Fünf Spieltage sind schon rum in der Fußball-Bundesliga, und wenn jemand glaubt, dass das noch nicht viel ist, dem sei gesagt: Das ist mehr als ein Siebtel. Jedenfalls sind wir hinaus über die Phase, die wir Start nennen. Zum Vergleich: Bei einem Formel-1-Rennen über 260 Kilometer wären 40 gefahren – da weiß man zumindest schon, wer nicht gewinnt.
Wir können, die Bundesliga betreffend, unsere Prognosen auf den Prüfstand stellen. Und ja: Wir alle müssen ein wenig beschämt sein, denn die beiden Teams, die in den schwarmintelligenten Tippgemeinschaften als relativ sichere Absteiger gehandelt wurden, würden Deutschland nach derzeitigem Stand in 2018/19 international vertreten. Hannover 96 in der Champions League, der FC Augsburg als fixer Starter in der Europa League.
Da geschieht gerade etwas, was nicht sein dürfte. Die Thesen waren: Hannovers Team wird darunter leiden, dass der Verein wegen seines 50+1-abschaffwütigen Präsidenten Martin Kind tief zerrissen ist – sodass die aktiven Fans im Stadion die Anfeuerung versagen. Und bei Augsburg: ein durch Management-Versagen aufgeblasener Kader (33 Profiverträge), in dem die Hälfte unzufrieden sein, destruktiv wirken und Trainer Manuel Baum heillos überfordern wird. Jedoch: In Hannover scheint das Stürmer-Auslaufmodell Martin Harnik von den Verstimmungen unberührt zu sein, denn es schießt Tor um Tor. In Augsburg sagt man: Tja, funktionierender knallharter Konkurrenzkampf ist das neue Erfolgsrezept. Und der Coach wechselt gerade immer die richtigen Spieler ein und aus, als wäre er ein Seher. Fußball verweigert sich der Rationalität.
Die Prognosemodelle versagen jedoch nicht in allen Fällen. Bayern verliert an Dominanz – diese Vorhersage stimmt. Dem 1. FC Köln werden die Modeste-Tore fehlen – trifft auch zu. Leipzig muss erst einmal klarkommen mit der vermehrten Belastung durch die Champions League – wie wahr. Und der Hamburger SV bestätigt in der zweiten Hälfte des ersten Saisonsiebtels, was er im ersten noch zu widerlegen drauf und dran war: Dass er die Heimat des Chaos ist.
Wir revidieren jetzt: noch gar nichts. Auch nicht die Einschätzungen von Hannover und Augsburg. Wir alle sind doch Fachleute, wir lassen uns von der Tabelle nicht irritieren, die Fakten werden sich schon noch nach unserer Weisheit richten. Es sind noch fast sechs Siebtel Saison übrig.