Porto – Auch das Ende passte: Nicht mal die Rückreise vom erneuten Null-Punkte-Trip in der Champions League lief für RB Leipzig nach Plan. Der Co-Pilot fiel krankheitsbedingt aus, der Flug sollte am Tag nach dem bitteren und womöglich vorentscheidenden 1:3 beim FC Porto drei Stunden später starten. Als wäre der Frust nicht schon groß und die Zeit nicht knapp genug vor dem Verfolgerduell in der Bundesliga am Samstag gegen Hannover 96. „Es ist Wahnsinn, dass wir uns mit schlecht verteidigten Standards um die Früchte unserer Arbeit bringen“, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl. „Wir machen es uns selbst kaputt, weil wir zwei Standards fressen. Das ist brutal“, meinte Kapitän Willi Orban.
Den Schnelllernern aus Leipzig droht nun das Ende der wundersamen Reise durch Europa zumindest in der Meisterklasse. Als Dritter mit zwei Punkten Rückstand auf Porto hat Debütant RB es in der Gruppe G der Champions League nicht mehr in eigener Hand.
Vier von fünf Gegentreffern in den beiden Partien gegen Porto fing man sich durch Standards – die größte Schwäche ist derzeit auch für die Konkurrenz in der Bundesliga offensichtlich. „Das ist einfach unnötig. Da machst du dir die Spiele kaputt“, sagte Offensivkraft Marcel Sabitzer. Gegner Hannover, Tabellenvierter vor dem direkten Duell mit einem Punkt weniger als der Bundesliga-Dritte Leipzig, wird es nicht entgangen sein.
Eine Niederlage auch noch gegen den starken Aufsteiger aus Niedersachsen und die Leipziger Ergebnis-Flaute entwickelt sich zu einer ernsthaften Ergebnis-Krise. Anderthalb Wochen, die den 2016er-Aufsteiger RB aufs nächste Level hätten bringen können, drohen zu Tagen der Ernüchterung zu werden.
Nach dem Aus im DFB-Pokal im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern, dem 0:2 in München in der Meisterschaft und der Niederlage in Porto wäre es der vierte Rückschlag binnen elf Tagen. Die bisherigen reichen schon. „Drei Niederlagen in so kurzer Zeit sind nicht einfach, das tut weh“, gab Sabitzer zu.
Aber wie soll die Trendwende gelingen? „Wir müssen den Ansatz wählen, dass wir versuchen, den Gegner weit von uns wegzuhalten“, erklärte Hasenhüttl. Sprich: Größtmögliche Vermeidung von Freistößen des Gegners in der eigenen Hälfte, das gleiche gilt für Eckbälle.
Hasenhüttl wird die Fehler genau analysieren. Denn wie Porto ist auch Hannover in dieser Saison bei Standardsituationen brandgefährlich. Beim 4:2 gegen Dortmund landeten zuletzt ein direkter Freistoß und ein Elfmeter im gegnerischen Netz, beim Sieg gegen den Hamburger SV (2:0) sowie bei den 1:2-Niederlagen in Mönchengladbach und Frankfurt erzielten die Niedersachsen mindestens jeweils einen Treffer nach einem Freistoß oder einem Eckball.
Fehlen wird Hasenhüttl, der sein Team am Vormittag im Hotel trainieren ließ, ehe es nach einem Mittagessen auf den Weg zum verspäteten Abflug ging, vermutlich Angreifer Jean-Kévin Augustin. Der 20 Jahre alte Franzose zog sich eine Verletzung am Oberschenkel zu. Es dürfte „nicht ganz so harmlos sein“, meinte Hasenhüttl.
Tröstlich für den Coach der Leipziger war das Tor-Comeback von Timo Werner nach gut fünf Wochen. „Das tut einem Stürmer enorm gut“, betonte Hasenhüttl. Ein Sieg am Samstag täte der Mannschaft enorm gut.