Sölden – Der Auftritt bei ihrer Ski-Firma Head in Sölden war gestern wieder Lindsey-like: Hohe Schuhe, bauchnabel-freies Outfit, diesmal zwar ohne Hündchen, dafür kam Papa Al Kildow zum allerersten Mal mit ins Ötztal. In den sozialen Medien hatte Lindsey Vonn vor Tagen eine Überraschung angekündigt, seit gestern ist das Geheimnis gelüftet: Nein, Lindsey ist nicht schwanger, Lindsey will skifahren, und das ziemlich unerwartet schon am Samstag beim Riesenslalom am Rettenbach-Gletscher. Eigentlich war der Saison-Einstieg erst bei den Übersee-Rennen geplant, aber die olympischen Planungen haben sie doch zum Umdenken bewegt. „Es sind meine letzten Spiele. Im Riesenslalom habe ich nur eine Chance, wenn ich eine bessere Startnummer habe.“
Weil in Sölden so viele verletzte oder im Trainingsaufbau befindliche Gegnerinnen fehlen, von Lara Gut (Schweiz) über Anna Veith und Eva-Maria Brem (beide Österreich) bis zu Federica Brignone (Italien), um nur die Besten zu nennen, könnte die US-Amerikanerin Punkte sammeln, um in der Startliste aufzurücken. „Es fehlen ja fast 15 Mädchen der besten 30“, sagt Vonn, „diese Chance muss ich einfach nutzen.“
Am 30. Januar 2016 in Maribor war sie zuletzt bei einem Riesenslalom unterwegs gewesen, also vor fast zwei Jahren, trainiert habe sie diese Disziplin auch jetzt vor Sölden kaum und nur alleine, „ich weiß überhaupt nicht, wo ich im Riesenslalom stehe“, sagte sie gestern bei ihrem Ausrüster. Was sie aber weiß: „Ich bin momentan sehr, sehr stark, hatte seit vier oder fünf Jahren keine so gute Vorbereitung mehr.“ Und sie weiß, wie das funktionieren kann in Sölden: 2011 hatte sie hier ihren bislang einzigen Riesenslalom-Sieg gefeiert.
Lindsey brennt wie eh und je, vor allem wegen Olympia. „Sie peilt in Südkorea neben Medaillen in den Speed-Disziplinen auch eine im Riesentorlauf an“, verriet US-Alpinchef Patrick Riml, ein gebürtiger Söldener. Auch nach Olympia soll noch lange nicht Schluss sein, Lindsey Vonn (33) kündigte gestern an: „Ich werde sicher noch eine Saison fahren.“ Jörg Köhle