Leipzig – Keine Angst, keine Müdigkeit, sondern pure Vorfreude mit forscher Ansage auf das zweite Kracher-Duell binnen vier Tagen: Nun will es RB Leipzig dem FC Bayern im Meisterschaftskampf heimzahlen. „Wir wollen der schwerstmögliche Gegner für die Bayern sein“, kündigte Trainer Ralph Hasenhüttl am Freitag an. „Wer in Dortmund gewinnen kann, der muss auch keine Angst in München haben unterzugehen. Deswegen werden wir dort mit genau derselben Forschheit und Mentalität auflaufen.“
Vor allem aber ist die Mannschaft, die in Dortmund (3:2) und womöglich München gewinnt, ein Titelkandidat – auch wenn Hasenhüttl an die Meisterschaft vor dem zehnten Spieltag ebenso wenig denken will wie an eine Verlängerung seines Vertrages (gültig bis Sommer 2019). Hasenhüttl ist auf Sieg-Mission – in der Liga waren es zuletzt vier in Serie.
Drei Tage nach dem Pokal-Drama in der Red Bull Arena mit jubelnden Bayern und geschlagenen, aber stolzen Leipzigern, soll nun auch der erste Erfolg gegen den Rekordmeister her. Es wird das vierte Aufeinandertreffen der ruhmreichen und hochdekorierten Bayern mit dem 2009 erst gegründeten Überflieger-Klub aus Leipzig sein – und schon jetzt zählen die Duelle zu den Höhepunkten im Bundesliga-Kalender.
Körperlich und mental habe seine Mannschaft das Spiel vom Mittwoch gut verkraftet, betonte Hasenhüttl. 154 Kilometer seien seine Spieler zusammen gelaufen, genauso viele wie die Bayern-Akteure – nur dass die ab der 54. Minute in Überzahl auf dem Platz gewesen waren. Personell sieht es gut aus bei RB für die Partie am Samstag.
Änderungen wird es trotzdem geben: Erstens dürfte Nationalstürmer Timo Werner diesmal von Beginn an ran. Er brenne, sagte Hasenhüttl über den 21-Jährigen, der im Pokalduell den letzten Elfmeter verschossen und damit das Aus der Leipziger besiegelt hatte. Zweitens dürfte Hasenhüttl einigen hoch belasteten Akteuren eine Pause gönnen. Drittens hat er bei seinen Rotationsüberlegungen die Partie am kommenden Mittwoch beim FC Porto bereits im Kopf. „Mittwoch ist vielleicht noch entscheidender für uns“, sagte er.
Wer auch immer aufläuft, er wird es mit einem anderen Gefühl tun, als es die elf Spieler taten, die im Dezember 2016 zum ersten Spiel gegen die Bayern in München angetreten waren. Die Partie endete damals mit 0:3 aus RB-Sicht. Leipzig war als punktgleicher Tabellenzweiter zum Rekordmeister gereist und musste sich letztlich klar geschlagen geben. Diesmal ist die Ausgangslage anders. „Es war das dritte Spiel gegen die Bayern und wir haben ein Unentschieden geholt“, meinte Keeper Peter Gulacsi. „Am Samstag kommt das vierte Spiel.“ Soll heißen: Jetzt ist ein Sieg dran.
Dafür hofft Hasenhüttl auf „mehr Fingerspitzengefühl“ vom Schiedsrichter, der am Samstag Daniel Siebert heißen wird. Heynckes war die Erklärung für das Pokal-Aus – Referee Felix Zwayer hatte nicht seinen besten Tag erwischt – zu simpel. Er sagte: „Wenn man Spiele verliert, darf man die Schuld nicht immer beim Schiedsrichtergespann suchen, da muss man analysieren: Was habe ich falsch gemacht? Das ist viel produktiver.“ dpa/sid