„Der Rosenheimer mag und geht gern auf Festl“

von Redaktion

Nach über zwei Wochen ziehen die Standbetreiber des Rosenheimer Christkindlmarkts eine erste Bilanz. Trotz Sorgen um die Sicherheit nach einem vereitelten Anschlag in Dingolfing ist die Stimmung gut. Das Wetter spielt den Veranstaltern in die Karten und sorgt für zahlreiche Besucher und gute Umsätze

Rosenheim – Es ist Mitte Dezember, kalt, aber nicht zu kalt, und es regnet nicht. Zusammengefasst also bestes Wetter für den Christkindlmarkt. Auch Anfang der Woche ist schon gegen Mittag einiges los auf dem Max-Josefs-Platz. Bereits seit dem 28. November stehen über 50 Buden und Attraktionen hier. Noch bis Weihnachten können Besucher weiter Bratwurstsemmeln verspeisen und Glühwein schlürfen.

Eierpunsch
ist der Renner

Zum Beispiel bei Monika Gerstl. Sie steht hinter der Theke der „Sennerinnen“, wo es verschiedene Glühweinspezialitäten gibt – und das seit 21 Jahren. „Ich liebe es hier“, sagt sie und lacht. Am besten verkauft sich ihr zufolge der selbst gemachte Eierpunsch. „Das ist schon immer so“, betont Gerstl. Ihr zufolge läuft es bei den „Sennerinnen“ bisher ziemlich gut. „Der Rosenheimer mag seine Festl und er geht auf seine Festl“, so die Mitarbeiterin.

Ihr gefällt es hier. „Der Markt ist einfach wunderschön“, sagt sie. Aber auch Gerstl hat mitbekommen, dass es in Dingolfing wohl Anschlagspläne auf einen Weihnachtsmarkt gab. „Wir fühlen uns dennoch nicht unsicher“, erzählt sie. Die Mitarbeiterin lässt das Ganze gar nicht so nah an sich herankommen.

„Wenn zum Beispiel irgendwo eine Frau erstochen wird, tut mir das natürlich wahnsinnig leid. Aber ich kann deshalb nicht aufhören, rauszugehen“, sagt Gerstl.

Genauso gehe es ihr auch mit der Sicherheitslage. „Wenn man immer daran denkt, was alles passieren könnte, macht das die Stimmung kaputt“, betont sie. Zudem sei der Stand und generell der Christkindlmarkt dieses Jahr gut abgesichert. „Ich glaube, da kann gar niemand mit einem Auto hineinfahren“, so Gerstl.

Dass der Max-Josefs-Platz gut abgesichert ist, davon ist Klaus Hertreiter, Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbands, ebenfalls überzeugt. „Die mobilen Sperren erfüllen ihre Funktion zur Erhöhung der Sicherheit sehr zuverlässig“, sagt er. Auch von Besuchern werde es überwiegend wohlwollend und mit Verständnis aufgenommen, da der Sicherheitsaspekt klar erkennbar sei und das Sicherheitsgefühl insgesamt stärke. „Für Lieferanten ist die Situation teilweise noch gewöhnungsbedürftig, da Anlieferungen stärker koordiniert und zeitlich angepasst werden mussten“, so Hertreiter weiter.

Für Anlieger sowie angrenzende Geschäftsbetriebe werden die Sperren ihm zufolge teilweise als störend und wenig einladend wahrgenommen.

Störend und
wenig einladend

„Diese Rückmeldungen werden wir in die zukünftigen Überlegungen einbeziehen, um künftig nachhaltige, ausgewogene und dauerhafte Lösungen zu entwickeln“, betont Hertreiter.

Sicher fühlt sich auch ein Mitarbeiter vom „Entenwirt“, der lieber anonym bleiben möchte. „Ich habe keine Angst, dass hier etwas passieren könnte“, betont er. Auch die Besucher seien nicht verunsichert. Und wer Angst habe, der bleibe dann eben zu Hause.

An seinem Stand wird fleißig eingekauft. Seine Kunden mögen ihm zufolge eigentlich alle Gerichte auf der Speisekarte gleich gerne. „Wobei sich das Weckerl, also das Entenfleisch im Fladenbrot, sehr gut verkauft“, betont der Mitarbeiter.

Dass der „Entenwirt“ wieder viele Kunden hat, liegt wohl auch am Wetter. „Das ist heuer einfach besser“, sagt er. Es habe wenig geregnet und sei nicht ganz so kalt wie vergangenes Jahr.

Das kommt auch dem Veranstalter gerade recht. „Das Wetter spielt für den Rosenheimer Christkindlmarkt, wie auch stets bei allen Outdoor-Veranstaltungen, eine sehr große Rolle“, betont Klaus Hertreiter vom Wirtschaftlichen Verband. Die freundlichen und trockenen Wintertage tragen ihm zufolge dazu bei, dass nicht nur mehr Besucher kommen, sondern alle auch länger bleiben.

Insgesamt laufe es dementsprechend gut auf dem Christkindlmarkt. Rund 375.000 Menschen seien (Stand: 12. Dezember) schon dort gewesen. „Wir verzeichnen eine gute Besucherfrequenz, eine angenehme und entspannte Atmosphäre und durchweg positives Feedback von Besucherinnen und Besuchern sowie von den teilnehmenden Betrieben“, betont Hertreiter. Auch am Riesenrad „Himmel der Bayern“ auf dem Ludwigsplatz herrscht gute Stimmung. Verantwortlich für das Fahrgeschäft sind Max Fahrenschon und seine Lebensgefährtin Franziska Hochhäuser. „Wir haben viele Besucher von auswärts, aber auch aus Rosenheim selbst“, erzählt Hochhäuser.

„Dieses Jahr spielt uns das Wetter in die Karten“, betont sie. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei es ein wenig wärmer, hinzu komme nur wenig Niederschlag. „Es waren eigentlich nur zwei, drei Tage, an denen es nicht so toll war“, so Hochhäuser. Ansonsten sei es schön winterlich, aber nicht zu kalt.

Sicherheitsbedenken hat Hochhäuser nicht. „In Rosenheim kümmern sich Stadt und Veranstalter sehr darum, dass alles sicher ist“, betont sie. So gebe es dieses Jahr auch am Ludwigsplatz Einfahrtssperren. „Klar passieren Anschläge. Aber man kann nicht immer grundsätzlich davon ausgehen, dass es so weit kommt“, so Hochhäuser. Was für die Sicherheit getan werden müsse, das werde in Rosenheim auch getan. Und die Stimmung unter den Besuchern sei trotzdem gut. „Die Leute sind super drauf“, stimmt Heinz Krimplstötter zu. Seine Familie betreibt nicht nur einen Würstchenstand, sondern auch eine Bude, in der Mandeln, Nüsse und Zuckerwatte verkauft werden. „In den 90er-Jahren haben wir erst einmal mit Fisch angefangen“, erzählt er. Dann sei man umgestiegen auf Würstel. Mittlerweile feiert der Stand sein 30-jähriges Bestehen.

Zum Ende hin wird
es meist stressig

Für die erste Hälfte zieht Krimplstötter eine positive Bilanz. Er rechnet allerdings damit, dass die nächsten Tage durchaus stressig werden könnten. „Zum Ende hin bis Heiligabend ist der Christkindlmarkt immer besonders stark besucht“, sagt Krimplstötter.

Viele hätten Anfang nächster Woche schon frei und würden das noch für einen Besuch auf dem Max-Josefs-Platz nutzen.

Artikel 3 von 11