Jahrhundertwinter und weiße Weihnachten?

von Redaktion

Interview Wetter-Experte Bernd Eisert gibt erste Prognose für die kommenden Wochen und Monate

Rosenheim – Kälte, Schnee und eisiger Wind: Der Jahrhundertwinter naht. So jedenfalls berichten es mehrere Medien übereinstimmend. Doch ist dem tatsächlich so? Und wie wird das Wetter an Weihnachten? Meteorologe Bernd Eisert wagt im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen eine erste Prognose – und erklärt, wieso man nicht alles glauben sollte.

Der „Jahrhundertwinter“ ist in aller Munde. Wie kalt wird es wirklich?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Die klassischen Wettervorhersage-Modelle reichen nur maximal 14 Tage in die Zukunft. Und auch dann ist es meist nur ein ungefährer Trend, bei dem man oft auch danebenliegen kann. Ganz konkret wird es erst einige Tage vorher. Es gibt inzwischen auch einige Modelle, bei denen man versucht, einen längerfristigen Trend abzuleiten.

Aber?

Bei Modellen dieser Art muss die halbe Erde berücksichtigt werden. Man muss sich beispielsweise genau anschauen, wie sich wo die Meeresströmungen entwickeln. Wenn wir auf diese Modelle blicken, dann lässt sich durchaus sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es winterliche Kältephasen gibt, höher ist als im vergangenen Jahr.

Also gibt es eine Hoffnung auf weiße Weihnachten?

Weihnachten findet tendenziell in einer Phase im Winter statt, in der die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass es  schneit.  Ende Dezember ist tatsächlich eher der schlechteste Zeitpunkt im Winter für Schnee. Anders sieht es da beispielsweise ab Mitte Januar aus. Also zusammengefasst: Es ist einen Tick wahrscheinlicher als im vergangenen Jahr, dass es kalt wird und Schnee fällt. Daraus lässt sich aber keinesfalls ableiten, ob es weiße Weihnachten geben wird, oder nicht.

Trotzdem hält sich das Gerücht über den „Jahrhundertwinter“ hartnäckig.

Aus der Wahrscheinlichkeit, dass es kälter wird, wurde gleich der Jahrhundertwinter (lacht). Aber im April wurde ja auch der Höllensommer angekündigt. Man mag es gerne etwas überspitzt.

Ist denn die Schnee-Wahrscheinlichkeit in Rosenheim aufgrund der Nähe zu den Bergen trotzdem noch einmal höher als anderswo?

Die Schnee-Wahrscheinlichkeit hängt neben der Höhenlage auch davon ab, ob es sich um eine windgeschützte Lage handelt. Schneit es in einem Gebiet, das gut geschützt ist, bleibt der Schnee dort relativ lange liegen. Das liegt daran, dass der Westwind, der  meist  das Tauwetter bringt,  sich  nicht so gut durchsetzt. Rosenheim ist für den Westwind tatsächlich nicht immer gut erreichbar. Noch besser dran sind manche Alpentäler. Dadurch bleibt der Schnee dort zumindest länger liegen als anderswo.

Zwei Wochen vor Weihnachten können Sie dann ganz sicher sagen, ob es schneit?

Da lässt sich ein erster Trend schon  oft  erkennen. Aber es hängt immer auch ein bisschen von der Wetterlage ab. Ist es wechselhaft, mit einem ständigen Auf und Ab, lassen sich die Vorhersagen  nur schwer treffen.

Wenn es gleichmäßiger bleibt – also mit großen, beständigen Hochs und Tiefs – kann man schon etwas früher eine Aussage treffen. Ein bisschen gedulden müssen wir uns also noch. 

Anna Heise

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