Wenn Basken leiden

von Redaktion

Javi Martinez fällt mit Schulterverletzung aus – dem Trainer fehlt damit ein Schlüsselspieler

München – Der Fußballtrainer Jupp Heynckes ist bekanntlich in Spanien zu einem Mann von Welt geworden, der sich des Respekts seiner Umwelt erfreut und die Dinge mit der nötigen Gelassenheit betrachtet. Seit er zurück in München ist, führt das bei nahezu jedem Auftritt verlässlich dazu, dass er die letzte Frage in astreinem Spanisch beantwortet. Ohne Scheu bewegte sich Heynckes auch am Samstag im fremden Zungenschlag, zur vollen Zufriedenheit des iberischen Gastes, doch den prägnantesten Satz in diesem Kontext hatte er schon einige Minuten zuvor formuliert. Er handelte von Javi Martinez und lautete: „Er ist nicht nur Baske, sondern auch ein robuster Typ und großer Kämpfer.“

Aus seiner Zeit bei Athletic Bilbao weiß der Trainer die besonderen regionalen Qualitäten zu schätzen. Im Triple-Jahr 2013 war Defensivmann Martinez, den er für die damalige Vereinsrekordsumme von 40 Millionen Euro hatte verpflichten lassen, eine seiner wichtigsten Stützen. Ein Auf- und Abräumer, der vor keinem Zweikampf zurückscheute und sich mit seiner physischen Art um die Balance im spielstarken Bayern-Team enorm verdient machte.

Martinez vom Abwehrzentrum wieder ins Mittelfeld zu beordern, war eine der ersten Entscheidungen von Heynckes gewesen. Am Samstag musste er nach 70 Minuten umdisponieren. Nach einem Zusammenprall mit dem Freiburger Niederlechner hielt sich der Baske die rechte Schulter, und als er eindeutige Signale zur Außenlinie schickte, schwante dem Trainer Böses: „Wenn Javi sich auswechseln lässt, dann ist es bedenklich.“

Wie gravierend die Blessur genau ist, darüber schwieg sich der Verein gestern aus. In einer Mitteilung war lediglich von einer „Verletzung des rechten Schultergelenks“ die Rede. Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass der Patient „konservativ behandelt“ werde und nun ein „individuelles Reha- und Trainingsprogramm“ absolviere. Das liest sich, als habe man fein abwägen müssen und sich letztlich gegen eine Operation entschieden.

Für das Champions League-Spiel gegen Celtic Glasgow wird Martinez voraussichtlich nicht zur Verfügung stehen, auch wenn der Patient selbst noch am Samstagabend via Twitter verbreitete, er fürchte „keine lange Pause“, lediglich „einige Tage“. Heynckes wird die Fortschritte aufmerksam begleiten.

Martinez ist nicht der einzige Bayern-Profi, der seit der Ankunft des Trainers an Wertschätzung gewonnen hat. Auch Jerome Boateng genoss im Abwehrzentrum wieder das volle Vertrauen, und die Wiederentdeckung des Thomas Müller ist ohnehin eine Geschichte für sich. Am Samstag schien der Weltmeister anfangs Funken zu sprühen, so aufgeladen wirkte er. Nur in Worte fassen wollte er seine neue, alte Situation nicht. Die Frage, wie froh er über die Entwicklung auf dem Trainerposten sei, ignorierte er fröhlich: „Warten wir mal ein paar Wochen ab. Und dann werde ich sie immer noch nicht beantworten.“ mb

Artikel 1 von 11