München – Unter der Woche wurde eine Fußball-Doku in der ARD ausgestrahlt, Titel: „Nie mehr Erste Liga.“ Sie handelte von tief gefallenen Altmeistern wie dem TSV 1860 (außerdem: Essen, Magdeburg), die ihre liebe Mühe damit haben, große Erwartungen und einen bescheidenen Alltag unter einen Hut zu bekommen. Fritz Fehling und seine grantelnden Allesfahrer-Freunde („Jetzt fahr’n mir nach Garching, Unterföhring, Eichstätt, Ostfriedhof . . .“) kamen in dem 45-Minüter ebenso zu Wort wie Sascha Mölders, der sich bestens mit seiner neuen sportlichen Heimat arrangiert hat. „Wir haben jetzt jede Woche Heimspiele“, freut sich der frühere Bundesliga-Stürmer.
Morgen, wenn der FC Unterföhring die Löwen empfängt, dürfte das auch so sein. Ansonsten prallen mal wieder zwei Welten aufeinander. Der Doppelabsteiger zu Gast beim Aufsteiger, der in Ermangelung einer geeigneten Spielstätte nach Heimstetten ausweichen muss. Fehling und Co. werden wieder leiden und äußerlich emotionslos einen weiteren „Pflichttermin“ abhaken. Mölders hingegen hätte seinen Spaß gehabt in der Vorstadt. Allein: Er ist gesperrt und fehlt morgen ebenso wie Aaron Berzel (auch er gelbgesperrt), Timo Gebhart (Muskelbündelriss) und Felix Weber, der von groben Fürthern malträtierte Kapitän.
Schade ist das vor allem für die Fans des FC Unterföhring, die reduzierten Promifaktor für ihr Geld bekommen. Für 1860 fällt das Spiel eher in die Kategorie „Warm-up“. Die wegweisenden Duelle kommen ab Ende des Monats in straffer zeitlicher Taktung: Schweinfurt, Augsburg, Bayern, Bayreuth. Nach diesem Viererpack wissen die Löwen ziemlich sicher, ob sie von einer Relegation am Ende dieser Saison ausgehen dürfen.
Ungeachtet dessen nimmt Daniel Bierofka Unterföhring ernst genug, um sich nicht vom lockeren Sieg im Totopokal blenden zu lassen (4:0). Gestern streute er sogar ein Geheimtraining ein. Die Elf für morgen dürfte sich allerdings von selbst aufstellen: Steinhart für Weber in der Innenverteidigung, Kindsvater mit Ziereis und dem von einer Wadenprellung genesenen Karger im Sturm. Zu erwarten ist auch eine Rückkehr zum 4-1-2-3-System – mit Andermatt und Türk auf den beiden Achter-Positionen. Mit einem Sieg wollen Bierofkas Löwen ihren Status als Topteam dieser Liga untermauern.
In einem Punkt sind sich nämlich fast alle einig, Fans, Spieler, Trainer, Verantwortliche: Regionalliga ist ein Jahr lustig. Danach würde man gerne wieder weitere Reisen machen, zu größeren Gegnern. Allesfahrer Franz Hell drückte es so aus: „Wir müssen aus der Liga raus!“ Raus auch aus der Doku-Sparte der ARD – zurück in die gute alte Sportschau. uli kellner