Fürs Fernsehen: Es kommt noch das „Spiel des Jahres“. Am 5. Oktober in Belfast. Nordirland – Deutschland. Wenn man’s richtig dramatisch will: Jogis Jungs – stolpern sie noch auf dem Weg nach Russland? Wird die WM 2018 ohne uns stattfinden?
Früher haben deutsche Nationalmannschaften ihre diversen Qualifikationen für die großen Turniere auch immer bestanden, jedoch einige Male zittrig. Wir erinnern uns: Gerd Strack 1983 gegen Albanien, Thomas Häßler 1989 gegen Wales. Oft hing an einem Tor alles, im letzten Qualifikationsspiel hing alles an einem Tor. Und 2001 erst: die Relegations-Verlängerung gegen die Ukraine. Hin- und Rückspiel, Schreckensszenarien im Vorfeld: WM ohne den Immer-zur-WM-Fahrer? Die großen Sponsoren des DFB verschickten vorab Treuebekundungen.
Es könnte wieder spannend werden. Theoretisch: Deutschland verliert in Nordirland, das heimstark ist. „Wir“ dagegen sind inselauswärtsschwach: In der vorangegangenen Qualifikation (EM 2016) wurde in Schottland und Irland gemurkst, blieben Punkte liegen. Bei einer DFB-Niederlage in Belfast betrüge der Vorsprung nur noch zwei Punkte, dann hätte man nachfolgend in Kaiserslautern ein Schicksalsspiel gegen Aserbaidschan. In Kaiserslautern, so die Überlegung, hat man auch schon mal ein (Freundschafts)Spiel gegen Ungarn (von Lothar Matthäus trainiert!) verloren – schlechtes Pflaster also. Für Aserbaidschan geht die Saat von Berti Vogts mit einigen Jahren Verspätung auf – und wenn Luxemburg in Frankreich 0:0 spielen kann, ist ein Dreier für die Aseris in Deutschland nicht ausgeschlossen. Danach treffen wir in den Playoffs der Gruppenzweiten auf Portugal („Europa- gegen Weltmeister um ein WM-Ticket“) oder Italien. RTL hätte zwei weitere Spiele des Jahres – und wir die Angst.
Wird aber nicht so kommen. Weil die deutsche Mannschaft schlicht zu überzeugend spielt, um in einen solchen Strudel zu geraten. Zwischen den Qualifikationen für 2016 und 2018 besteht ein Riesenunterschied. Vor allem deshalb, weil Bundestrainer Löw es geschafft hat, seine 2014er-Weltmeister wieder anzustupsen; er hat den Übergang mit einem frisch entfachten Konkurrenzkampf gut hinbekommen und zeigt selbst keinen Verschleiß an Spaß oder Motivation. Die Mannschaft reagiert umgehend auf schwächere Vorstellungen wie in Tschechien. Sie ist sich ihrer Stärke bewusst, doch nicht arrogant. Sie wird in Belfast undramatisch alles klar machen.