„Olympia ist zu begraben“

von Redaktion

Dritte Ablehnung in Tirol ein deutliches Zeichen an das IOC – Bedauern auch in Inzell und Garmisch-Partenkirchen

Von Manuel Schwarz und Martin Romanczyk

Innsbruck – Nach der bitteren Watschn aus dem Herzen der Alpen ist eine baldige Olympia-Rückkehr in die Kernregion des Wintersports wieder etwas unwahrscheinlicher geworden. Ausgerechnet im Vorfeld der von Athleten und Fans kritisierten Winterspiele im fernen Südkorea hat sich Tirol gegen eine Bewerbung für das größte Schnee- und Eisevent der Welt im Jahr 2026 ausgesprochen. Das klare Nein der Bevölkerung zu den Olympia-Plänen von Innsbruck sorgt auch in Oberbayern für Enttäuschung, wo Inzell mit seiner Eisschnelllaufbahn und Garmisch-Partenkirchen als Eishockey-Standort in gut acht Jahren träumten. Aber die Olympia-Idee zieht nicht mehr.

Just in Gegenden voll mit legendären Alpin-Rennstrecken, wichtigen Skisprungschanzen und stimmungsreichen Biathlonstrecken scheinen Winterspiele nicht mehr vermittelbar. Tirol scheiterte zum dritten Mal nach 1993 und 1997 mit Volksbefragungen. München und Garmisch bekamen nach der missglückten Bewerbung für 2018 zuletzt keine Zustimmung der Bevölkerung mehr zustande, sich überhaupt noch um die Winterspiele zu bemühen. „Damit ist Olympia zu begraben, das Thema ist erledigt“, sagte Innsbrucks Stadtrat Franz Gruber enttäuscht.

Mehr als 53 Prozent der Tiroler votierten gegen eine Bewerbung, noch viel auffallender war das Ergebnis aus der Landeshauptstadt: In Innsbruck wollten mehr als zwei Drittel der Befragten (67,4 Prozent) kein Olympia vor der Haustür. „Es war ein großer Schock“, sagte Karl Stoss, der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), der Nachrichtenagentur APA. Er war gerade in Pyeongchang, um die olympischen Wettkampfstätten im Februar zu besichtigen. Dort blickte er auf „Hügelchen“, während daheim „richtige Berge“ stünden.

Nach den Olympischen Winterspielen in Nordamerika (Vancouver 2010), Russland (Sotschi 2014) und Asien (Pyeongchang 2018, Peking 2022) schien für das Jahr 2026 eine Vergabe nach Europa als gesichert. Das IOC hätte gern weiter mit Innsbruck sondiert, sagte ein Sprecher. Daraus hätte sich eine exzellente Kandidatur entwickeln können. Eine „versäumte Chance“ sah Skiverbands-Chef Peter Schröcksnadel.

33 Tage nach der historischen Doppelvergabe der Sommerspiele an Paris (2024) und Los Angeles (2028) muss IOC-Präsident Thomas Bach einmal mehr erkennen, wie wenig Rückhalt die olympische Idee in Europa hat – zumindest bei Winterspielen, mit denen zuletzt exorbitante Kosten, kaum Nachhaltigkeit und grobe Eingriffe in die Natur verbunden waren.

In der derzeit informellen Sondierungsphase sind – jetzt, wo Tirol raus ist – die schwedische Hauptstadt Stockholm, das kanadische Calgary und die Schweizer Region um Sion als Bewerber im Rennen.

„Schade, dass es nun auch im benachbarten Tirol nicht geklappt hat, die Bürger für Olympische und Paralympische Spiele in dieser ganzheitlich bewährten Wintersportregion zu überzeugen“, sagte Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund. „Das zeigt, wie schwer es aktuell ist, die notwendigen demokratischen Mehrheiten für solche Projekte zu sichern.“

Dabei hatten Tirol und die angrenzenden Regionen ohnehin bereits auf ein Konzept ohne teure Neubauten gesetzt: Skipisten, Sprungschanzen, Biathlonstadien und Eishallen sind ja alle vorhanden.

Auch in Oberbayern wurde das Votum bedauert. „Es ist schade, dass sich das Land Tirol dagegen entschieden hat. Es hätte eine vernünftige Bewerbung werden können“, sagte Inzells Bürgermeister Hans Egger. In der renommierten Max Aicher Arena waren die Eisschnelllauf-Wettbewerbe geplant. Garmisch-Partenkirchen war im Gespräch für Eishockey-Partien. „Gerne“ wäre der Wintersportort am Fuße der Zugspitze Gastgeber gewesen, sagte Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer. Sie bezeichnete die Ablehnung der Tiroler als „bedauerlich“.

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