22 Schneekanonen, 220 Helfer an der Strecke, 200 000 Euro Kosten

von Redaktion

Pistenchef Isi Grüner: Monatelange Arbeit für zwei Renntage

Sölden – Die Wetteraussichten könnten besser sein fürs Wochenende, aber Isidor Grüner macht einen zufriedenen Eindruck, als er am Donnerstagabend ins Tal kommt. Zweieinhalb Monate fährt er täglich hinauf zum Rennbachgletscher, um als Pisten- und Streckenchef den jährlichen Auftakt des Ski-Weltcups vorzubereiten. Früher war „Isi“ Grüner als Skicrosser unterwegs, zusammen mit dem heutigen Kitzbüheler Rennleiter Axel Naglich, er gewann 2001 sogar die Silbermedaille bei den X-Games. Seit acht Jahren ist der 41- Jährige für die Präparierung und das Rennen in seiner Söldener Heimat verantwortlich. Kein Job für Warmduscher. „Heute haben wird das ganze Sicherheitspaket finalisiert, jede Menge Kamerapositionen müssen mit Zäunen geschützt werden“, erzählt Grüner.

Der Aufwand für vier Riesenslalom-Durchgänge (der Frauen und Männer) – Start auf 3040 Meter, Ziel auf 2670 Meter, ist gigantisch und beginnt schon im Frühjahr. Die Kosten alleine für die Streckenpräparierung betragen rund 200 000 Euro, wie Bergbahnchef Jack Falkner grob überschlägt. Die Rennvorbereitungen beginnen im Mai, wenn der Gletscher fürs Publikum (den ganzen Sommer über) geschlossen wird. Schneedepots werden am Hang mit Folien abgedeckt, auf der gesamten Strecke konserviert. Sölden ist in Kontakt mit den Gletscherforschern der Uni Innsbruck, die wenig überraschend festgestellt haben, dass „bewirtschaftete“, also abgedeckte Gletscher weniger von der Schmelze betroffen sind. In den letzten zehn Jahren habe der Rettenbachferner nur zwei Meter verloren, sagt Grüner – obwohl in diesem Sommer bis zu 17 Grad plus dem ewigen Eis zusetzten, „das waren extreme Werte. Ende August hat der Gletscher katastrophal ausgesehen“ (Grüner).

Ab 5. September begann die heiße Phase an der Strecke. Die Planen wurden abgezogen, sechs Pistenbullys verteilten die Depots zwei Wochen lang über den gesamten Hang. Wenn es die Temperaturen zulassen, beschneien 22 Schneekanonen die Piste, wegen ständiger Inversionswetterlagen (oben wärmer als im Tal) wird die Beschneiung oft zur Zitterpartie. In der Beschneiungsphase sind schon 20 Mann im Dauereinsatz.

Zwei Wochen vor dem Rennen beginnen die Feinarbeiten am Hang, mit 50 Helfern wird das ganze Paket an Sicherheitsnetzen aufgebaut. Nach der Grundpräparierung dürfen alle Nationen sieben Tage auf vier parallel gesteckten Kursen auf der Rennstrecke trainieren. Eine Woche vor dem Rennen bleibt der Hang gesperrt, dann optimiert Grüners Mannschaft mit der Vereisung. Sölden hat dafür ein eigenes System entwickelt mit 28 Meter langen Sprühbalken hinten an den Pistenbullys. Kleine Düsen schießen insgesamt 800 000 Liter Wasser in den Schnee, das in der Nacht gefriert. An den beiden Renntagen sind 220 Helfer alleine zwischen Start und Ziel im Einsatz: Rutschkommandos, Torposten, Bohrmaschinen-Trupps für herausgerissene Stangen.

Alles ist gerichtet für die Show am Gletscher. Nur beim Wetter ist auch Isi Grüner machtlos. 40 „Joker“ vom österreichischen Bundesheer halten sich bereit, falls doch mehr Neuschnee kommt als erwartet. „Nach den Vorhersagen ist der Neuschnee nicht das Problem“, meint der Pistenchef, allerdings ist am Sonntag Sturm mit bis zu 120 km/h gemeldet, was in der baumfreien Zone ein Skirennen kaum zulassen würde.

Ein halbes Jahr Arbeit einfach verblasen? Isidor Grüner brachte am Donnerstag noch nichts aus der Ruhe: „Die Natur wird es uns zeigen, aber wir geben uns nicht so schnell geschlagen.“  jk

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