Starbulls-Profis verraten Kindheitsgeheimnisse

von Redaktion

Kinderbuch-Autorin zu Gast in Rofa-Stadion – Lesung in der Kabine und Kindertraining auf dem Eis

Rosenheim – Irgendwann wird er einen goldenen Helm tragen. Da ist sich Quirin sicher. Genauso wie sein großes Vorbild Ville Järveläinen. Der Deutsch-Finne ist aktuell Topscorer der Starbulls Rosenheim und trägt daher den besonderen Helm. „Den will ich auch mal haben, der ist so schön“, sagt Quirin und grinst hinter seiner schwarzen Gesichtsmaske hervor. Der Sechsjährige steht in voller Eishockey-Montur an der Spielerbank im Rosenheimer Rofa-Stadion. Ungeduldig blickt er auf die Eisfläche, hüpft von einem Bein auf das andere. Die Trinkpause dauert ihm schon viel zu lange, eigentlich will er so schnell wie möglich wieder aufs Eis.

Profis der Starbulls
zum Anfassen

An diesem Tag steht ein besonderes Training für die Rosenheimer Nachwuchsspieler der U7 und U9 an: Sie dürfen mit einigen Profis der ersten Mannschaft der Starbulls trainieren. „Das ist schon cool, von ihnen können wir bestimmt gute Sachen lernen“, sagt Quirin, während er beobachtet, wie unter anderem die Starbulls-Spieler Fabian Dietz, Maximilian Adam oder Torhüter Christopher Kolarz die nächste Übung vormachen.

Geübt wird am Anfang vor allem das Schlittschuhfahren. Die Profis zeigen, wie das schnelle Rückwärtsskaten geht, enge Kurven gelingen oder elegant auf der Stelle gebremst wird. „Wenn wir mit ihnen trainieren, werden wir bestimmt auch mal so gut wie die erste Mannschaft“, ist auch Marinus überzeugt. Mit genauem Blick verfolgt der Sechsjährige die Bewegungen seiner Vorbilder. „Man muss aber auch schon sehr viel trainieren, sonst wird das nichts“, stellt Marinus fest.

Bevor es zum Training aufs Eis ging, gab es allerdings ein eher ungewöhnliches „Aufwärmprogramm“ – sowohl für die Nachwuchsspieler als auch die Profis. In der Kabine der Spieler – eigentlich die heiligen Hallen einer jeden Eishockeymannschaft – gab es eine Lesestunde. Das Ziel: „Die Kinder nicht nur für den Sport begeistern, sondern auch fürs Lesen“, sagt Sabine Hahn. Die Autorin aus Frankfurt wurde von den Starbulls für die Nachwuchs-Aktionswoche „Wir sind Eishockey“ eingeladen, um aus ihrem Kinderbuch „Die Eishockey-Kids“ vorzulesen. Denn trotz des vielen Trainings sollte in der Freizeit der Nachwuchssportler auch Zeit zum Lesen bleiben. „Lesen ist total wichtig, das eröffnet mir viele Chancen und Möglichkeiten“, sagt Hahn. Und Kindern vorzulesen sei ein „guter Einstieg“, um sie der Welt der Bücher näherzubringen. „Vor allem bei Jungs, die in dem Alter oftmals wirklich nur den Sport im Kopf haben“, sagt die Autorin und lacht.

Sport als Zugang
zur Welt der Bücher

So sei sie auch auf die Idee gekommen, sportliche Kinderbücher zu schreiben. Ihr Sohn habe damals angefangen, Feldhockey zu spielen. Allerdings sei er auch einer gewesen, der nicht so gerne gelesen habe. „Das wollte ich ändern und habe nach einem Buch gesucht, in dem er über seinen Lieblingssport lesen kann“, erzählt Hahn. Das Problem: Ein solches Buch gab es noch nicht. Daraufhin hat sich die gelernte Buchbinderin hingesetzt und mehrere Kinderbücher über Feldhockey geschrieben – unter anderem wurde sie dafür mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet.

Da danach immer mehr Eltern von Eishockey-Spielern mit dem Wunsch nach einem eigenen Buch auf sie zukamen, wechselte Sabine Hahn aufs Eis. Sie lernte die Regeln, überlegte sich vier Hauptfiguren und veröffentlichte im vergangenen Jahr das Eishockey-Kinderbuch. Seitdem fährt die Frankfurterin durch Deutschland und liest den Kindern vor. Mal in Schulen, mal bei Veranstaltungen oder eben im Eisstadion.

In einer Kabine zu lesen, sei aber auch für sie das erste Mal gewesen. „Das macht es nochmal authentischer, vor allem, wenn auch noch ‚echte Eishockey-Spieler‘ dabei sind“, sagt Hahn. Und auch für die Profis scheint es eine willkommene Abwechslung gewesen zu sein. „Von solchen Aktionen können sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen viel mitnehmen“, sagt Starbulls-Verteidiger Joel Keussen. In seiner Familie habe das Lesen schon immer einen hohen Stellenwert. „Mir wurde als Kind viel von meinen Geschwistern vorgelesen, das ist eine Sache, die uns schon sehr verbindet“, sagt er.

Das wolle er jetzt an seinen kleinen Sohn weitergeben. „Vorlesen gehört für uns zum täglichen Zusammensein dazu, mein Sohn liebt das“, verrät Keussen. Schon kurz nach dem Aufstehen komme er angelaufen und strecke dem Papa ein Buch entgegen. „Im Moment sind vor allem Mitmach-Bücher in, bei denen man in irgendeiner Form klopfen oder schütteln muss“, sagt der Verteidiger.

Ähnlich ist es bei Dominik Tiffels. Bei seiner Tochter stünden gerade Bücher hoch im Kurs, die Geräusche von sich geben. „Ganz egal, ob das Auto- oder Tiergeräusche sind, Hauptsache man kann Knöpfe drücken“, sagt der Verteidiger der Starbulls und lacht. Er selbst habe auch die ein oder andere Erinnerung ans Vorlesen. Seine Eltern hätten ihm und seinem Bruder Frederik – Eishockey-Profi in Berlin und Nationalspieler – abends immer gemeinsam nach der Schule und dem Training vorgelesen. „Da gab’s immer noch eine Gute-Nacht-Geschichte, das war unsere Familienzeit“, sagt Dominik Tiffels.

Besonders beliebt bei den Brüdern Tiffels: die Bücher von Disney. „Da hoffe ich jetzt so ein bisschen, mit meiner Tochter nochmal in die Geschichten eintauchen zu können“, sagt der Verteidiger. Denn selbst greife er mittlerweile eher selten zu einem Buch – trotz der langen Fahrten zu den Auswärtsspielen im Bus. Bei Joel Keussen ist hingegen immer ein Buch in der Tasche dabei. „Ich lese echt gerne Fantasy-Bücher oder Science-Fiction“, sagt er. Das sei immer ein „schöner Zeitvertreib“ und man könne ein bisschen träumen.

Lesen ist fast so cool
wie Eishockey spielen

Marinus und Quirin träumen im Moment wohl eher davon, so schnell wie möglich einen goldenen Helm aufzusetzen. Lesen sei aber auch ganz „cool“. „Ich habe erst ein Buch mit 119 Seiten fertig gelesen“, sagt Quirin stolz. Das mache schon viel Spaß – wenn auch nicht ganz so sehr wie das Training mit den großen Vorbildern.

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