Das epische Drama des 1. FC Köln

Dynamik des Misserfolgs

von Redaktion

Ein Spiel auf absurde Weise zu verlieren, ist – auch wenn man es kaum glauben mag – kein exklusives Schicksal des 1. FC Köln. In Norwich zum Beispiel erinnert man sich mit Schrecken an einen Besuch des FC Liverpool. Weder reichte eine 3:1-Führung zum Sieg noch das 4:4 in der Nachspielzeit zum Remis. In Minute 95 schlug der Gast ein letztes Mal zu und freute sich darüber so sehr, dass die Brille des Trainers Jürgen Klopp dem Jubel nicht standhielt.

Es geht immer noch schlimmer, aber den Kölnern wird schon die Plage biblischen Ausmaßes reichen, von der sie seit Saisonbeginn heimgesucht werden. Späte Gegentore wären ärgerlich genug, sind aber bloß eine Fußnote. Verglichen mit den grotesken Erfahrungen durch den Videobeweis.

In Dortmund wurde man Opfer eines Entscheides, den es gar nicht hätte geben dürfen. Drei Tage später erhielt der Gegner einen Elfmeter, obwohl die Aufnahmen das Gegenteil bewiesen. Stuttgart war nun die vorläufige Krönung. In den Schlusssekunden einen Elfmeter bekommen, per Video wieder eingebüßt und in der 94. Minute das 1:2 kassiert.

Die Kölner Verantwortlichen Schmadtke und Stöger sind Befürworter TV-gestützter Entscheidungen, doch die Saison muss ihnen wie grausame Ironie anmuten. Sie spüren gerade die Dynamik, die Misserfolg im Fußball entfaltet. Und besonders verstörend ist, dass sie in der Krise eine Menge richtig machen.

Der Sportchef Schmadtke stützt seinen Trainer ohne Vorbehalte, die Mannschaft folgt Stöger, und wenn es auch nachvollziehbar an Leichtigkeit mangelt, so kann man den Spielern nicht viel mehr vorwerfen, als dass sie halt keine Tore schießen. Allein mit dem Verlust des Stürmers Modeste, der dem Ruf des Geldes aus China erlag, ist das auch nicht mehr zu erklären. An Chancen mangelt es ja keineswegs.

Noch ist keine Resignation zu spüren. Sie werden weiter anrennen, in der Hoffnung, dass sich das Schicksal bald wendet. Vielleicht geht der FC als Beispiel in die Lehrbücher ein, wie man solche Täler durchschreitet. Aber noch ist das eine ferne Vision. Kurzfristig würde es schon reichen, so zu treffen, dass kein Video daran etwas auszusetzen hat.

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