„Grenze des Machbaren erreicht“

von Redaktion

Die Situation in einigen Rosenheimer Klassenzimmern kann an heißen Tagen unerträglich werden. Da sind auch 30 Grad oder mehr möglich. Auch wenn das aufgrund der Temperaturen gerade kein Thema ist, muss eine Lösung für den nächsten Sommer her. Jetzt werden einzelne Schulen umgebaut – für viel Geld.

Rosenheim – Die Grenze des Machbaren ist erreicht. Das machte Judith Kley-Stephan mehr als deutlich. „In vielen Klassenzimmern ist es einfach zu heiß“, sagte die Grünen-Stadträtin während der jüngsten Sitzung des Schul-, Kultur- und Sportausschusses. An heißen Tagen habe es in dem ein oder anderen Prüfungsraum oder Turnhalle schnell mal „fast 40 Grad“, berichtete sie. Ein Unding, wenn man sich konzentrieren müsse – sowohl für Schüler als auch Lehrer.

„Hitzefrei gibt es im
Endeffekt nicht mehr“

Wie unerträglich die hohen Temperaturen sein können, weiß auch Robert Mayr. „Spätestens ab der dritten oder vierten Stunde ist das kein Spaß mehr“, sagt der Schulleiter der Grundschule Westerndorf St. Peter. Vor allem in den Klassenzimmern in Richtung Süden und Osten. Dort knalle ab den frühen Morgenstunden die Sonne auf die großen Fenster. „Wir haben zwar Vorhänge, die helfen aber nur bedingt“, sagt Mayr. Lüften bringe ab einem gewissen Zeitpunkt genauso wenig. Zudem sei eine andere – vor allem bei Schülern beliebte – Abhilfe auch nicht mehr möglich. „Hitzefrei gibt es im Endeffekt nicht mehr“, sagt der Schulleiter. Schließlich könne man die Kinder nicht einfach nach Hause schicken, wenn die Betreuungssituation dort nicht geklärt ist. Daher bleibe nichts anderes, als bis zum Mittag in der Schule zu bleiben.

„Man kann sich aber vorstellen, wie die Luft dann in den Räumen ist, wenn dort den ganzen Vormittag zwischen 20 und 25 Menschen sitzen“, gibt der Schulleiter zu bedenken. Die stickige Luft halte sich manchmal auch für mehrere Tage in den Klassenzimmern, selbst wenn es zwischendurch abkühlt. Wenn es ein paar Tage hintereinander heiß ist, habe man „gar keine Chance“, sagt Mayr.

Da die Situation an der Grundschule Westerndorf St. Peter kein Einzelfall ist, hat die CSU vor einiger Zeit einen Antrag an Oberbürgermeister Andreas März gestellt. Die Forderung: Die Stadt soll einen Vorschlag machen, wie die „zunehmenden Hitzetage in den Rosenheimer Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen“ erträglicher werden. Im jüngsten Schul-, Kultur- und Sportausschuss wurde der jetzt vorgestellt.

Obwohl es nicht möglich sei, überall etwas für die Klimatisierung nachzurüsten, „kann man schon ein paar Dinge machen“, verkündete Andreas März während der Sitzung. Um herauszufinden, in welchen Einrichtungen etwas gemacht werden muss, wurde in verschiedenen Kitas und unter anderem in der Prinzregentenschule heuer die Temperatur aufgezeichnet. Das Ergebnis: „An bis zu zehn Schul- beziehungsweise Betreuungstagen wurde eine Temperatur von 30 Grad oder mehr erreicht“, sagte Schul- und Sportamtsleiter Sebastian Fink.

Da davon auszugehen ist, dass es nicht weniger werden, sind jetzt mehrere Maßnahmen geplant. Zum einen soll es an weiteren Schulen und Kitas im kommenden Jahr Temperaturmessungen geben. Zum anderen ist eine Verbesserung der Temperaturentwicklung in der Kindertageseinrichtung „Casa Creativa“ und der Kinderkrippe Innzwerge in Arbeit. Wie das genau aussehen könnte, werde noch geprüft.

Für einige Schulen gibt es hingegen schon konkretere Pläne. „Wir haben uns überlegt, dort Deckenventilatoren zu installieren und die Außenbeschattung nachzurüsten“, sagte Fink. So sollen in der Astrid-Lindgren-Grundschule, der Prinzregentenschule und dem Sonderpädagogischen Förderzentrum jeweils in zwei Klassenzimmern mit einer Süd- oder Ostausrichtung zwei der Ventilatoren aufgehängt werden. Kostenpunkt pro Klassenzimmer: rund 5.000 Euro. Die Geräte könnten die Luft zwar nicht herunterkühlen, dennoch sei es unter den Ventilatoren gleich ein „anderes Gefühl“, sagte der Amtsleiter.

An der Grundschule in Westerndorf St. Peter gibt es die Überlegung, die Außenbeschattung an der Südseite nachzurüsten. Die Stadt rechnet bei einem Preis von rund 2.500 Euro pro Fenster insgesamt mit Kosten in Höhe von 120.000 Euro. Auch an der Grundschule in Pang soll noch mal zusätzliches Geld in die Hand genommen werden: Dort werde geprüft, ob ebenfalls eine Außenbeschattung sowie eine Belüftung des Glasdaches im südlichen Gebäudeteil möglich ist – für rund 30.000 Euro.

Das sei zwar viel Geld, dennoch seien diese Maßnahmen bei bestehenden Gebäuden wirtschaftlich umsetzbar, sagte Sebastian Fink. Im Gegensatz zum Einbau von Klimaanlagen. Bei künftigen Neubauten oder Generalsanierungen könnten hingegen gleich „Kühl- und Klimatisierungselemente“ eingebaut werden. Oder „verstärkt auf Bauweisen gesetzt werden, die sich von Haus aus günstig auf die Hitzeentwicklung auswirken“, berichtete der Schulamtsleiter.

Obwohl es alle Stadträte positiv sahen, dass etwas an den Schulen passiert, gab es an dem ein oder anderen Punkt Redebedarf. So erinnerte Alexandra Linordner von der CSU daran, dass für die Sanierung des Karolinen-Gymnasiums „ein Haufen Geld“ ausgegeben wurde. Die Kühlung und Beschattung des Gebäudes aber nicht wirklich funktioniert habe. Während die Verwaltung versicherte, dass das Problem mit einer neuen Programmierung besser werden soll, müsse das bei anderen Baumaßnahmen an Schulen von vornherein besser berücksichtigt werden, betonte Linordner.

Ventilatoren
dürfen nicht zu laut sein

Genauso müsse bei den Ventilatoren darauf geachtet werden, dass diese nicht zu laut sind, ergänzte Gabriele Leicht von der SPD. Ansonsten könne das den Unterricht stören. Ein anderes Problem sprach Judith Kley-Stephan an. „Die Rollos an den Schulen dürfen über Nacht nicht heruntergefahren werden, genauso wenig werden zur Nachtzeit die Fenster zum Durchlüften geöffnet“, sagte sie. So heize sich das Klassenzimmer übers Wochenende auf und am Montagmorgen bekomme man die Hitze nicht mehr raus. „Das könnte man aber leicht ändern“, betonte sie. Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP, schlug zudem vor, die Schulgebäude an den Außenseiten mehr zu begrünen. Um die Hitze in den Klassenzimmern ganz in den Griff zu bekommen, gebe es wohl „keine einfache, schnelle Lösung“, sagte auch Oberbürgermeister Andreas März. Das sehe man allein schon an den ganzen Vorschlägen. Jetzt sei mit den geplanten Maßnahmen aber ein guter Anfang gefunden.

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