Augsburg – Leipzig mit seiner Salzburger Finanzquelle ist der österreichischste Klub der Bundesliga, doch auch der FC Augsburg hat eine starke rot-weiß-rote Färbung mit fünf Ösi-Kickern im Kader. Zwei (Doppelstaatsbürger Moritz Leitner, Georg Teigl) spielen keine Rolle, einer ist gerade rekonvaleszent (Martin Hinteregger), doch die verbliebenen zwei treten sehr bestimmend auf. Zu sehen beim 1:1 gegen Leverkusen.
Michael Gregoritsch, aus Hamburg gekommen, in Österreichs Bundesliga mit noch nicht mal 16 einst jüngster Torschütze aller Zeiten, ist beim FC Augsburg mit fünf Saisontreffern der gefährlichste Mann. Am Samstag wurde der mittlerweile 23- Jährige, der für gewöhnlich im offensiven Mittelfeld agiert, zur Sturmspitze umfunktioniert, weil der Isländer Alfred Finnbogason in der gesamten Vorbereitungswoche „nur einen Tag hat trainieren können und da auch nur halbherzig“, so Augsburgs Trainer Manuel Baum, der „langfristig denken und kein Risiko eingehen will“. Gregoritsch, der Weitschussspezialist („I hob an brutaln linken Schlegl“), beschäftigte die Bayer-Abwehr ausgiebig und vor allem mit seiner aus 1,91-m-Schlaksigkeit herrührenden Kopfballstärke. So bereitete er das Ausgleichstor vor: Einen Gregorisch-Köpfer brachte Leverkusens Torwart Bernd Leno nicht unter Kontrolle, es gab dann noch einen Nachkopfball – 1:1 durch Kevin Danso.
Und Danso lieferte die zweite österreichische Geschichte. Sie zeigt, dass Fußball nicht Tages-, sondern eigentlich Minutengeschäft ist. 47. Minute: Da rutschte Innenverteidiger Danso bei einem langen Ball von Tah auf Bayer-Stürmer Volland weg, rappelte sich zwar nochmals auf, wurde vom Leverkusener aber auch noch ausgespielt. Augsburg lag 0:1 zurück. 49. Minute: der Gregoritsch-Kopfball, Lenos missglückte Parade – und dann Danso mit all seiner Wucht: „Ich habe nur noch den Ball gesehen.“
Kevin Danso ist seit einem Monat 19 und das Nachwuchsjuwel des FCA. Geboren wurde er in der Steiermark, seine Eltern sind Ghanaer, als er sechs war, zog die Familie nach England um, Kevin begann mit Fußball. Sein älterer Bruder machte Jahre später den Österreichischen Fußball-Bund auf ihn aufmerksam, Kevin Danso kam in die U-Nationalmannschaften. Dort fiel er dem FC Augsburg auf. Mittlerweile ist Danso auch A-Nationalspieler Österreichs.
Wie war nun seine Gefühlslage nach dem 1:1 gegen Leverkusen? Trottel oder Held? Tendenziell war Danso eher bedrückt: „Weil es meine Aufgabe als Verteidiger ist, das Tor zu verhindern. Das habe ich nicht getan.“ Nach seinem Wiedergutmachungsakt blieb seine Miene ganz ernst. „Da läuft er weg, als hätte er den Ball drüber geschossen“, sagt Landsmann Gregoritsch. Er findet das unangemessen: „Ausgerutscht ist er, weil er die falschen Schuhe angehabt hat. Er weiß ja gar nicht, wie gut er ist.“
Die Augsburger ärgerten sich, weil sie der Meinung waren, ihnen hätte ein Handelfmeter (verursacht von Retsos) zugestanden, zogen aber trotzdem eine Saisondrittelbilanz voller Zufriedenheit. Trainer Baum: „Elf ordentliche Spiele.“ Gregoritsch: „Kein Ausreißer nach unten.“
Bayer-Trainer Heiko Herrlich befand: „Einen Punkt in Augsburg betrachte ich als Gewinn. Der FCA hat so viele Punkte wie wir auch.“