Die vorweihnachtliche Reise nach Stuttgart hatte für den FC Bayern lange Tradition. Über Jahre nämlich war das Auswärtsspiel im Schwabenland das letzte des Fußball-Jahres, ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist der adventliche Doppelschlag im Jahr 2010. 5:3 und 6:3 gewannen die Bayern da binnen vier Tagen in Pokal und Liga in Stuttgart. Spektakuläre Ergebnisse, aber wie so oft davor und danach war auch damals die Fahrt über die verschneite Alb die größte Herausforderung des Trips.
Auch der FC Augsburg musste Doppelschläge durch den Rekordmeister einstecken, er war das bis dato letzte Versuchskaninchen für dieses Phänomen der Branche. Im Vorjahr verlor man in einer Woche am Mittwoch wie am Samstag 1:3. Niederlagen, die irgendwie absehbar waren, genauso wie die Bayern das Weiterkommen im Pokal und die drei Punkte in der Liga gegen den bayerischen Nachbarn einkalkuliert hatten. Da hat dieser Doppelschlag gegen RB Leipzig heuer doch eine andere Dimension.
Knapp drei Tage, 67 Stunden, sind seit dem Abpfiff des Pokal-Krimis am Mittwoch vergangen, wenn sich die beiden Teams am heutigen Samstag in München wieder gegenüber stehen. Und man darf an dieser Stelle schon mal die abgedroschene Floskel verwenden und sagen, dass das Liga-Duell ein ganz anderes werden wird als jenes, bei dem am Ende nur einer feiern konnte. Kein Spieler wird die 120 intensiven Minuten schon komplett weggesteckt haben, aber darum geht es gar nicht. Man hat am Mittwoch gesehen, dass sich die beiden Teams – in der Tabelle als Zweiter und Dritter nur einen Punkt auseinander – im Moment tatsächlich auf Augenhöhe begegnen. Auch wenn die Bayern das bessere Ende auf ihrer Seite hatten: Leipzig hat Blut geleckt.
Ob ein Last-Minute-Sieg oder eine Last-Minute-Niederlage als bessere Motivationsspritze taugen, wird die Frage des Spieltages. Und auch wenn es so wirkt, als sei das Momentum auf Bayern-Seiten: Ganz stabil ist Heynckes’ Truppe noch nicht. Die gute Stimmung nach dem Weiterkommen im Pokal kann an der Säbener Straße auch schnell kippen, wenn man in der Liga plötzlich hinter Leipzig steht.
Diese Partie wäre auch ohne den Doppelschlag-Charakter ein echtes Topspiel, eines, auf das man sich als Fußball-Fan freuen kann. Anders ist das wahrscheinlich beim Gastspiel in Stuttgart, heuer übrigens terminiert: Für den 16. Dezember.