Anführer Hummels – auch ohne Kapitänsmandat

von Redaktion

Sportlich unanfechtbar, sozial engagiert – der Münchner ist der bestimmende Mann im Nationalteam

Stuttgart – Am Freitagabend in Prag lag es an Mats Hummels, den Medien zu erklären, warum die Spieler nicht den obligatorischen Gang zum Fanblock angetreten waren: wegen des „Scheiß DFB“-Gebrülls in die Schweigeminute hinein, wegen der Schmähungen gegen den Kollegen Timo Werner und schließlich den „Sieg Heil“-Parolen. Hummels sagte: „Wir Spieler waren uns relativ schnell einig, dass wir zu diesen Leuten nicht auch noch hingehen.“ Sami Khedira, der in Tschechien verletzt fehlte und das Spiel in Stuttgart im Fernsehen verfolgte, bemerkte aber sehr wohl, dass es eines Mannes bedurfte, der die Reaktion koordinierte: „Mats hat die Mannschaft in die Kabine geschickt.“

Zu der Stärke eines Anführers gehört es, seine Rolle nicht herauszustellen. Hummels ist derzeit der bestimmende Mann im DFB-Team. Kapitän Manuel Neuer fehlte noch, ihn vertrat Thomas Müller, meinungsstark, guter Öffentlichkeitsarbeiter. Sympathieträger – doch Mats Hummels ist derzeit auch im Vereinsbetrieb, anders als Müller, in einer unanfechtbaren Position. Er lieferte zwei beeindruckend gute Länderspiele ab, „überragte defensiv und offensiv“ (Joachim Löw) in Tschechien und beim 6:0 gegen Norwegen. Weil Nordirland in der deutschen Gruppe noch nicht ganz weg ist vom Fenster, war auch der Kopfballtreffer von Hummels zum 2:1-Sieg in Tschechien immens wichtig. Ein WM-2014-Treffer in der Neuaufalge, wie im Viertelfinale gegen Frankreich: Freistoß Kroos, Kopfball Hummels. „Ich habe fünf Tore in der Nationalmannschaft erzielt, vier auf Vorlage von Toni“, rechnet Mats Hummels mit. Jetzt, wo dem DFB-Team noch Jerome Boateng abgeht und die Partner wechseln (Ginter, Rüdiger), ist Hummels auch der Meister in der Spieleröffnung und im Aufbauspiel.

Zur Aufbau-Generation zählt der Münchner auch beim Projekt „Common Goal“. Der Spanier Juan Mata von Manchester United hat ihn angesprochen, ob er ein Prozent seines Gehalts spenden wolle für charitative Zwecke. „Spontan nach einigen Tagen Bedenkzeit habe ich zugesagt“, sagt Hummels. Auch er musste sich überwinden. „Dieses Projekt benötigt ein paar prominente Spieler, die vorne dran stehen.“

Die Tage bei der Nationalmannschaft hat er genutzt, um mit Kollegen über „Common Goal“ zu sprechen, auch „normale Bundesligaspieler“ hat er kontaktiert. Er ist zuversichtlich, dass sich einige anschließen werden, „aber ich werde nicht verraten, wer zu- und abgesagt hat.“ Und, ach ja: „Ich werde auch nicht verraten, wie viel ein Prozent meines Gehalts ist.“  gük

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