Rosenheim – Die Menschen in Westerndorf St. Peter sind vom Verkehr geplagt. Seit vielen Jahren schiebt sich fast der komplette Verkehr, der über den Norden nach Rosenheim fahren möchte, durch den Stadtteil – entweder über die Schlößlstraße oder die Westerndorfer Straße. Da über Letztere auch ein Teil der Bundesstraße B15 verläuft, rollen zudem sämtliche Lastwagen durch Westerndorf. Vom kleinen Transporter bis zum 40-Tonner, zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Mehr als 400 Lkw pro Tag
auf der B15 unterwegs
Das sei manchmal schon krass gewesen, berichtet Franz Engl, der an der Westerndorfer Straße wohnt. Vor allem die Lärmbelästigung habe es in sich, wenn die Lkw den ganzen Tag nur wenige Meter vor der Haustür vorbeidonnern. Bestätigen können das die Zahlen des Staatlichen Baumamts Rosenheim: Eine Verkehrszählung im Jahr 2021 ergab, dass täglich im Schnitt 412 Lkw durch Rosenheim gefahren sind – pro Stunde sind das rund 17 Lastwagen.
Obwohl sich seit der Eröffnung der Westtangente Mitte September der Lkw-Verkehr deutlich reduziert habe, sei das Problem nicht ganz aus der Welt, sagt Franz Engl. „Bei den meisten erkennt man inzwischen an der Aufschrift am Fahrzeug, dass ihr Ziel in der Stadt liegt“, sagt Engel. Hin und wieder sei dennoch einer dabei, der nur durch Rosenheim fährt, um zur Autobahn zu kommen.
Damit könnte bald Schluss sein. Ganz nach dem Wunsch vieler Anwohner – unter anderem aus der Prinzregentenstraße, Hubertusstraße oder eben der Westerndorfer Straße – gibt es Gespräche über ein Lkw-Verbot. Denn auch die CSU und SPD sind überzeugt: Die Lkw sollen nicht mehr durch Rosenheim fahren. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März forderten sie ein Durchfahrtsverbot für Lkw über 3,5 Tonnen – im gesamten Stadtgebiet.
CSU und SPD wollen
ein Durchfahrtsverbot
Wie ein solches Verbot aussehen könnte, darüber haben die beiden Fraktionen auch schon Vorstellungen. Drei Routen durch Rosenheim könnten für Lkw in beide Richtungen gesperrt werden. Die erste verläuft von der Westerndorfer Straße über die Prinzregentenstraße in die Rathausstraße. Die zweite führt ebenfalls über die Westerndorfer Straße, die Hubertusstraße, die Enzenspergerstraße/Klepperstraße und die Kufsteiner Straße zur Panorama-Kreuzung. Ebenfalls dürften Brummis nicht mehr über die Westerndorfer Straße und die Hubertusstraße über den Brückenberg in die Äußere Münchener Straße und weiter zum Schwaiger Kreisel fahren. Damit die Lkw-Fahrer sich daran halten, müssten die entsprechenden Verbotsschilder mit den Hinweisen auf die Westtangente an den „geeigneten Abzweigungen der Umgehungsstraßen“ aufgestellt werden, heißt es in dem Antrag von CSU und SPD. Wenn nötig auch auf dem Gebiet der Nachbargemeinden, um zu verhindern, dass die Lkw aus Versehen in die Stadt fahren.
Neu ist diese Idee nicht. Bereits vor sechs Jahren stimmten die Mitglieder des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV – nach einem Antrag der CSU – für ein Lkw-Durchfahrtsverbot. Die Hürde damals: die noch nicht fertige Westtangente. Da diese jetzt aber komplett befahrbar ist, mussten sich die Stadträte in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses erneut damit beschäftigen.
Bundesstraße muss
zur Staatsstraße werden
Auch dieses Mal waren sich alle einig, dass ein solches Verbot schnellstmöglich umgesetzt werden soll. „Ich möchte auch, dass wir das beschließen“, sagte Andreas März während der Sitzung. Allerdings erinnerte er daran, dass es nach wie vor nicht von heute auf morgen möglich ist. Da die bisherige B15 im Stadtgebiet eine Bundesstraße ist, habe das Staatliche Bauamt das Sagen. Um dort ein Fahrverbot für einzelne Verkehrsarten anordnen zu können, gebe es „hohe Hürden“ für die Stadt, erklärte März.
Leichter werde es erst dann, wenn die Straße der Stadt „gehört“. Dazu muss die „alte“ B15 von der Bundesstraße zur Staatsstraße herabgestuft werden. „Dazu haben bereits Gespräche stattgefunden und wir bereiten das vor“, sagte der Oberbürgermeister. Das kann auch das Staatliche Bauamt auf OVB-Anfrage bestätigen. „Für die Umstufung muss mit der Stadt Rosenheim eine Vereinbarung geschlossen werden. Dazu sind wir bereits in Abstimmungen“, teilt Pressesprecherin Ursula Lampe mit.
Sie rechnet damit, dass das Verfahren 2026 abgeschlossen wird. Wann genau, kann Lampe noch nicht sagen. Fest steht hingegen: Wenn das Verfahren durch ist, erhält die Westtangente – bis jetzt die B15a – die Bezeichnung „B15“. Die Strecke über die Westerndorfer Straße bis zur Briançonstraße ist den Namen und den Eintrag in den Navigationsgeräten dann los. Sobald das der Fall ist, soll auch das Lkw-Durchfahrtsverbot im Stadtgebiet im Detail angegangen werden. Das entschieden die Stadträte erneut einstimmig.
Dieser Schritt sei nicht nur für Anwohner wichtig, sondern auch für die Lkw-Fahrer ein Vorteil, betonte Dr. Wolfgang Bergmüller, Fraktionsvorsitzender der CSU, während der Sitzung. „Die sparen sich auch Zeit, wenn sie über die Westtangente fahren und nicht durch die Stadt“, sagte er. Hinzu komme aber noch etwas anderes: „Ohne die Lkw ist der Verkehr in der Stadt sicherer“, sagte der Vorsitzende.
Zahlen der Polizei
stützen das Gedankenspiel
Recht geben ihm dabei die Zahlen der Polizei: In diesem Jahr gab es im Stadtgebiet 34 Unfälle mit der Beteiligung von Lkw. Vier Menschen wurden dabei leicht, drei schwer verletzt.
Etwas mehr Sicherheit auf der Straße ist auch ganz im Interesse von Franz Engl. Für ihn ist das Lkw-Durchfahrtsverbot grundsätzlich eine „gute Idee“. Auch, wenn man noch abwarten müsse, wie groß der Effekt des Verbots am Ende wirklich ist.