DreamTeam in Trance

von Redaktion

Rock’n’Roller des SV Anzing triumphieren bei der WM über favorisierte Russen

von olaf heid

Poing – Würde man ein solches Drehbuch schreiben, würde es wohl von jedem Regisseur als zu kitschig abgelehnt werden. Doch das „DreamTeam“, die Rock’n’- Roll Formationstänzer des SV Anzing, hat für eine sportliche Sensation gesorgt. Bei der Heim-Weltmeisterschaft in Poing (Kreis Ebersberg) gewann es überraschend den Titel in der Hauptklasse vor den favorisierten Gruppen aus Russland, die diese Sportart in den letzten neun Jahren dominiert haben. Für SVA-Trainer Robert Obermeier (61) war es „das Wunder von Poing“.

Die Ausgangslage war eine ganz andere gewesen. Das DreamTeam hatte nur „Außenseiterchancen, wenn es gut läuft“, so Obermeier vorher. Zum einen, weil es im Gegensatz zur Konkurrenz nur mit vier statt sechs Paaren antrat, „auch wenn das bei der Bewertung durch die Jury keine Rolle spielen sollte. Aber man weiß ja nie.“ Zum anderen, weil die neuen, verschärften Regularien des Weltverbandes es allen Gruppen schwerer machten. „Es sind jetzt acht Akrobatikelemente gefordert“, erklärt Obermeier, zugleich Leiter des Anzinger Organisationskomitees, die hohen Anforderungen. Darum hätten auch einige Gruppen ihren Start abgesagt, 44 aus zehn Nationen waren nun dabei.

Das angepeilte Ziel, das Finale der Top Sechs, war für das DreamTeam schon nach der Vorrunde erreicht. Im Vorjahr waren die Tänzer der SVA-Sparte bei der WM im russischen Sotschi als Siebter noch an sechs Teams der Gastgeber gescheitert. „Wir haben heuer trainiert wie die Blöden“, erklärt der 61-Jährige, der mit seiner Frau Tini Jana-Obermeier und Mentalcoach Franz Jehl das DreamTeam fit gemacht hat. Und man hatte das Glück, als letzte Formation des Abends den zweiten beeindruckenden Auftritt unter dem Motto „James Bond“ zu gestalten. Eine Welle der Begeisterung durch die weit über 800 Zuschauer in der ausverkauften Halle brachte die Anzinger ans unerwartete Ziel, nachdem sie acht perfekte Doppelsalti in Folge abgeliefert hatten. „So eine Lautstärke habe noch nie erlebt“, war Tänzer Josef Petzenhammer (29) geflasht.

Wie unerwartet der Erfolg kam, lässt sich auch am Kamerateam des Bayerischen Fernsehens sehen. Dieses war bereits am Einpacken – ohne das Ergebnis abzuwarten. Das Aufleuchten der „1“ hinter dem Namen der Anzinger Rock’n’Roller löste dann beim BR-Team hektische Betriebsamkeit aus. Denn auf der Tanzfläche spielten sich emotionale Jubelszenen ab, die Halle stand kopf. Weltmeister „Rock Comets“ war entthront.

„Ich dachte zuerst, es ist ein Scherz“, war Tänzerin Alexandra Dietl (22) fassungslos, wie alle um sie herum. „Unglaublich“, erlebte es Claudio Antoni (24) „wie in Trance“. Laut Robert Obermeier war es letztlich „ein perfekter Tag, in dem jedes Rädchen in das andere gegriffen hat“. Und den kann wohl auch das beste Drehbuch der Welt nicht beschreiben.

Artikel 9 von 11