München – Neulich in Italien ist Anton Gavel mal wieder auf Abwege gegangen. Im Trainingslager der Basketballer des FC Bayern hat sich der Routinier an der Tischtennisplatte versucht. Gut ausgegangen ist die Sache nicht immer. Und das kann einen schon fuchsen, wenn man gestrickt ist wie er. „Man könnte schon sagen, dass ich ein bisschen besessen bin“, sagte Gavel. Er lächelt dabei dieses verschmitzte Gavel-Lächeln. Aber an sich ist es bei ihm bitter ernst. „Es fällt mir sogar schwer, die Kinder beim Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht gewinnen zu lassen“, erklärte er.
Man kann ermessen, wie es ihm in den vergangenen drei Jahren bei den Bayern ergangen sein muss. Immer wieder war man mit großen Ambitionen ins Rennen gegangen. Aber immer wenn es wirklich wichtig wurde, musste Gavel mit seinen Bayern bittere Niederlagen einstecken. Hängen blieb nichts. Das kann einem Mann nicht schmecken, der vor dem Wechsel nach München in vier Jahren vier Meistertitel und drei Pokalsiege eingespielt hatte.
Natürlich ist es auch irgendwie diese Sehnsucht, die den Deutsch-Slowaken treibt. Natürlich würde er nur zu gerne auch das Münchner Kapitel seiner Karriere mit einem Titel krönen. Gavel wird im Oktober 33 Jahre alt, allzu viele Gelegenheiten wird seine Karriere dafür nicht mehr bringen.
Und diese nun beginnende Saison könnte eine Besondere werden. Im Sommer sind bei den Bayern in Maxi Kleber (Dallas) und Bryce Taylor (Bamberg) nicht nur zwei echte Identifikationsfiguren von Bord gegangen. In Taylor auch der Kapitän. Ein Erbe wird wohl in diesen Tagen bei der Saison-Generalprobe im Rahmen des Turniers in Zadar gesucht, wo die Bayern zunächst auf Gastgeber Zadar und Ex-Euroleague-Champion ZSKA Moskau treffen. Dann stoßen neben Trainer Sasa Djordjevic auch die serbischen EM-Teilnehmer Stefan Jovic, Milan Macvan und Vladimir Lucic zum Bayern Kader.
Und Gavel ahnt schon, dass er bei der Kapitänskür zum Kreis der heißen Kandidaten gehören dürfte. „Wenn man ein bisschen eins und eins zusammen zählt und sieht, wer am längsten da ist, da kann man es sich ja ausrechnen“, sagte Gavel. Ausprobieren durfte er das Gefühl, das er bis dahin nur aus der slowakischen Nationalmannschaft kannte. Durch die vergangenen Vorbereitungswochen führte er seine Bayern schon mal übergangsweise als Kapitän. Ihm tat das merklich gut, selten hat man ihn so gut gelaunt und gesprächig gesehen wie etwa im Trainingslager in Madonna di Campiglio.
Ob er den Job endgültig bekommt, das wird nicht zuletzt davon abhängen, welche Rolle er im aufgerüsteten Bayern-Team noch spielen wird. Als sportliche Randfigur, das ist für Gavel klar, wird er das Kapitänsamt nicht nehmen: „Das wäre grenzpeinlich.“
Allerdings ist kaum anzunehmen, dass er so entscheidend an Gewicht verliert. Trainer Sasa Djordjevic ist ein bekennender Fan des unermüdlichen Kämpfers aus Kosice. Daran ändert auch nichts, dass die Bayern für die, im Vorjahr von Gavel ausgefüllte Spielmacherposition mit Stefan Jovic und Braydon Hobbs zwei hochkarätige Verstärkungen unter Vertrag genommen haben.
Wahrscheinlich wird sich Gavel wohl vermehrt als Shooting Guard versuchen. Wozu er sich momentan nur indirekt äußern will. „Früher habe ich das mal lieber gespielt“, sagte er. Und lächelte wieder dieses verschmitzte Gavel-Lächeln.