Rosenheim – Simone Mentz (37) hat ihre Berufung gefunden: Schwangere auf ihrem Weg zur Mutterrolle begleiten und ihnen eine Stütze sein. Dazu hat die Rosenheimerin eine Ausbildung zur „Doula“ gemacht. Der Begriff „Doula“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie Dienerin. Ihre Aufgabe: „Doulas“ begleiten und stützen Schwangere sowie frischgebackene Mütter auf ihrer emotionalen Reise.
Sich der Sorgen und
Ängste annehmen
Zum ersten Mal sei Simone Mentz, die davor als Personalbeauftragte gearbeitet hat, auf den Beruf der „Doula“ während ihrer eigenen Schwangerschaft gestoßen. Der Unterschied zur klassischen Hebamme besteht darin, dass sich die „Doula“ nicht um die medizinischen Eingriffe kümmert.
„Wir schauen, dass es den Frauen gutgeht, und schaffen einen Raum, in dem alle Wünsche, Fragen, Sorgen und Ängste innerhalb der Familie geklärt werden können“, sagt Simone Mentz. Konkrete Aufgaben bestünden in vorbereitenden Gesprächen rund um die Geburt und das Wochenbett. Von dem Beruf der „Doula“ hat Mentz über Social Media erfahren. „Das war über eine Influencerin im Ausland“, sagt Mentz. Als sie sich über die Tätigkeiten einer „Doula“ informierte, habe sie festgestellt, dass es diese Dienstleistungen in Rosenheim schon gibt. Jedoch in einem überschaubaren Umfang. „Dies ist jetzt vier Jahre her, seitdem hat sich viel getan“, betont Mentz. Durch ihre eigene Schwangerschaftserfahrung und die Zeit danach, fasste Mentz langsam den Gedanken, selbst „Doula“ zu werden. „Meine Geburt und das Wochenbett waren sehr herausfordernd für mich“, sagt Mentz. Aufgrund der Corona-Pandemie legte Mentz diese Idee jedoch auf Eis. „Irgendwann habe ich dann endgültig den Entschluss gefasst: ‚Ich möchte anderen Frauen Orientierung und Halt geben‘“, so Mentz. Anfang 2025 machte sie die viermonatige Ausbildung zur „Doula“ in der „DieDoularei Akademie“ in München. Während der Ausbildung erlernte Mentz Kenntnisse rund um die Schwangerschaftsvorbereitung, die Geburt und der Zeit danach. „In der Ausbildung lernte ich ebenfalls viel über natürliche Wege zur Linderung von typischen Beschwerden, die während und nach der Schwangerschaft auftreten können“, so Mentz.
Nach der Ausbildung zur Doula gibt es Möglichkeiten, zusätzliche Weiterbildungen wahrzunehmen. In Rosenheim gibt es laut Mentz mittlerweile noch eine Handvoll „Doulas“.
„Durch meine eigene Schwangerschaft habe ich gemerkt, dass mir der Austausch mit anderen schwangeren Frauen fehlte“, sagt Mentz. Dabei sei ihr das fehlende Angebot für Schwangere in der Region nur allzu bewusst geworden. „Die Frauen haben wenig Möglichkeiten, sich irgendwo auszutauschen“, betont Mentz. Zudem würden viele Frauen einen gesellschaftlichen Druck verspüren. Mütter und Frauen würden alles richtig machen müssen, was eine große Herausforderung darstelle. Auch Medien würden das Bild der Geburt verzerren. „Dadurch sind Frauen zusätzlich verunsichert und haben Angst“, betont Mentz. Das war der Grund, warum die „Doula“ den „HerzensRaum“, einen kostenlosen Treff für Schwangere in Rosenheim, ins Leben gerufen hat. Dieses Projekt ist eine Herzensangelegenheit von Simone Mentz. Ein erstes Treffen hat bereits stattgefunden, weitere sollen folgen. „Mein größer Wunsch war es, einen Raum zu schaffen, indem sich Schwangere wirklich wohlfühlen“, sagt Mentz. Dabei hoffe sie, dass sich Teilnehmerinnen des Treffs offen austauschen und sich gegenseitig unterstützen können. „Das größte Geschenk wäre es, wenn sie regelmäßig zum Treffen kommen würden“, so Mentz.
Hilfe in der
Eröffnungsphase
Eine Chance in der Tätigkeit der „Doula“ sieht auch die Rosenheimer Hebamme Angela Stark. „Ich sehe die „Doula“ als emotionale Unterstützung“, die den ganzen Ballast mitträgt als positive Ergänzung zur Hebamme, betont Stark. Bei außerklinischen Geburtshilfen würde sie gerne mit einer Doula zusammenarbeiten. „Die ,Doula‘ kann vor allem in der Eröffnungsphase der Geburt eine große emotionale Hilfe für die werdende Mutter sein“, sagt Stark. Jedoch gäbe es auch vermehrt kritische Stimmen seitens der Hebammen, so Stark. Diese würden berichten, dass „Doulas“ versuchen, Hebammen-Aufgaben zu übernehmen, wie Geburtsvorbereitungskurse. Als Ergänzung der Hebamme sei die „Doula“ jedoch eine Bereicherung, um das die Frau Belastende mitzutragen, sagt Stark.
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