Nur die Bayern sind schon durch

Gute Nacht, Bundesliga?

von Redaktion

Der Hinweis war versteckt, aber er kam an. „Mit diesem Sieg sind wir die erste deutsche Mannschaft, die das Achtelfinale erreicht hat“, hatte Karl-Heinz Rummenigge in der Nacht zum Mittwoch ins Mikrofon auf dem Bankett in Glasgow gesagt und natürlich nicht versäumt, schmunzelnd hinzuzufügen: „Schauen wir mal, was die anderen morgen machen.“ Die anderen, das sind in diesem Fall RB Leipzig und Borussia Dortmund. Und die anderen, das wusste natürlich auch Rummenigge, hätten am Tag nach Bayerns 2:1 bei Celtic in Porto bzw. gegen Nikosia einen Sieg gebraucht, um sich überhaupt ein Fünkchen Hoffnung zu bewahren. Beiden gelang das nicht.

Die Gründe dafür: Vielfältig. Sie reichen von ,zu grün hinter den Ohren’ (Leipzig) bis hin zu ,in der Krise’ (BVB) und sind eigentlich auch zweitrangig. Denn das Ergebnis, dass im neuen Jahr höchstwahrscheinlich aus der sogenannten „Weltmeister-Liga“ nur noch der Branchenführer in der Königsklasse vertreten sein wird, reicht als letzter Warnschuss. Nicht mehr erstklassig, sagen die einen, eher drittklassig, urteilen manch andere über die deutschen Vertreter auf der großen europäischen Bühne. Die Wahrheit liegt – wie so oft – irgendwo in der Mitte. Sie ist aber deshalb nicht minder alarmierend.

Eine Saison wie 2016/17 müsse die Ausnahme sein, hatte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Ende der vergangenen Spielzeit gesagt, in der erstmals seit 2005 kein deutsches Team in einem europäischen Wettbewerb unter den besten Vier stand. Übersetzt: Liebe Bayern, schaut zu, dass ihr im kommenden Jahr nicht wieder im Viertelfinale ausscheidet! Denn davon, dass andere Mannschaften sich ähnlich stabilisieren, gehen im Moment selbst die Verantwortlichen nicht aus. Warum auch? Außer dem BVB in Bestform – und die hat er leider nicht allzu oft – sind die Kandidaten rar. Spätestens ab Platz sechs beginnt in der heimischen Liga das biedere Mittelmaß, in dem jeder jeden schlagen kann (und deshalb auch so gut wie jeder mal europäisch spielt).

In den vergangenen 20 Jahren gewannen spanische Klubs 17 Europacup-Titel, deutsche Vereine zwei. 2001 und 2013 waren die Bayern erfolgreich, aber wenn man bedenkt, dass auch die beste deutsche Truppe schon bessere Jahre erlebt hat, schwant einem Böses. Der Pilot der Maschine, die den Tross um Rummenigge am Mittwoch nach Hause brachte, hat übrigens zum Sieg in Glasgow gratuliert, aber gleich dazu gesagt: „Das waren noch nicht die Bayern, vor denen Europa zittert.“ Gute Nacht, Bundesliga?

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