Die Freude bei Bahn und Politik ist groß. Doch das Mammutprojekt hat in Orten entlang der Strecke tiefe Spuren hinterlassen. Das ist einer der Gründe, warum Hubert Weiger, Chef des Bund Naturschutz in Bayern, von einem „flächenfressenden, die Landschaft zerstörenden Prestige-Projekt“, spricht. Drei Beispiele:
Ebensfeld:
Was Schallschutzwände mit einem Ort machen, kann man einige Kilometer nördlich von Bamberg in Ebensfeld (Landkreis Lichtenfels) schon sehen. Ab hier können die Züge Richtung Thüringen richtig aufdrehen auf bis zu 300 km/h. Bürgermeister Bernhard Storath (CSU) hätte auf diese Bekanntheit verzichten können. Schallschutzwände in verschiedenen Grautönen teilen Ebensfeld jetzt deutlich sichtbar. Manchmal vergleicht Storath das mit der Berliner Mauer. 2013 begannen die Bauarbeiten, zwei Familien mussten umgesiedelt werden. Das historische Bahnhofsgebäude musste ebenso weichen wie eine alte Linde davor. Durch die Bauarbeiten hätten viele Bürger Risse in ihren Häusern festgestellt. „Die Beweissicherung läuft.“
Altendorf:
Die rot lackierte S-Bahn Richtung Bamberg rollt in Altendorf vorbei an Häusern, an der Kirche, am Rathaus. Eine Bahnschranke stoppt den Autoverkehr. Altendorf liegt nun an der Hochgeschwindigkeitstrasse München-Berlin. Prognosen der Bahn zufolge sollen in einigen Jahren 90 000 Züge pro Jahr hier verkehren. Wenn aus zwei Gleisen vier werden, verwandelt sich der Ort von voraussichtlich 2021 an für Jahre in eine Großbaustelle. Altendorf dürfte danach nicht mehr wiederzuerkennen sein, Schallschutzwände werden die Kommune teilen. „Vier Wohnhäuser, die Lagerhalle eines Dachdeckerbetriebs und ein Drittel der Produktionsstätte eines lebensmittelverarbeitenden Betriebs müssen abgerissen werden“, sagt Bürgermeister Karl-Heinz Wagner (CSU).
Bamberg:
Die Unesco-Welterbestadt ist das Nadelöhr auf der Trasse – und wird es noch auf Jahre hinaus bleiben. Ein Bahnsprecher sagt, der Ausbau in Bamberg werde das allerletzte Projekt im Rahmen von „VDE8“, „der Schlussstein“. Aber noch weiß man ja nicht einmal, wie und was gebaut werden soll. Seit Jahren sind verschiedene Varianten im Gespräch. Vielleicht ein Tunnel? Oder eine Umfahrung? Auch eine Stadtratssitzung Ende November brachte keinen Durchbruch. Mitte Dezember wollen die Räte erneut über den Bahnausbau sprechen – Ende offen.
kathrin zeilmann