Schülerin gewinnt Reclam-Cover-Wettbewerb

von Redaktion

Reclam ist bekannt für seine gelben Hefte, in denen Literaturklassiker abgedruckt werden. Heuer richtete der Verlag einen Wettbewerb aus, bei dem Teilnehmer selbst ein Cover gestalten sollten. Eine Schülerin aus dem Landkreis Rosenheim belegte mit ihrem Entwurf den ersten Platz. Wie sie das geschafft hat.

Rosenheim – Wenn aus Hunderten Einsendungen das eigene Projekt als bestes ausgewählt wird, dann ist das eine große Sache. Das weiß Emelie Meier besonders gut, denn sie hat es selbst erlebt.

Die 18-Jährige stammt aus dem Landkreis Rosenheim und räumte nun bei einem bundesweiten Cover-Wettbewerb des Reclam-Verlags ab. Obwohl das gar nicht ihr Ziel war. Dass Meier überhaupt etwas einreichte, ist ihrer Kunstlehrerin zu verdanken. „Sie hat uns auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht“, erzählt Meier. Die 18-Jährige ist gerade in der 13. Klasse, geht auf das Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium. Nächstes Jahr macht sie Abitur.

Zu Auseinandersetzung mit

dem Klassiker motivieren

Bei dem Cover-Wettbewerb von Reclam mussten die Teilnehmer eine Titelseite für das Stück „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist anfertigen. „Ein zentrales Ziel war es, Schüler zur intensiven, kreativen Auseinandersetzung mit dem Klassiker zu animieren“, erklärt Andrea Profetto, Pressesprecherin des Verlags. Die Gestaltung eines überzeugenden Covers erfordere nämlich zwangsläufig ein gutes Verständnis der Themen und Motive.

Das hat Emelie Meier bewiesen. Die Geschichte war ihr allerdings auch nicht unbekannt. „Da ‚Der zerbrochene Krug‘ momentan Pflichtlektüre im Abitur ist, haben wir es bereits im Unterricht durchgenommen“, erzählt sie. Deshalb habe sie auf Notizen und Hefteinträge zurückgreifen können und sich nur wenige Stellen erneut ansehen müssen.

Eine Schullektüre zu lesen, ist in ihren Augen selten spaßig. „Aber als Komödie hatte das Buch einige witzige Momente und ich war auch interessiert daran, wie die Geschichte ausgeht“, betont sie. Sie empfindet gerade ältere Werke als spannend, weil sie oftmals den Zeitgeist einfangen. „Heute würde eine Geschichte mit ähnlichen Thematiken ganz anders aussehen“, vermutet sie.

Basierend auf dem Verlauf der Geschichte kam Meier die zündende Idee für ein passendes Cover. Die Hauptfigur Adam habe sie auf jeden Fall darstellen wollen. „Ich habe mich schließlich für eine Szene entschieden, in der er am Schreibtisch sitzt und in den Spiegel sieht“, erklärt sie. Zudem habe sie versucht, möglichst viele Details aus der Geschichte einzubauen und sich dafür auf bestimmte Szenen gestützt.

Ein Detail kommt bei der
Jury besonders gut an

So konnte sie die Jury überzeugen. „Das Cover von Emelie Meier vereinte drei wesentliche Kriterien auf einzigartige Weise: Zeichentechnik, Symbolbild und Ideenreichtum“, betont Reclam-Sprecherin Andrea Profetto. Die Juroren hätten insbesondere die gestalterische Konzentration und die klare Symbolik gewürdigt, welche die tiefere Bedeutung des Dramas erfasste. Ein Detail, ein besonderer Witz kam jedoch besonders gut an. „Auf dem Cover ist eine kleine Sphinx zu erkennen, die als Symbol für ungelöste Rätsel und rätselhafte Personen die Thematik des Stücks perfekt aufgreift“, erklärt Profetto.

Der Wettbewerb, den Emelie Meier für sich entscheiden konnte, ist allerdings nicht der erste seiner Art. Vor einigen Jahren gab es das Gleiche schon einmal – zu „Woyzeck“ von Georg Büchner. „Die freien Flächen der ikonischen gelben Bücher werden außerdem seit Generationen von Schülerinnen und Schülern zur kreativen Auseinandersetzung und Gestaltung genutzt“, sagt Profetto.

Erste Reaktion auf Sieg:
„Einfach nur verdutzt“

Das tat auch Emelie Meier. Für die kreative Gestaltung schaufelte sich die 18-Jährige eigens Zeit frei. „Für das Cover selbst habe ich etwa drei bis vier Stunden gebraucht“, erzählt sie. Davor habe sie sich allerdings über Wochen hinweg bereits immer wieder Gedanken gemacht und Ideen skizziert. „Da kann man noch einmal mindestens zwei weitere Stunden dazurechnen“, so Meier. Sie nahm aber nicht am Wettbewerb teil, um zu gewinnen, wie sie selbst sagt. „Der Gedanke daran war natürlich da, aber das war nicht meine Motivation, mitzumachen“, betont sie. Als sie schließlich per E-Mail informiert wurde, dass sie gewonnen hatte, war sie „einfach nur verdutzt“. Erst beim zweiten Lesen habe sie es vollständig begriffen und sich sehr gefreut. Über 450 Einsendungen gingen insgesamt beim Reclam-Verlag ein. Das Cover von Emelie Meier konnte so überzeugen, dass es auf dem ersten Platz landete. Das Buch erscheint nun laut Reclam als limitierte Auflage im Buchhandel – mit Meiers Entwurf bedruckt. Außerdem bekommt sie 50 Exemplare von dem Heftchen und ein Preisgeld in Höhe von 300 Euro.

Lustspiel von Heinrich von Kleist

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