Rosenheim – Ludwig Eid ist der Mann, ohne den es den Historischen Verein Rosenheim nicht gäbe, und zwar eigentlich in doppelter Hinsicht. Denn Ludwig Eid half nicht nur, den Verein im Jahr 1901 mit aus der Taufe zu heben, sondern sorgte auch wesentlich dafür, dass das noch junge Kind in der Zeit nach 1910, als er selbst nach Speyer gegangen war, nicht einfach sanft entschlafen ist. Auch von Speyer aus versuchte er immer wieder, Impulse zu geben, handfeste Anstöße, um die Beschäftigung in Rosenheim mit der eigenen Geschichte am Leben zu halten. Auch alles andere, was Rosenheim heute an traditionsreichen Kultureinrichtungen hat – das Stadtarchiv, das städtische Museum – verdankt ihm viel, hinsichtlich der jeweils ersten Jahre fast alles.
In einem Vortrag, den der Historische Verein Rosenheim am morgigen Donnerstag um 19 Uhr im Künstlerhof anbietet, wird dieser so bedeutende Mann wieder lebendig. Und mit ihm die Zeit, in der er lebte. Denn die Jahre von 1865 bis 1936 gehören mit zu den ereignisreichsten in der deutschen Geschichte: von der Aufbruchstimmung des „Alles ist möglich“ um die Jahrhundertwende bis zur Phase der großen Depression um und nach dem Ersten Weltkrieg und schließlich der heraufziehenden Katastrophe des Zweiten.
Den Vortrag hält Professor Manfred Treml, der sich nicht nur im wissenschaftlichen Umfeld als Historiker einen Namen gemacht hat, sondern auch mit seiner Fähigkeit, historische Sachverhalte und Faktenlagen in fesselnde Beschreibungen und Bildwelten umzusetzen. Auch bei dem Lebensbild von Ludwig Eid gelang es ihm, durch intensive Recherchen, die ihn auch zu einer Urenkelin von Ludwig Eid führten, bislang Unbekanntes zutage zu fördern. Und auch hier verbindet Professor Treml das individuelle Lebensschicksal mit einem größeren Blick auf die Zeit: etwa bei der Feststellung, dass Anna Maria Eid, die Witwe Ludwig Eids, sich unmittelbar nach seinem Tod persönlich an Kardinal Faulhaber wandte, um zu verhindern, dass beim Begräbnis ihres Mannes hinter dessen Sarg eine Nazi-Delegation mitmarschieren würde. Kardinal Faulhaber, das ergaben die Recherchen von Professor Treml, hat diesem Wunsch entsprochen und zusammen mit den Ministranten quasi einen Sperrriegel zwischen Sarg und den unerwünschten Trauergästen gebildet.
Für Professor Treml, der selbst von 2006 bis 2011 den Vorsitz des Historischen Vereins Rosenheim innehatte, ist die bis in den Tod hineinreichende Ablehnung des Nationalsozialismus ein weiteres besonderes Merkmal der Persönlichkeit Ludwig Eids. Denn, so Professor Treml, diese integre Haltung sei bei den unmittelbaren Nachfolgern von Eid deutlich weniger ausgeprägt gewesen.
Der Vortrag findet am Donnerstag, 20. November, um 19 Uhr im Theatersaal des Künstlerhofs statt. Der Eintritt für Nichtmitglieder des Historischen Vereins beträgt fünf Euro. jt