Rosenheim – Leicht ist es nicht. Zumindest für diejenigen, die nicht im Geld schwimmen. „Für Normalverdiener ist es im Moment schwierig, sich etwas zu kaufen“, sagt Dr. Stephan Kippes. Das fällt dem Immobilienexperten vom Immobilienverband Deutschland (IVD) Region Süd beim Blick auf die Situation in Rosenheim sofort auf. Während der Wunsch nach der eigenen Wohnung oder dem Haus mit Garten in den vergangenen Jahren für Rosenheimer realistischer schien, schaut es wieder düsterer aus.
Geringe Gehälter bei
hohen Immobilienpreisen
Recht geben Stephan Kippes die Zahlen des Immobilienportals „immowelt“. Mit einem Ranking haben sich dort die Immobilienfachleute angeschaut, in welchen deutschen Städten der Wohnungskauf für Normalverdiener bezahlbar ist. Dazu wurde das Einkommen mit den Immobilienpreisen der auf dem Portal angebotenen Inserate in 106 kreisfreien Städten verglichen. Das Ergebnis: Rosenheim schneidet sehr schlecht ab – und landet auf dem 103. Platz. Nur Hamburg, Potsdam und München liegen dahinter.
Der Grund für das schlechte Abschneiden scheint schnell gefunden: Die Rosenheimer verdienen im Vergleich zu den hohen Immobilienpreisen zu wenig. Beim Median-Bruttogehalt – eine Hälfte der Menschen verdient mehr, die andere Hälfte weniger – befindet sich Rosenheim bloß auf Platz 43 von 106, teilt Pascal Kießling, Pressesprecher von „immowelt“, mit. Das Problem an der Sache: „Die Wohnungspreise sind dagegen die fünfthöchsten“, sagt er.
Der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei einer Bestandswohnung – 75 Quadratmeter, drei Zimmer im ersten Stock – liegt in Rosenheim dem Immobilienportal zufolge bei 5.299 Euro. Bei Häusern im Bestand sind es 5.529 Euro pro Quadratmeter. Das monatliche Median-Bruttogehalt beträgt aber nur 3.885 Euro. Zum Vergleich: In München sind es 5.094 Euro beim Gehalt gegenüber 8.224 Euro für den Quadratmeter. Im rheinland-pfälzischen Pirmasens, der „Sieger“ des Rankings, sind es 3.559 Euro und ein Quadratmeterpreis von 1.240 Euro.
Warum die Situation in Rosenheim schwierig ist, dafür hat Pascal Kießling eine Erklärung. „Für die hohen Immobilienpreise dürfte vor allem die Lage in der Metropolregion München verantwortlich sein“, vermutet er. Das hohe Preisniveau der Landeshauptstadt strahle seit Jahren weit ins Umland aus.
Doppelhaushälften sind
deutlich teurer geworden
Da den Menschen, die in München arbeiten, die Immobilienpreise dort aber zu hoch sind, suchen sie nach Alternativen außerhalb, erklärt der „immowelt“-Pressesprecher. So steige in Rosenheim die Nachfrage und damit auch der Preis, die Gehälter in Rosenheim seien eben aber nicht auf Münchner Niveau.
Den „geografischen Nachteil“ macht auch Stephan Kippes als Hauptgrund aus. Über alle Wohnformen hinweg seien die Kaufpreise auf einem „stabilen, beachtlichen Preisniveau“, sagt der Immobilienexperte. Seinem Verband zufolge kostet ein Einfamilienhaus in guter Lage in Rosenheim derzeit durchschnittlich 917.000 Euro. Ein Reihenmittelhaus im Bestand gibt es für 670.000 Euro. Wenn es neu gebaut wird, kostet es 707.000 Euro.
Während sich diese Preise 2025 kaum verändert haben, sei der Preis für bestehende Doppelhaushälften „nach oben geschossen“, sagt Kippes. Wer eine solche kaufen möchte, muss 803.000 Euro hinlegen, im Schnitt um 10.000 Euro mehr als in der ersten Jahreshälfte. Wer eine neue möchte, muss sogar 903.000 Euro bezahlen. Auch bei den Wohnungspreisen habe sich im vergangenen halben Jahr wenig getan, berichtet der Immobilienexperte.
Wer dennoch an einem Kauf interessiert ist, für den gebe es jede Menge Auswahl, ergänzt Stephan Kippes. Die Objekte auf dem Markt seien in den vergangenen Jahren wieder mehr geworden. So gibt es auf den Onlineplattformen derzeit rund 160 angebotene Eigentumswohnungen und 70 Häuser im Rosenheimer Stadtgebiet, teilt Arno Seidl, Leiter des Immobiliencenters der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, auf OVB-Anfrage mit. Im Landkreis seien es weitere 390 Wohnungen und 460 Häuser.
Viele Objekte auf
dem Immobilienmarkt
Obwohl auch bei der Sparkasse in einigen Bereichen des Immobilienmarktes „nennenswerte Preiszuwächse“ zu erkennen sind, seien zuletzt wieder mehr Wohnungen und Häuser verkauft worden. Bayernweit sei der Umfang der Verkäufe um neun Prozent gestiegen. „Analog hierzu ist die Anzahl der von uns vermittelten Immobilien im exakt gleichen Umfang angestiegen“, sagt Seidl.
Für alle, die für den Immobilienkauf Geld von der Bank brauchen, sehe die Lage zurzeit positiv aus. Die Situation rund um die Baukredite sei „weiterhin gut“. „Auch wenn im Vergleich zum Jahresanfang die Zinskonditionen gestiegen sind, bleiben die Voraussetzungen für eine Immobilienfinanzierung unverändert“, berichtet Christian Groß, Baufinanzierungs-Spezialist bei der Sparkasse. Er macht aber auch deutlich, dass neben der Tilgung des Kredits und des Zinses auch immer der normale Alltag zu bestreiten ist.
Auch aus diesem Grund ist für Stephan Kippes klar, dass es wohl auch in nächster Zeit für alle „Normalverdiener“ auf dem Immobilienmarkt schwierig bleiben könnte.