Nach dem Sturz musste die Frau eigenen Angaben zufolge lange warten, bis Sanitäter eintrafen. Foto privat
Rosenheim – „Dieser Treppenabsatz hätte fast das Leben meiner Frau gekostet“, schreibt Walter Opielka in einem Beitrag auf Facebook. Dazu teilt er ein Bild, auf dem seine Frau auf dem Betonklotz sitzt, unter dem sich der Zulauf für den kleinen Bach am Ludwigsplatz befindet. In einem Telefongespräch mit dem OVB schildert er Details zu dem Abend, der für das Paar anders endete als geplant.
Vier Tage auf
der Intensivstation
„Wir waren am Christkindlmarkt spazieren, es war schon leicht dunkel“, erklärt Opielka. „Meine Frau wollte um den Betonblock gehen, ist wahrscheinlich an der Treppe abgerutscht und so blöd gefallen, dass sie auf dem Block aufgekommen ist.“ Es wäre auch möglich, dass sie über eines der dort für den Christkindlmarkt liegenden Kabel gestolpert ist. Am Ergebnis ändert das allerdings nichts.
Die Folgen sind drastisch: eine gebrochene Rippe, verletzte Finger, Probleme mit der Lunge und sogar ein Riss oder Anriss in der Leber. „Was es genau ist, wissen wir noch nicht“, sagt Opielka.
Vor Ort wurde seine Frau zunächst von freundlichen Helfern versorgt. Bis die Sanitäter eintrafen, habe es lange gedauert. Im Anschluss an die Behandlung in einem Klinikum machten sich die beiden wieder auf den Weg in die Heimat nach Österreich. Nachdem Opielkas Frau dort drei Tage mit heftigen Schmerzen durchlitten hatte, wurde sie letztlich vom Notarzt ins Klinikum in St. Johann in Tirol eingeliefert. Dort lag sie, Opielka zufolge, aufgrund der verletzten Leber vier Tage lang auf der Intensivstation.
Kein Rettungsdienst
auf Marktgelände vor Ort
Opielka ist fassungslos: Einerseits darüber, dass die Stufe auf dem Christkindlmarkt weder markiert war noch irgendwie anders auf die Gefahrenstelle hingewiesen wurde. Andererseits auch darüber, dass auf dem Marktgelände regulär kein Rettungsdienst vor Ort ist. „Fünf Minuten, nachdem meine Frau gestürzt war, ist eine ältere Dame hingefallen“, berichtet er. „Der Nächste, der da darüberfällt, stirbt. Wenn meine Frau mit dem Kopf auf dem Betonblock aufgeschlagen wäre, wäre sie tot gewesen.“
Auf Nachfrage bei der Stadt Rosenheim zu dem Unfall von Opielkas Frau und warum an entsprechender Stelle keine Warnhinweise angebracht sind, schreibt Pressesprecher Christian Baab: „Dass es zu dem Unfall kam, ist bedauerlich. Wir wünschen der Dame gute Genesung.“ Die Stufen am Gerinne am Ludwigsplatz befänden sich dort seit der Umgestaltung im Jahr 2009. „Uns wurde seit der Ausweitung des Christkindlmarktes bis ans Gerinne am Ludwigsplatz seit 2022 bei rund 700.000 Besuchern pro Jahr kein derartiger Unfall gemeldet“, so Baab weiter.
Das sagt der
Veranstalter zum Unfall
Außerdem ergänzt er: „Wer sich im öffentlichen Raum bewegt, der nimmt ein gewisses ‚allgemeines Lebensrisiko‘ in Eigenverantwortlichkeit in Kauf. Dazu gehören auch Stufen.“ Der Bereich sei gut ausgeleuchtet und einsehbar. „Dennoch wurden die seitlichen Zugänge zum Gerinne als Vorsichtsmaßnahme abgesperrt und die Stufen farblich markiert“, so Baab.
Und auch Klaus Hertreiter, Geschäftsführer beim Wirtschaftlichen Verband Rosenheim, der den Markt veranstaltet, äußert sich auf Anfrage zur Unfallstelle: „An der genannten Stelle ist keine besondere Gefährdung erkennbar; sie entspricht einer üblichen, unauffälligen Situation, wie sie vielerorts im Stadtgebiet und darüber hinaus anzutreffen ist“, erklärt er. „Wir haben den Vorfall dennoch zum Anlass genommen, die Besucherwegeführung in diesem Marktbereich durch optische Elemente noch deutlicher hervorzuheben, um die Orientierung weiter zu verbessern.“ Er erklärt, dass man beim Verband den Unfall außerordentlich bedauere. „Wir wünschen der Geschädigten eine schnelle und vollständige Genesung!“
Zur Anwesenheit von Sanitätern – wie es beispielsweise beim Rosenheimer Herbstfest der Fall ist – erklärt Hertreiter: „Grundsätzlich werden auf Märkten – einschließlich Weihnachtsmärkten – im öffentlichen Raum keine stationierten Sanitäter, Feuerwehr- oder Polizeikräfte vorgehalten.“ Trotz hoher Besucherzahlen würden diese Veranstaltungen statistisch als relativ sicher gelten. „Dies bestätigen auch die in nunmehr 41 Jahren Rosenheimer Christkindlmarkt äußerst niedrigen Zahlen an sicherheitsrelevanten Vorkommnissen. Ein vergleichbarer Vorfall wie dieser ist uns auch über die vielen Jahre nicht bekannt“, erklärt Hertreiter.