Krachender Return von Becker

von Redaktion

„Es ist irrsinnig zu glauben, ich sei pleite“ – Der Tennis-Held bestätigt aber Privatinsolvenzverfahren

von thomas Häberlein

München – Nein, Boris Becker versteckt sich nicht. Am Freitag und Samstag pokerte er im tschechischen Rozvadov um ein Preisgeld von zehn Millionen Dollar – schied aber vorzeitig aus. Am Samstagabend schaffte er es deshalb noch pünktlich in die Alte Oper in Frankfurt/Main. Mit neunjähriger Verspätung wurde Becker dort beim Sportpresseball als „Legende des Sports“ ausgezeichnet, 2008 hatten terminliche Gründe die Übergabe des „Pegasos“ verhindert.

„Der Sport hat mich zu dem gemacht, was ich bin – in guten wie in schlechten Zeiten“, sagte Becker nach der Übergabe der Trophäe – und dann war er auch schon wieder weg. Was der 49-Jährige sonst noch zu sagen hat, ist seit Samstag in einem umfassenden Interview nachzulesen: In der Neuen Zürcher Zeitung wehrt sich Becker gegen Behauptungen, er sei zahlungsunfähig. „Es ist irrsinnig zu glauben, ich sei pleite“, betont er. Und er klingt, als habe er Oberwasser.

Offensichtlich überzeugt von sich und seiner Situation geht Becker verbal in die Offensive – gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner und „Mentor“ Hans Dieter Cleven. Dieser fordert vom dreimaligen Wimbledonsieger 40 Millionen Schweizer Franken (35 Millionen Euro). „Ich schulde Herrn Cleven kein Geld“, betont Becker, und ja, „ich werde beweisen, dass das, was er erzählt, nicht stimmt. Und in diesem Prozess stecken wir momentan.“

Becker wirft Cleven vor, ihn ausgenutzt zu haben, gibt aber auch zu, blauäugig gewesen zu sein. „Heute ist mir klar, dass er nicht einfach ein Tennis- oder ein Wimbledon-Fan war, der dem Menschen Boris Becker helfen wollte“, sagt er. Aus der einstigen Partnerschaft sei „ein Kampf“ geworden, „und der ist ausgeartet in Anschuldigungen und absurden Forderungen wie den 40 Millionen“. Was Hans Dieter Cleven da behaupte, sei eine „bodenlose Unverschämtheit“.

Tatsächlich sei es so, betont Becker, dass Cleven ihm „90 000 Franken Verfahrenskosten“ aus einem ersten Prozess schulde – „alles andere ist Humbug“. Ja, gegen ihn als Privatperson laufe ein Insolvenzverfahren, die Ansprüche einer englischen Privatbank gegen ihn persönlich beliefen sich auf „ungefähr 3,5 Millionen Euro plus Zinsen“. Die Forderung bestreite er nicht, strittig sei die Höhe der Zinsen. Seine Firmen aber, versichert er, seien nicht betroffen.

Trotz besagten Insolvenzverfahrens, das ein britisches Gericht im vergangenen Juni gegen ihn eröffnet hat, sei er liquide, versichert Becker in der NZZ. „Ich habe genügend nationale und internationale Partnerschaften, „mit denen ich Erträge verdiene, die es mir erlauben, meine Mitarbeiter weiter pünktlich zu bezahlen und auch mein Leben in einem normalen Rahmen weiterzuführen.“ Und die Marke Boris Becker, behauptet er, „brennt gerade“.

Becker hat seit dem 23. August als Head of Men’s Tennis des Deutschen Tennis Bundes (DTB) die Gesamtverantwortung für das männliche Spitzentennis in Deutschland inne: Bezahlt wird er dafür nicht. Zudem arbeitete er zuletzt als Experte für die Fernsehsender Eurosport und BBC, weiter ist der frühere Weltranglistenerste für verschiedene Unternehmen als Werbegesicht tätig. „Der Name Boris Becker ist heiß“, behauptet er.

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