Historischer Verein

Das schwierige Erbe der Kastenau

von Redaktion

Rosenheim – Der Stammtisch des Historischen Vereins Rosenheim ist zwar ein neues Format, aber auf dem besten Weg, sich neben Vorträgen und Exkursionen als feste „Aktivitätssparte“ des Vereins zu etablieren. Ziel ist es dabei vor allem, sich nicht nur mit historischen Fragestellungen zu beschäftigen, sondern auch aktuelle Diskussionspunkte aufzugreifen, die die Stadtgesellschaft beschäftigen. Das Stadtviertel Kastenau ist laut Verein „geradezu geschaffen für eine Betrachtungsweise, die Geschichte wie heutige Aktualität gleichermaßen im Blick hat“. Denn die Kastenau ist heute ein begehrtes Wohnviertel, bei dem versucht werden muss, trotz Gentrifizierung und Nachverdichtung etwas von dem einstigen Charme als „Dorfgemeinschaft in der Stadt“ zu bewahren. Diese selbstbewusste „Dorfgemeinschaft“ ist nicht ohne Schmerzen geboren, sie aufgebaut zu haben, war in den 1960er-Jahren eine Errungenschaft. Denn da waren die Schatten der Vergangenheit: Das Viertel wurde in den 1920er-Jahren für den Notwohnungsbau für Wohnungslose genutzt, dann auch für massive Siedlungsprojekte für Kriegsopfer des Ersten Weltkriegs, für Kinderreiche und – schließlich, während der NS-Zeit – auch für SA-Angehörige. Ein schwieriges Erbe, das dem Quartier in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zwangsläufig den Ruf eines Glasscherbenviertels einbrachte.

Über all das soll am heutigen Mittwoch beim Stammtisch des Historischen Vereins diskutiert werden. Treffpunkt ist um 19 Uhr in den Räumen des Cafés „LOK 1858“ im Lokschuppen. Als Gast wird Markus Maier dabei sein, der in der Kastenau wohnt und die Geschichte des Viertels aufzeichnet.jt

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