allein in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent gestiegen sind.

„Es ist nicht zu fassen, dass so viele Häuser leer stehen und gleichzeitig die Mieten für diejenigen, die noch hier leben können, immer weiter steigen“, so die Aktivisten. Mit ihrer Hausbesetzung wollen sie deshalb ein Zeichen setzen und auf die „enorme soziale Ungerechtigkeit hinweisen“.

Von der Hausbesetzung erfuhr der Eigentümer des Hauses an der Innstraße erst am nächsten Morgen. Er sei sofort zu seinem Anwesen gefahren, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Hausbesetzer jedoch bereits wieder weg. „Die vordere Tür war nicht abgeschlossen“, antwortet er auf die Frage, wie die Besetzer überhaupt ins Haus gelangen konnten. Mittlerweile habe er den Eingang mit einem Schloss gesichert.

Wie lange das Haus leer steht und welche Pläne es für die Immobilie gibt, geht aus dem Gespräch nicht hervor. Fest steht, dass es nicht die erste Hausbesetzung dieser Art war. Am 1. Mai besetzten Aktivisten ein leer stehendes Haus am Salzstadel. Am späten Nachmittag wurde die Hausbesetzung durch ein Großaufgebot der Polizei beendet. Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen. Die Besitzer der Immobilie erstatteten Anzeige wegen Hausfriedensbruch.

Im April 2023 wurde das ehemalige Hotel „Goldener Hirsch“ in der Innenstadt besetzt. Die Aktivisten wollten damals mit dem ehemaligen Eigentümer über die weitere Nutzung des Gebäudes verhandeln. Das Haus wurde am Abend von der Polizei geräumt, die Aktivisten wurden festgenommen.

Weder Festnahmen noch Räumungen gab es jedoch am vergangenen Dienstagabend. Zumindest in den sozialen Medien sorgte das für Verwunderung. So wurde unter anderem hinterfragt, wieso die Polizei nicht gehandelt habe. Die Antwort dazu liefert Hauptkommissar Robert Maurer. „Es gab keinen Handlungsbedarf“, sagt er auf OVB-Anfrage.

Er selbst sei vor Ort gewesen, habe sich die Situation angeschaut und nichts Verdächtiges feststellen können. „Es gab zudem weder Anrufe von Nachbarn, noch hat jemand den Notruf gewählt“, sagt Maurer. Dass es Pyrotechnik gegeben haben soll, habe er nur auf einem Video in den sozialen Medien gesehen. „Wir wurden von keiner Seite über eine mögliche Hausbesetzung informiert“, sagt er.

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