Rosenheim – Der Christbaum steht, die Stände sind aufgebaut: In wenigen Stunden eröffnet am heutigen Freitag der Rosenheimer Christkindlmarkt. Vorab spricht Klaus Hertreiter vom Wirtschaftlichen Verband über Neuheiten, GEMA-Gebühren – und warum es immer schwerer wird, Standbetreiber zu finden.
Auf welche Neuheiten auf dem Christkindlmarkt können sich die Rosenheimer freuen?
Eine Neuheit ist der Baustellenkran am Max-Josefs-Platz. Leider ein eher unattraktives Angebot, das uns zudem zwei Standplätze gekostet hat. Einen der beiden Stände konnten wir am Ludwigsplatz unterbringen, der andere hat sich für dieses Jahr nicht angemeldet. Wir haben bei der Platzierung nachjustiert und dekorativ versucht, atmosphärische Einschränkungen weitestgehend zu vermeiden.
Wie schwer ist es, Stände für den Christkindlmarkt zu finden?
Das wird leider immer schwieriger. Trotzdem ist es uns gelungen, den Besuchern eine gute Auswahl zu bieten. Aber wir kommen immer mehr zu dem Punkt, wo genau das nicht mehr drin ist. Die Qualität und die Quantität gehen immer mehr zurück. Das ist kein Rosenheimer Problem. Viele Städte in Deutschland kämpfen mit der Tatsache, dass bestimmte Produkte über das ganze Jahr, insbesondere online, erhältlich sind. Davon ausgenommen sind natürlich Ausschank- und Imbissbetriebe, hier haben wir zunehmende Interessenten.
Zudem ist es kein einfacher Job, 28 Tage von früh bis abends am Stand zu stehen …
… und den Betrieb durchgehend zu bewerkstelligen, das stimmt. Es sind einfach viele Punkte, die da zusammenkommen. Es ist unsere Aufgabe als Wirtschaftlicher Verband, dafür zu sorgen, dass der Markt dennoch attraktiv bleibt. Das heißt aber auch, dass wir in Zukunft vielleicht auch auf Betriebe von weiter weg zurückgreifen müssen.
Ist es heuer trotzdem gelungen, ein attraktives Angebot zu schaffen?
Auf jeden Fall. Zumal der Hauptanreiz für einen Besuch ja ohnehin darin besteht, dass der Christkindlmarkt ein Riesentreffpunkt ist. Wir haben ein wahnsinnig vielfältiges gastronomisches Angebot. Man kann sich sowohl mittags als auch am Abend durchprobieren. Auch sonst gibt es einiges zu entdecken. Wir haben beispielsweise einen Gemeinschaftsstand von den Starbulls, Galeria und Stadtmarketing. Angeboten werden Souvenir- und Merchandising-Artikel. Zudem gibt es einen neuen Stand, an dem Socken verkauft werden, und „Dirndl & Stenz“ haben den Zirbenholzstand übernommen.
Gibt es auch neue Essensstände?
In diesem Jahr nicht. Dafür hat Nino Horländer eine neue, wirklich tolle Verkaufshütte für seinen Kartoffelstand gebaut.
Sind die Preise gestiegen?
Die Preise für das Essen sind größtenteils gleichgeblieben und wenn, dann nur moderat gestiegen. Der Glühwein wird um 50 Cent teurer. Statt vier Euro müssen die Rosenheimer jetzt 4,50 Euro bezahlen. Der alkoholfreie Glühwein bleibt dafür bei drei Euro stabil.
Heute wird der Christkindlmarkt offiziell eröffnet. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Dass es endlich losgeht (lacht). Ich mag den Moment, wenn der ganze Christkindlmarkt samt Christbaum erstrahlt. Das ist immer eine ganz besondere Stimmung, auch weil man diese mit vielen anderen Besuchern vor Ort teilt.
Ein großes Thema auf allen Festen ist die Sicherheit. Was ist in diesem Jahr anders?
Es gibt Anpassungen. Es gab im vergangenen Jahr leider immer mal wieder Vorfälle, unter anderem auch auf größeren Veranstaltungen. Das beschäftigt uns natürlich auch. Aus diesem Grund gibt es heuer Zufahrtssperren, wie man es von Sommerfestival und Herbstfest bereits kennt. Während der Betriebszeiten ist somit sichergestellt, dass die Marktbereiche nicht befahren werden können. Das Sicherheitsniveau wurde also angepasst und erhöht.
Heftig diskutiert wurden im Vorjahr auch die GEMA-Gebühren. Der Wirtschaftliche Verband musste 29.000 Euro für die Nutzungsrechte von Weihnachtsliedern auf dem Christkindlmarkt bezahlen.
Wir haben diesbezüglich sehr viele Gespräche geführt und überlegt, ob wir das Programm ausdünnen sollen. Komplett auf Musik zu verzichten, war für uns von Anfang an keine Option. Eben auch, weil wir dadurch Musikgruppen und Künstlern schaden würden. Trotzdem braucht es eine Lösung, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Wir haben uns also durchgefragt, inwieweit GEMA-freie Musik angeboten werden könnte.
Und?
Das Ergebnis hat uns positiv überrascht, denn es hat sich herausgestellt, dass ein großer Teil tatsächlich GEMA-freie Musik spielen kann. Wir müssen uns jetzt anschauen, wie dieses neue Konzept bei den Besuchern ankommt und wie zufrieden sie damit sind.
Mit welchen Besucherzahlen rechnen Sie?
Das lässt sich ganz schwer sagen und ist tatsächlich ein Thema, das uns sehr beschäftigt. Die aktuelle Lage ist sehr angespannt. Es gibt viele Demonstrationen, die aktuelle politische Lage beschäftigt viele Menschen. Zudem achten viele Menschen auf ihre Ausgaben. Deshalb können wir keine Vorhersagen treffen. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass das Herbstfest, trotz all dieser Themen, außergewöhnlich gut lief – im Gegensatz zu anderen Festen in Deutschland. Die Rosenheimer aus Stadt und Land kommen schon ganz gerne zusammen und lassen sich ihre gute Laune auch nicht so leicht nehmen.
Das Wetter spielt natürlich auch immer eine Rolle.
Korrekt. Das ist bei jeder Outdoor-Veranstaltung das Hauptkriterium. Wenn es kalt und nass ist, wird es weniger Besucher auf unseren Christkindlmarkt ziehen. Trotz allem sind alle Beteiligten sehr guter Dinge. Es wird jetzt auch Zeit, dass es endlich losgeht (lacht). Anna Heise