Aus für beliebtes Lokal in Rosenheim

von Redaktion

Aperol, selbst gemachte Pasta und Tiramisu: Seit 24 Jahren bringen Ornella Del Vecchio und ihr Team italienisches Lebensgefühl nach Rosenheim. Jetzt muss die Tagesbar „Ornella’s“ an der Münchener Straße 34 im Atrium schließen. Über die Gründe – und wann offiziell Schluss ist.

Rosenheim – So richtig vorstellen kann sich Ornella Del Vecchio ein Leben ohne ihr kleines Café nicht. „Ich hab gefühlt schon immer hier gearbeitet“, sagt sie. Sie sitzt an einem Tisch, vor ihr liegt ein Zettel, auf dem sie sich einige Stichpunkte gemacht hat. Immer wieder unterbricht sie das Gespräch, um Gäste zu begrüßen. Von fast allen kennt sie den Namen. „Viele von meinen Gästen sind schon von Anfang an dabei“, sagt die Gastronomin.

Ein Familienbetrieb
im Atrium

Von Anfang an heißt seit fast 25 Jahren. Sieben Jahre lang war Ornella Del Vecchio in der Tagesbar angestellt, nach ihrer Schwangerschaft und einer kurzen Pause übernahm sie das Geschäft. Seitdem ist sie von morgens bis abends im Geschäft. Ihr Mann kümmert sich um das Büro, die Schwiegermutter steht in der Küche, der Schwiegervater übernimmt die Einkäufe.

Ornella Del Vecchio ist für alles andere zuständig. Sie plaudert mit den Gästen, serviert ihnen die verschiedensten italienischen Gerichte und sorgt dafür, dass sie für kurze Zeit den Alltag vergessen können.

Räumlichkeiten
wurden verkauft

Doch damit ist bald Schluss. „Wir haben vor einigen Monaten erfahren, dass wir schließen müssen“, sagt sie. Der Grund: Die Räume wurden verkauft und ihr Mietvertrag vom neuen Eigentümer gekündigt. Mehr weiß sie nicht. Ende Januar geht damit eine Tradition am Atrium zu Ende.

Was Ornella Del Vecchio dann machen will, steht derzeit noch nicht fest. Auch weil sie nie vorgehabt hat, zu schließen. „Ich hätte auf jeden Fall weitergemacht“, sagt sie. Nach der Schließung will sie nun erst mal eine Pause machen, Zeit mit der Familie verbringen und einen neuen Plan für ihre Zukunft schmieden.

In den vergangenen Wochen hat sie nach und nach ihre Gäste über die anstehende Schließung informiert. „Alle sind sehr traurig“, sagt sie. Für viele sei die Bar ein Ort, an dem sie Bekannte treffen können. Hier wurden Freundschaften geschlossen, neue Erinnerungen geschaffen und zahlreiche Feste gefeiert. „Eine italienische Bar wie unsere gibt es in Rosenheim nicht“, sagt Ornella Del Vecchio.

Täglich gebe es wechselnde Gerichte, die alle frisch zubereitet sind. Neben selbst gemachten Nudeln gibt es auch Panini und Sandwiches. Dazu Aperol Spritz, Sanbitter oder einen Campari Soda. „Bei uns arbeiten nur Italiener“, sagt Ornella Del Vecchio.

Die Gastronomin selbst wurde in Neapel geboren, 1996 zog sie nach Rosenheim – und baute sich hier ihr Leben auf, gemeinsam mit ihrer Familie.

„Viele Gäste kommen nur meinetwegen“, sagt sie. Sie kennt die Bestellungen, weiß, wie es den meisten geht und was sie beschäftigt. „Es ist wie eine große Familie“, sagt sie. Doch genau das wird wohl spätestens Ende Januar enden. „Wir wussten, dass das Gebäude irgendwann mal verkauft werden soll. Aber wir wussten nicht, dass es so schnell geht“, sagt Ornella Del Vecchio.

Am 17. Januar soll noch einmal groß gefeiert werden – mit Musik, vielen italienischen Leckereien und Gästen aus den vergangenen 25 Jahren. Dann müssen Ornella Del Vecchio und ihr Team damit beginnen, die Tagesbar auszuräumen. „Es ist schade, weil wir erst vor Kurzem alles renoviert haben“, sagt die Gastronomin.

Anzeigen von leer
stehenden Immobilien

Da sie die Situation nicht ändern kann, will sie versuchen, die letzten Wochen in ihrer Tagesbar zu genießen. Sie will sich bei ihren Gästen bedanken, die ihr über die Jahre immer die Treue gehalten haben. „Viele schicken mir schon jetzt Anzeigen von leer stehenden Immobilien“, sagt Ornella Del Vecchio. Aber ob sie tatsächlich wieder eine Gastronomie in Rosenheim eröffnen will, kann sie derzeit noch nicht sagen.

„Vielleicht irgendwann“, sagt sie. Kurz wird sie leise. Sie blickt sich in ihrem Café um, das für so viele Leute zum Treffpunkt geworden ist. „Vielleicht sollte es genau so kommen. Wir hatten hier eine wirklich tolle Zeit.“

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