Tennis

Europa gegen den Rest der Welt

von Redaktion

Laver Cup soll zu Attraktion werden – Borg und McEnroe als Kapitäne

Von Doris Henkel

Prag – Es sind besondere Tage für Rod Laver. Es sei aufregend, seinen eigenen Namen auf einem Pokal zu sehen, sagt der 79 Jahre alte Australier, er freue sich sehr. Der Mann, der einst elf Grand-Slam-Turnier gewann, hat unzählige Bewunderer im Kreise der Tennisspieler. Einer davon ist Roger Federer, mit dem er seit vielen Jahren befreundet ist. Federer sagt, er könne sich nicht mehr genau erinnern, wie die Idee des Laver Cups entstanden sei, um den es nun von heute bis Sonntag in Prag geht. Ausgangspunkt sei aber sein Wunsch gewesen, ein Tennisfest zu organisieren, bei dem sich Legenden früherer Tage treffen könnten, sie zu würdigen und deren Inspiration an die junge Generation weiterzugeben.

Daraus wurde eine Veranstaltung, die dem Ryder Cup nachempfunden ist, bei denen Golfprofis aus Europa und den USA alle zwei Jahre um einen Pokal und jede Menge Prestige spielen. „Dass es zum Laver Cup kommt und in diesem Format, das hab ich natürlich nicht gewusst, ich hab den Ryder Cup nicht großartig geschaut“, sagt Federer.

Zu jedem der beiden Teams, die von Freitag bis Sonntag in der Prager O2 Arena um den ersten Laver Cup spielen, gehören sechs Spieler. Team Europa mit Rafael Nadal, Roger Federer, Alexander Zverev, Marin Cilic, Dominic Thiem und Tomas Berdych wird bereut von Kapitän Björn Borg, zum Team Welt gehören Sam Querrey, John Isner, Denis Shapovalov, Nick Kyrgios, Jack Sock und Frances Tiafoe, angeführt von Captain John McEnroe. Für jeden Sieg in Einzel und Doppel am ersten Tag gibt es einen Punkt, zwei am zweiten und drei am dritten. Falls es nach dem letzten regulären Spiel remis steht, wird ein Doppel die Entscheidung bringen.

Es geht nicht um Weltranglistenpunkte, aber es gibt Geld für alle, und wenn man die Sache ganz streng betrachtet, unterscheidet sich der Laver Cup nicht von einem Showturnier oder einer Exhibition.

Federer mag den Vergleich nicht, Nadal mag ihn auch nicht. „Das ist keine Exhibition, auf gar keinen Fall“, sagte der Spanier gestern bei einer Pressekonferenz und sah dann die mit ihm auf dem Podium sitzenden Männer vom Team Europa an. „Stimmt doch, Jungs, oder? Wir sind hier, um zu gewinnen. Ich bin heute morgen um vier aufgewacht, weil ich schon ans Training dachte. Und vor einer Exhibition trainiere ich normalerweise nicht.“

Federer gehört mit seiner Firma Team 8 zu den Organisatoren, aber er betrachtet sich nicht als Gastgeber, sondern in erster Linie als Spieler. Als Spieler, der sich und anderen die Chance gönnt, fast eine Woche mit Björn Borg zu verbringen, der im Gegensatz zum anderen Captain, John McEnroe, nur selten bei großen Turnieren auftaucht. Borg stehe auf der Liste seiner Idole ziemlich weit oben – vermutlich irgendwo in der Nähe von Laver.

Nach einer Präsentation auf dem Prager Rathausplatz ging Team Europa zusammen zum Essen, und Federer berichtet, es sei ein total entspannter Abend gewesen. Kann man sich das so vorstellen wie beim Ausflug einer Jugendmannschaft? Irgendwie wohl schon. „Du redest mit allen, die um dich herum sind, auch mit den Freundinnen, es war total relaxt.“

Als es dann um das Thema Taktik der Mannschaftsaufstellung ging, sei animiert diskutiert worden. „Wir hatten verschiedene Meinungen – wie das in einer Mannschaft eben ist. Am Ende muss einer die Entscheidung fällen, und das hat Borg dann auch gemacht.“ Mit der Hierarchie ist also offenbar alles in Ordnung, mit der Stimmung ebenso – die Arena ist an allen drei Tagen ausverkauft.

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