So einfach kommt man an kostenlose Bestseller

von Redaktion

Die neuesten Bücher sind nicht in jeder Bibliothek zu finden. In der Rosenheimer Stadtbibliothek ist das jedoch ein bisschen anders. Das liegt auch an Menschen wie Rainer Bartsch. Warum es dort das ein oder andere begehrte Exemplar zu finden gibt und was der Rosenheimer damit zu tun hat.

Rosenheim – Rainer Bartsch ist ein begeisterter Leser. Dementsprechend hat er eine Menge Bücher in seinen Regalen stehen. Warum diese nicht längst überquellen? Er spendet seit langer Zeit Bücher an die Stadtbibliothek Rosenheim. Was er jedoch nicht weiß: Er ist derjenige, der das 5.000. Buch als Pate dort abgegeben hat.

Das Angebot der Buchpatenspende gibt es in den Räumen der Stadtbibliothek Rosenheim schon seit 2007. „Wir waren eine der ersten Bibliotheken, die das bereitgestellt haben“, sagt Monika Hochmuth, Mitarbeiterin der Stadtbibliothek. Die Idee setzte Hochmuth selbst um. „Während meines Freiwilligendienstes in Bildung und Kultur (ehemals FSJ) habe ich dieses Projekt organisiert“, sagt Hochmuth. Dabei ist das Spenden ganz einfach: Man kauft ein Buch, das nicht älter als zwei Jahre ist und gibt es in der Bibliothek ab. Bis heute sei eine Summe von insgesamt 90.000 Euro in Form von Buchpatenschaften gespendet worden, betont Hochmuth.

Einer von diesen Buchpaten ist Rainer Bartsch. Der Rosenheimer hat lange Zeit als Personalleiter bei Siemens gearbeitet. Von dem Angebot erfuhr er zufällig durch einen Aufkleber in einem Buch. „Ich konnte meine Neugier nicht zügeln und habe gefragt, was es denn damit auf sich hat“, sagt Bartsch. Die Idee fand der Rosenheimer sofort gut. „Ich habe mir gedacht, warum nicht? Und seitdem spende ich“, betont Bartsch. Sein erstes Buch spendete er im Jahr 2009.

Seit jeher steuert Bartsch Bücher aus allen möglichen Genres bei. „Aber hauptsächlich spende ich historische Bücher, Krimis und Biografien“, sagt Bartsch. Dieses Jahr habe er die Regale der Bibliothek mit elf Büchern aufgestockt. Bei jedem Besuch in der Bibliothek fragt Bartsch nach, wo Bedarf besteht und welche Bücher benötigt werden.

Auch eines seiner Lieblingsbücher hat er gespendet. „Das war auch bei dem Buch ‚Die Achse der Autokraten‘ von Anne Applebaum der Fall“, betont Bartsch. Wobei er genau dieses Buch jedem ans Herz legen wolle. „Es ist deswegen lesenswert, da sie nicht unbedingt als Historikerin gilt, die Gegebenheiten der Vergangenheit schonungslos in die heutige Zeit übersetzt und damit gewisse Parallelen ableitet“, sagt Bartsch. Für ihn ist klar, dass das Lesen ein wichtiger Bestandteil der Bildung ist. So betont Bartsch immer wieder: „Bücher machen nicht unbedingt dümmer“. Warum Bartsch spendet, hat mehrere Gründe: Zum einen wolle er der Stadtbibliothek sowie den lokalen Buchhandlungen helfen. Zum anderen sei er praktisch veranlagt: „Ich habe immer weniger Platz, und bevor die Bücher in der zweiten und dritten Reihe in Vergessenheit geraten, spende ich sie lieber“, sagt Bartsch. Natürlich hoffe Bartsch auch darauf, dass es Menschen in Rosenheim gibt, denen seine Bücher gefallen.

Spenden wie die von Bartsch sind für die Leiterin der Bibliothek, Susanne Delp, ein „riesengroßer Gewinn“, wie sie sagt. „Wir können es uns budgetmäßig nicht leisten, dass wir von gefragten Titeln zehn Exemplare kaufen“, sagt Delp. Die Bibliotheksleiterin und ihr Team müssen immer abwägen, welches Buch sie mit den finanziellen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, kaufen wollen. „Eine Entscheidung für ein Buch ist gleichzeitig auch eine gegen ein anderes“, betont Delp.

Umso dankbarer sei sie, wenn sie dank der Spenden ihr Angebot erweitern kann. „An Herrn Bartsch freut mich natürlich besonders, dass er auch Geschichtsbücher spendet, das ist mein Sachgebiet und liegt mir dementsprechend am Herzen“, betont Delp. „Lernen aus der Geschichte ermöglicht ein besseres Verständnis für die Gegenwart und Zukunft“, sagt die Bibliotheksleiterin.

Artikel 3 von 10