TSV 1860

Ein Hoch auf die Breite

von Redaktion

Auch ohne fünf Stammkräfte lassen die Löwen Aufsteiger FC Unterföhring keine Chance

von uli kellner

Heimstetten – Er hat sie fast alle zu Hause in seinem Schrank. Trikots von portugiesischen Nationalspielern hängen da, von Spaniern, Schweizern, Italienern. Zunächst sah es am Samstag auch so aus, als würde sich da bald eine 1860-Trophäe dazugesellen: von Eric Weeger zum Beispiel, dem Schützen des spektakulären 0:1. Oder von Ugur Türk, einem seiner Gegenspieler in den 90 Minuten zuvor. Bei näherem Hinsehen stellte sich aber heraus, dass es sein eigenes Trikot war, das Martin Büchel, 30, zusammengeknüllt hinter seinem Rücken hielt. „Nein“, sagte der 69-malige Nationalspieler Liechtensteins und grinste: „Bei allem Respekt, aber ich brauch’ jetzt nicht unbedingt ein Trikot von den Löwen.“ Erstens: „Ich kenn’ da ja fast keinen.“ Zweitens: „Ich könnte schon Trikot tauschen, aber dann müsste ich es selber bezahlen.“ Drittens, und wohl der Hauptgrund: Büchel, Feierabendprofi beim FC Unterföhring, ist großer Fan des FC Bayern.

Beim 0:4 im Totopokal hatte der Mittelfeldroutinier noch gefehlt, weil er am selben Abend ein WM-Qualifikationsspiel gegen Spanien bestritt (Endstand 0:8). Am Samstag war er 90 Minuten dabei und half dem Regionalliga-Neuling, das Ergebnis gegen den Ex-Zweitligisten erträglicher zu gestalten: 0:3 hieß es am Ende; nach Weegers Weitschusstor zum 1:0 (31.) hatten nur noch Markus Ziereis (36.) und Nico Karger (50.) Lücken im Defensivriegel des FCU (Fünferkette) ausgenutzt. Für Büchel war es die erste echte Begegnung mit dem TSV 1860, und auch wenn er hernach auf ein Trikot als Souvenir verzichtete, so nahm er doch die Erkenntnis mit, gegen ein Ausnahmeteam in dieser Liga verloren zu haben. „Bei den Löwen erkennt man eine ganz klare Spielphilosophie“, lobte der weit gereiste Mann das Team des Gegners: „Die sind alle technisch stark, abgezockt, viel in Bewegung. Da hat Herr Bierofka eine richtig gute Truppe zusammengestellt.“

Diese Einschätzung dürften das Gros der 2500 Zuschauer im Heimstettener Sportpark geteilt haben, und als Herr Bierofka später auf dem Pressepodium saß, an einem alkoholfreien Weißbier nippend, da sah man ihm an, dass auch er diesen Nachmittag als Erfolg wertete. Fünf Stammkräfte hatte Daniel Bierofka ersetzen müssen – die verletzten Gebhart, Wein und Weber, dazu die gesperrten Mölders und Berzel – und trotzdem übte sein Team jene Dominanz aus, die Gegnern wie Unterföhring früh jede Hoffnung auf einen Punktgewinn raubt. „Das macht uns als Mannschaft aus, dass wir Ausfälle kompensieren können“, sagte der 1860-Coach. Ziereis dachte konkret an die Startelf-Debütanten Türk und György Huyan, als er sagte: „Ein Kompliment an die, die reingekommen sind. Das Spiel hat gezeigt, dass wir auch in der Breite gut aufgestellt sind.“ Weeger fügte mit Blick auf die Betondefensive hinzu: „Wir haben jetzt sechs Mal in Folge zu Null gespielt. Diese Serie macht uns stark.“

Erklärtes Ziel ist, dass diese Serie auch das Topspiel am Samstag gegen Schweinfurt überdauert; zumindest Wein, Mölders, Berzel dürften dann wieder mit von der Partie sein. Bierofka erwartet erneut „ein gutes Spiel“. Und auch FCU-Boss Franz Faber kündigte Großtaten an: „1860 haben wir gewinnen lassen“, sagte er schmunzelnd: „Aber jetzt geht’s für uns so richtig los.“ Abstiegskampf hier, Aufstiegskampf dort – und nächstes Jahr? „Einmal sehen wir uns auf jeden Fall noch“, sagte Büchel und lachte: „Wir haben ja noch das Rückspiel im Grünwalder Stadion.“

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