Rosenheim – Monika Baumgartner ist seit fast 20 Jahren im ZDF als Mutter des Bergdoktors zu sehen. Wieso sie sich keine bessere Rolle vorstellen könnte – und warum man sogar versucht hat, ihr den Dialekt auszutreiben, verrät sie im OVB-Exklusivinterview.
Wie lange spielen Sie schon die Rolle der Mutter des Bergdoktors?
Ich spiele die Rolle seit 19 Jahren, nächstes Jahr haben wir das 20-jährige Jubiläum.
Warum ist die Serie Ihrer Meinung nach so erfolgreich?
Am Anfang wussten wir nicht, dass die Serie so ein Erfolg sein wird. Wir durften weitermachen, wenn die Einschaltquoten stimmten. Das war dann ein paar Jahre der Fall und die Folgen wurden von 45 Minuten auf 90 Minuten verlängert. Der Erfolg beruht wahrscheinlich darauf, dass die Geschichten lösungsorientiert gestaltet sind. Der Bergdoktor versucht für alles eine Lösung zu finden. Zudem sind wir am Set wie eine Familie. Das spüren die Zuschauer.
Hätten Sie gedacht, dass Sie mal so lange dabei sind?
Darüber habe ich mir am Anfang noch keine Gedanken gemacht. Wir haben erstmal abgewartet, ob die Serie funktioniert und ob wir weitermachen dürfen. Und heute gibt es jedes Jahr Fantreffen mit ein paar Tausend Menschen. Die Leute kommen von überall, das ist schon sehr bewegend. Inzwischen wird der Bergdoktor in fünf Ländern synchronisiert.
Hat die Serie „Der Bergdoktor“ ihr Leben verändert?
Ich mache das jetzt seit über 50 Jahren. Vor dem Bergdoktor habe ich schon einige Rollen gespielt und die Veränderung passiert dementsprechend kontinuierlich. Ich darf da arbeiten, wo andere ihren Urlaub verbringen. Das ist natürlich das Wunderbare an meinem Beruf. Mit der zunehmenden Popularität werde ich aber auch mehr angesprochen.
Fühlt sich Ihr Beruf noch wie ein Job an?
Ich habe den schönsten Beruf der Welt und das Tolle daran ist, dass ich nicht mit einem gewissen Alter aufhören muss. Eigentlich wäre ich schon seit acht Jahren in Rente. Es ist nicht so, dass ich froh bin, dass ich nichts mehr zu tun habe, sondern ich freue mich darauf zu drehen und immer wieder neue Kollegen kennenzulernen. Dabei bleibt man natürlich auch wach im Kopf.
Also denken Sie noch nicht ans Aufhören?
Nein, ich wüsste nicht, welcher Schauspieler das macht. Ich kenne nur Bekannte oder Kollegen, die sich freuen, noch dabei zu sein.
Gibt es Rollen, bei denen Sie gerne mitmachen würden?
Durch Corona hat sich einiges verändert. Vor allem die Angebote haben sich dadurch geschmälert, weil einfach nicht mehr so viel produziert wird. Zudem bin ich jetzt 74 Jahre, da kann ich auch nicht mehr so viele Rollen bespielen. Deshalb freue ich mich umso mehr über meine Rolle beim Bergdoktor.
Sie haben erst kürzlich die Tassilo-Medaille bekommen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Das ist eine Medaille für die bayerische Sprache. Ich habe schon immer Szenen auf bayerisch gespielt und es ist einfach eine tolle Geschichte in die bayerische Sprache einzutauchen und sie auch weiterhin lebendig zu gestalten.
Glauben Sie, dass es mehr Dialekt im Fernehen braucht?
Es gab mal eine Zeit, wo es weniger war, aber unter anderem durch Bulli Herbig ist der Dialekt schon stark vertreten. Es gibt ja immer Leute, die sich beschweren und sagen, dass der Dialekt aussterben würde. Das empfinde ich momentan jedoch nicht so.
Wurde Ihnen an der Schauspielschule versucht, den Dialekt auszutreiben?
Ja, wenn ich Shakespeare, Schiller oder Goethe spielen sollte, ging das natürlich nicht im bayerischen Dialekt. Der damalige Direktor der Falkenberg Schule, August Everding, hat mir ebenfalls zu verstehen gegeben, dass die Schule nicht für bayerische Kasper da sei. Da habe ich schon versucht, mir alles abzugewöhnen. Das habe ich dann so weit hinbekommen, dass ich auch Klassiker spielen konnte und durfte.
Aber trotzdem blieben Sie sich treu?
Der Dialekt ist für jeden etwas, egal, ob bayerisch, hessisch oder sächsisch. Durch den Dialekt werden die Menschen auch in eine bestimmte Region zugeordnet und das ist schon etwas Besonderes. Wenn man mit einem Dialekt sprechen kann, hat man noch mal eine andere Ebene, das sollten die Menschen nicht künstlich unterdrücken. Das, was ich habe und woher ich komme, verwende ich zum Gestalten der Figuren, die ich spiele. Dabei zeige ich ja auch, dass ich stolz auf meine Herkunft bin. Ich bin in München geboren und habe dementsprechend auch viele Erinnerungen an meine Kindheit.
Bald sind Sie in Rosenheim, waren Sie schon einmal hier?
In Rosenheim war ich schon öfter und am 20. Dezember bin ich wieder da. Dann machen wir noch mal eine Lesung zu „Die Heilige Nacht“, das mache ich mittlerweile schon seit 15 Jahren – und immer noch mit viel Begeisterung.
Sind Sie vor den Lesungen noch aufgeregt?
Nein, eigentlich bin ich gar nicht mehr aufgeregt. Man hat natürlich immer noch eine freudige Erwartung. Letztes Jahr hatte ich im Dezember 14 Lesungen, da ich auch noch andere Weihnachtsgeschichten lese. Dabei dachte ich am Anfang niemals, dass das so gut ankommt und auch so viel Spaß macht.
Wie sieht das perfekte Weihnachten für Sie aus?
Als meine Mama noch gelebt hat, haben wir alle zusammen, mit meiner Schwester und meinen Neffen gefeiert. Dadurch, dass meine Mama nicht mehr lebt, bin ich entweder bei meiner Schwester und ihren Kindern oder ich bleibe mit meinem Lebensgefährten zu Hause. Das haben wir die letzten zwei Jahre so gemacht. Da habe ich am 23. Dezember den Baum geschmückt und alles dekoriert. An Weihnachten gab es Fondue. Wir haben stundenlang gegessen und geredet. Das ist schön, wenn man keinen Druck und keine Termine hat, dann genieße ich das an den Weihnachtstagen besonders.
Daniela Engel