London – In der Liga nur auf Rang drei, jüngst gegen einen Aufsteiger verloren und nun die Demütigung in der Champions League: Der königliche Fußballclub Real Madrid steckt im Tief, und die spanischen Medien verbreiteten nach dem 1:3 des Titelverteidigers bei Tottenham Hotspur düstere Stimmung. „Marca“ titelte auf Seite eins: „Alle Alarme schrillen“. Das Blatt schrieb vom „freien Fall“ und: „Die dunkelste Nacht“.
Gleichwohl weigerte sich Trainer Zinedine Zidane von einer Krise zu sprechen und blaffte die Reporter an: „Ich bin nicht besorgt, ihr fragt mich immer wieder das Gleiche.“ Sein Team habe lediglich zwei Spiele verloren.
Nach dem peinlichen 1:2 bei Aufsteiger Girona am vergangenen Wochenende hatte Zidane noch prophezeit, sein Team werde die passende Reaktion zeigen. Davon war in der Nacht von London jedoch nicht viel zu spüren. „AS“ sprach gar vom „Alptraum in Wembley“ und kritisierte den Coach: „Zidanes Anzug bekommt Flecken.“
Das gilt auch für Weltmeister Toni Kroos, dem die spanische Presse eine ganz schwache Leistung attestierte. „Man konnte ihn nicht wiedererkennen. Er hat viele Fehler gemacht, die ihm sonst nicht unterlaufen“, schrieb „Marca“.
Superstar Cristiano Ronaldo, der immerhin seinen sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb erzielte, versuchte die Situation zu entschärfen. „Wir sind dieselben Spieler, die alles gewonnen haben, und haben das Fußballspielen nicht verlernt“, befand der Portugiese, „erst am Ende wird abgerechnet“. Seine Trotzreaktion ist durchaus verständlich. Zumal der Einzug des spanischen Meisters ins Achtelfinale der Königsklasse bei fünf Punkten Vorsprung auf den Gruppendritten Borussia Dortmund nur noch Formsache ist.
Ronaldos Frust entlud sich nun mit unverhohlener Kritik an der Sommer-Transferpolitik des Vereins. „All die Spieler, die uns diesen Sommer verlassen haben, haben uns stärker gemacht“, sagte der Stürmer bei „BeIn Sport“. Das solle keine Entschuldigung sein, „aber Spieler wie Pepe, James oder Álvaro Morata – sie haben uns einfach stärker gemacht“, meinte Ronaldo. Der mehrfache Weltfußballer hat einen Mangel an gestandenen Spielern ausgemacht. „Die jungen Spieler sind unsere Zukunft, aber sie sind eben noch sehr jung, und manchmal ist Erfahrung eminent wichtig.“ dpa