Rio in petto

von Redaktion

Hambüchen gibt sein Comeback nach 336 Tagen – in beeindruckender Form

von hanna raif

München – Der richtige Ernst des Lebens, der hat Fabian Hambüchen schon seit Anfang der Woche wieder. Jeden Tag um 9 Uhr morgens sitzt der Reck-Olympiasieger am Computer, pünktlich und motiviert. Wer sein Leben lang Leistungssport betrieben hat, ist meist auch im Leben außerhalb der Sporthalle gewissenhaft, und Hambüchen hat da eben noch ein paar Prüfungen zu schreiben. Der Semesterstart an der Sporthochschule Köln war allerdings erst der Anfang des Herbstes, der für Hambüchen noch ein paar weitere spannende Ereignisse bereithält: An diesem Samstag gibt er nach 336 Tagen sein nationales Comeback, am kommenden Mittwoch wird Deutschlands erfolgreichster Turner 30 Jahre alt.

„Die Zahl? Stört mich nicht. Ich bin da ganz entspannt“, sagt er, bezeichnet seinen runden Geburtstag aber gleichzeitig als „Meilenstein“. Die Jahre im Leistungssport – Hambüchen hat bis zum krönenden Abschluss seiner internationalen Karriere bei den Olympischen Spielen im Vorjahr in Rio über ein Jahrzehnt auf Weltklasse-Niveau geturnt – gehen „so schnell vorüber. Umso schöner, dass ich mit 30 schon alles erreicht habe“, sagt der 40-malige Deutscher Meister. Was nicht heißt, dass er genug hat. Denn ab Samstag, 17 Uhr, ist Fabian Hambüchen ja offiziell wieder Teil der Szene.

Das Wort „Comeback“ passt zu diesem ersten Auftritt seit November 2016 nur zum Teil. Hambüchen will seinen Start an drei Geräten beim Bundesliga-Kampf der KTV Obere Lahn in Heilbronn nicht als Zeichen verstanden wissen, dass er den DTB auch international wieder vertreten wird. Er nennt ihn deshalb ganz korrekt „Comeback nach Schulter-Operation. Ich freue mich brutal.“ An Sprung, Boden und natürlich Reck will er seinem nach drei Wettkampftagen auf Rang drei stehenden Team in Abwesenheit des verletzten Lukas Dauser helfen. Und er sagt: „Ich bin fit, ich bin echt gut drauf. Besser als erwartet.“

Die Operation an der so lange schmerzenden Schulter hat Hambüchen physisch wie psychisch gutgetan. Dort, wo er früher – auch im Vorfeld seines Gold-Coups von Rio – große Probleme hatte, kann er nun befreit aufturnen. Die Reha, die er zu großen Teilen in Unterhaching absolvierte, konnte er ruhig angehen lassen, auch im Training genießt er es „sehr, dass ich nicht mehr diesen Wettkampfdruck habe, nicht mehr auf alles nebenher verzichten muss“. Eine Einheit (statt zuvor zwei) steht pro Tag an, drei bis vier Stunden sind das immer noch, „aber so entspannt wie jetzt bin ich noch nie an die Sache rangegangen“.

Die Lockerheit steht Hambüchen, und sie hat ihn beeindruckend schnell wieder auf ein Niveau gebracht, das er sich sogar selbst eigentlich nicht mehr zugetraut hatte. Wie schwer seine Reck-Übung wird, entscheidet er spontan, „meine Rio-Übung hätte ich aber drauf, wenn es darauf ankommt“. Eine Kür übrigens, mit der er bei der WM vor zwei Wochen ganz vorne mitgemischt hätte. Er gibt zu: „Da kribbelt es schon.“ 30 ist doch kein Alter – und Hambüchen hält es bewusst nach dem Motto: Sag niemals nie!

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