Kaiser Wilhelm I. war siebenmal zu Besuch

von Redaktion

Rosenheimer Geheimnisse Folge 4: Der rote Torbogen

Rosenheim – 50 spannende Geschichte über die Stadt Rosenheim enthält das neue Buch „Rosenheimer Geheimnisse“, das Autor Stefan Regniet in Zusammenarbeit mit den OVB-Heimatzeitungen herausgegeben hat. Fünf dieser Geheimnisse stellen wir in loser Folge in den OVB-Heimatzeitungen vor. In der vierten Folge geht es zu einem außergewöhnlichen Torbogen..

„Bad Rosenheim – das mag erst mal ungewöhnlich klingen, aber im 19. Jahrhundert trug die Stadt tatsächlich den Zusatz ‚Bad‘“, sagt Markus Neef. Er ist begeisterter Rosenheimer, ist seit seiner Kindheit beim örtlichen Roten Kreuz engagiert und hat so einiges über seine Stadt zu erzählen. Neef zeigt auf einen gut besuchten Parkplatz, der sich hinter einem mit Reichsadler und Kaiserkrone geschmückten Torbogen aus rotem Marmor erstreckt. Das Relikt aus dem 19. Jahrhundert lässt nur noch erahnen, in welches prächtige Anwesen es wohl einst geführt hat. Markus Neef kennt die Geschichte hierzu genau – und er weiß auch, was es mit der Bezeichnung Bad Rosenheim zu tun hat: „Dieser Torbogen markierte den Eingang des Kaiserbads, das bis 1984 noch an dieser Stelle stand.“ Und eben jenem Kaiserbad hat Bad Rosenheim den Zusatz „Bad“ zu verdanken.

1615 hatte der Arzt Tobias Geiger (1575 bis 1658) die eisenhaltige Küpferlingquelle entdeckt. 85 Jahre später ließ der Ratsherr Wolff Jakob Ruedorffer (gestorben 1724) die Quelle in sein Anwesen gegenüber der Loretowiese leiten. Dies machte sein Haus zum Heilbad, er musste es mehrfach erweitern und ließ es letztlich zu einer großen Badeanstalt ausbauen – dem Kaiserbad, das sich hinter dem Torbogen erstreckte, dort, wo heute Autos parken. Markus Neef hat als Rosenheim-Kenner auch eine Antwort auf die Frage, weshalb das Bad denn „Kaiserbad“ hieß: „Tatsächlich war der deutsche Kaiser mehrfach auf Kur hier in Rosenheim!“ Zwischen 1876 und 1885 besuchte Kaiser Wilhelm I. (1797 bis 1888) siebenmal das Rosenheimer Bad, was diesem seinen Titel einbrachte.

Auch König Max II. von Bayern (1811 bis 1864) besuchte dieses Bad im Jahr 1858. Zu dieser Zeit war es bereits eine repräsentative Kuranlage – ein dreistöckiges Sole- und Stahlbad mit 40 Kabinen, Laubengängen, Pavillons, Trinkbrunnen und Gartenanlagen. Leider konnte Rosenheim nicht mit der Entwicklung anderer Heilbäder in Deutschland – und speziell in der näheren Umgebung – mithalten: Bad Aibling, Bad Reichenhall und Bad Tölz liefen der Stadt den Rang ab und das Kaiserbad fiel dem Verfall anheim. Seine letzte bedeutende Phase erlebte es, als es während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) zum Lazarett umfunktioniert wurde. Als ehemaligen Leiter des Roten Kreuzes interessiert Neef diese Zeit besonders: „Hierzu gibt es noch historische Aufnahmen, doch leider brannte das Bad 1917 komplett aus. Seitdem ist es nie wieder auf die Beine gekommen und wurde 1984 schließlich abgerissen.“ Bad Rosenheim war damit Geschichte – und nur noch der rote Torbogen erinnert an die kurze, ruhmvolle Bäderzeit und die Besuche des deutschen Kaisers in der Innstadt.

Das Buch „Rosenheimer Geheimnisse“ von Stefan Rigniet ist in den Geschäftsstellen der OVB-Heimatzeitungen erhältlich.

So geht’s zum Torbogen

Artikel 1 von 11