Die Toiletten im Parkhaus P4 sind laut Übersicht der Stadt „noch akzeptabel, aber in einem schlechten Zustand“.
Rosenheim – Peter Rutz fehlen die Worte. „Wir ärgern uns seit 15 Jahren über die Situation. Geändert hat sich nichts“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Der Grund für seinen Unmut: die Toiletten-Situation in Rosenheim. „Ein Großteil der öffentlichen Toiletten ist in einem schlechten Zustand“, sagte er.
Aus diesem Grund forderte seine Fraktion – gemeinsam mit ÖDP-Stadtrat Horst Halser –, dass im gesamten Stadtgebiet eine ausreichende Anzahl an öffentlich zugänglichen Toiletten bereitgestellt wird. Wünschenswert wäre auch, dass die Toiletten barrierefrei sind und regelmäßig gereinigt werden. „Es ist peinlich, wenn man Besuchern derzeit ein öffentliches WC empfehlen muss“, sagte Rutz.
Nur wenige
Lichtblicke
Eine Übersicht über öffentlichen WC-Anlagen bestätigt das. Dort festgehalten hat die Verwaltung nicht nur Ort, Kosten und Reinigungsintervall, sondern auch den Zustand. Mit der Note „Sehr gut“ schneiden die Toiletten-Anlagen im Parkhaus P12 sowie im städtischen Friedhof ab. Auch die Toilette im Parkhaus P9 ist in einem guten Zustand. Danach wird es düster. Während die Toiletten an der Inntalhalle und im Parkhaus P4 noch in einem „akzeptabel, aber schlechtem Zustand“ sind, reicht es für die Anlagen am Salingarten und in der Königstraße 1 gerade einmal für die Schulnote 5.
„Es kann einfach nicht sein, dass wir bei den grundsätzlichen Dingen versagen“, kritisierte Rutz. An der schlechten Situation ändert auch das Programm der „Netten Toilette“ nichts. Dabei handelt es sich um ein Projekt, bei dem lokale Gastronomiebetriebe und Einzelhändler ihre Toiletten kostenlos für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Ein spezieller Aufkleber informiert über die Teilnahme, von der Stadt gibt es eine Aufwandsentschädigung.
Zehn Lokale
bei „Netter Toilette“ dabei
Aktuell beteiligen sich zehn Lokale in der Rosenheimer Innenstadt an der Aktion. „Es ist eine nette Idee, aber die große Zustimmung ist bisher ausgeblieben“, sagte Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP. Auch er pflichtete Rutz bei und plädierte dafür, die derzeitige Toilettensituation zu verbessern.
Oberbürgermeister Andreas März erinnerte in diesem Zusammenhang, dass es in Rosenheim bereits eine ganze Reihe von WC-Anlagen gibt, die öffentlich zugänglich und über große Teile des Stadtgebiets verteilt sind. Zudem sei geplant, in den Räumen des früheren Ticketcenters am Busbahnhof an der Stollstraße eine komplett neue öffentliche WC-Anlage zu errichten. „Diese soll voraussichtlich 2027 fertiggestellt sein“, sagte März.
Sobald die Anlage in Betrieb gegangen ist, ist vorgesehen, die maroden Anlagen am nahegelegenen Parkhaus P4 sowie an der Königstraße außer Betrieb zu nehmen. „Diese WCs können wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll instand gesetzt werden“, heißt es aus dem Rathaus. Geplant sei zudem, die Anlage im Salingarten durch einen Neubau zu ersetzen. „Auch hier ist aufgrund des schlechten Allgemeinzustands keine wirtschaftlich sinnvolle Sanierung mehr möglich“, heißt es vonseiten der Verwaltung.
Diskussion um Toilette
an der Königstraße
Zumindest gegen die Schließung der Toilettenanlage an der Königstraße hatte der ein oder andere Stadtrat dann doch etwas einzuwenden. „In dem Bereich ist es die einzige Möglichkeit“, sagte Robert Multrus. Bis zur nächstgelegenen Toilette an der Stollstraße sei es – im Ernstfall – viel zu weit. „Wir können die Königstraße nicht dauerhaft schließen. Stattdessen sollten wir Geld in die Hand nehmen und die Anlage sanieren“, sagte Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzende der SPD.
Für etwas mehr Verständnis warb Dr. Wolfgang Bergmüller. „Natürlich gibt es viel zu verbessern, aber wir können nicht alles auf einmal machen“, sagte der Fraktionsvorsitzende der CSU. Man sei jedoch auf dem richtigen Weg. Davon ist auch Oberbürgermeister März überzeugt. „Es ist nicht so, dass gar nichts passiert“, sagte er während der Sitzung.
Nicht nur werde neu gebaut, auch die Reinigungsintervalle seien bereits angepasst worden. „Bei allen gesamtstädtischen Veranstaltungen werden derzeit schon die täglichen Reinigungsintervalle für die innerstädtischen WC-Anlagen verdoppelt“, heißt es aus dem Rathaus. Zudem würde die Stadtverwaltung bei Hinweisen zu Defekten und mangelhafter Reinigung schnellstmöglich reagieren.
Tracking-Software
für Reinigung
Um die Reinigungsqualität im kommenden Jahr noch weiter zu verbessern, soll 2026 eine Asset-Tracking-Software zum Einsatz kommen. Reinigungsfirmen müssen dann ihre Aktivitäten per Barcode-Scan dokumentieren. „Dies soll die Anzahl entfallender Reinigungen reduzieren und eine engere Qualitätskontrolle bei gleichbleibendem Personaleinsatz ermöglichen“, heißt es aus dem Rathaus.
Letztendlich sprachen sich die Stadträte einstimmig dafür aus, dass die Verwaltung die Fertigstellungen der geplanten Toilettenanlagen am Busbahnhof und am Salingarten priorisiert und möglicherweise schon früher fertigstellt, als es derzeit geplant ist. Des Weiteren soll geprüft werden, ob die WC-Anlage an der Königstraße nicht doch noch ertüchtigt werden kann. Sollte das nicht der Fall sein, brauche es eine Alternative – beispielsweise im Riedergarten.
In diesem Zusammenhang erinnerte CSU-Stadtrat Herbert Borrmann noch einmal daran, dass es zwingend bewirtschaftete Toiletten brauche. Sollte das nicht der Fall sein, bringe auch eine Erneuerung nichts. „Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder heruntergewirtschaftet sind“, sagte er.