Rosenheim/Flintsbach – Sepp Wieland, der im August 95 Jahre alt wurde, ist ein Mann, der weit über die Grenzen Flintsbachs bekannt ist: Als Mitglied der Inntaler Sänger, die über 60 Jahre auf Veranstaltungen in der ganzen Region und auch weit darüber hinaus zu hören waren.
Sepp Wieland ist auch der Begründer der Musikantenwallfahrt auf den Petersberg, die seit 1989 alle zwei Jahre abgehalten und heute von seinen Söhnen Martin und Josef Wieland organisiert wird. Damit ist auch schon auf seine Tätigkeit als Flintsbacher Kirchenpfleger verwiesen, eine Funktion, in der er viel für die kirchliche aber auch weltliche Erinnerungskultur getan hat: Ohne ihn gäbe es zum Beispiel weder das Flintsbacher Pfarrmuseum noch viele der darin enthaltenen Ausstellungsstücke, der alte Kirchenfriedhof mit seinen historischen Grabkreuzen wäre möglicherweise schon aufgelöst. Auch das berühmte Flintsbacher Volkstheater hat ihm einiges zu verdanken und der Flintsbacher Maibaum würde heute ohne das Engagement des geschichtlich interessierten Schreinermeisters nicht so viel von der über 1000-jährigen Historie des Ortes erzählen. Sepp Wieland war und ist, das wird daran schon deutlich, ein wacher, vielseitig interessierter Geist, der mit offenen Augen durch die mehr als neun Jahrzehnte seines bisherigen Lebens gegangen ist. Damit ist er ein echter Zeitzeuge für die bewegte Geschichte, die Deutschland seit den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts durchlebt und auch durchlitten hat.
Der Historische Verein Rosenheim hat Sepp Wieland deshalb in seine Reihe der Zeitzeugeninterviews aufgenommen. Mit dem Film über ihn ist nicht nur festgehalten, wie das Dritte Reich, wie die ganze Nachkriegszeit aus der Sicht eines dörflichen Alltags heraus erfahren wurden. Das Interview, das einer seiner beiden Söhne, Martin Wieland, mit ihm führte, gibt auch ein Bild von diesem für Flintsbach und die ganze Region so bedeutendem Mann, seinem Denken und seinem Fühlen.
Der kommende Mittwoch, 10. Dezember, an dem der Film in der Alten Post in Flintsbach offiziell vorgestellt wird, ist darüber hinaus ein ganz besonderer: Sepp Wieland ist vor Kurzem schwer gestürzt, hat den Sturz aber glücklicherweise überlebt und auch die nachfolgende, lange und komplizierte Operation gut überstanden, er befindet sich bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Der Abend ist deshalb in gewissem Sinn eine Feier zu seinem zweiten Geburtstag. Und auch wenn er noch nicht wieder so fit ist, dass er daran selbst wird teilnehmen können: Er wird wissen, vor allem auch im Nachgang durch die Erzählungen seiner Söhne und seiner Frau Balbina direkt erfahren, dass sich hier viele versammelten, um ihm auch dank des Films ganz nahe zu sein.
Der Veranstaltungsbeginn ist um 18 Uhr in der Alten Post in Flintsbach. Diese ehemalige Posthalterei liegt direkt an der Kufsteiner Straße 84, von Brannenburg kommend auf der rechten Straßenseite. Die Veranstaltung findet statt im Gewölbesaal rechts neben der Bäckerei, die ebenfalls in der Alten Post untergebracht ist. Der Unkostenbeitrag für Nichtmitglieder des historischen Vereins beträgt fünf Euro.jt