Augsburg – Es gibt Wahrheiten im Eishockey, die unangenehm sein können. Eine ist die Plus-Minus-Bilanz, die festhält, bei wie vielen Toren und Gegentoren ein Spieler auf dem Eis stand (den Zuschauern auf den Rängen entgehen solche Details in der Regel, Meinungen über Leistungen bilden sich unabhängig davon). Maximilian Kammerer sagte nach dem 2:8 zum Auftakt des Deutschand-Cups, er habe nicht mitgezählt. Wenn man ihm anbietet, seine Statistik herauszufinden, wehrt er lachend ab: „Brauchst net nachschaun.“ Tun wir trotzdem: Es war eine „– 3“, auf die gleiche negative Zahl kamen die Debütanten Andy Eder (München) und Stefan Loibl (Straubing), die mit Kammerer (Düseldorf) eine Reihe bildeten. Am Tag darauf beim 0:3 verteilte Bundestrainer Marco Sturm seine Youngster, alle 21 Jahre alt, dann auf andere Reihen.
Ein 2:8 ist ja ein schockierendes Ergebnis, das noch eher haften bleibt, wenn man damit einen neuen Abschnitt in der Karriere beginnt – wie Eder und Loibl, Für Kammerer war es das dritte Länderspiel, aber das erste zuhause und etwas sehr Feierliches. „Zum ersten Mal diese Saison hat mich der Papa live sehen können; die Mama kann auch nur zu Spielen von mir in Bayern kommen, der Opa war auch da.“
Der Vater, Axel Kammerer, ist Trainer beim EV Landshut in der Oberliga, er muss also zu den gleichen Zeiten arbeiten wie sein Sohn, der für die Düsseldorfer EG stürmt. In Kammerer junior, 21, erkennt man Axel Kammerer senior, 53, wieder. Auf dem Eis der gleiche Antritt, neben dem Eis die gleiche Art: freundlich, fröhlich, optimistisch. Nach dem Russland-Spiel sagte Maxi, er sei gespannt, was der Papa (130 Länderspiele) sagen werde. Es klang nicht so, als bereite ihm das Familientreffen Sorgen.
Als junger deutscher Eishockeyspieler muss man über solche Erlebnisse wie ein 2:8 unkompliziert hinwegkommen. Andy Eder kennt das schon: „In den U-Mannschaften habe ich vier, fünf Mal gegen die Russen gespielt – es ging so ähnlich aus.“ Er filterte das Positive aus einem solchen Abend: „Unglaublich, wie das war, als die Hymne gespielt wurde.“ Und nicht schlecht die erste halbe Stunde inklusive 2:1-Führung: „So müssten wir halt 60 Minuten spielen.“
„Sie haben Energie reingebracht“, urteilte , alleMarco Sturm freundlich über die Jungen. Und weil sie Kraft im Überfluss haben, ließ er sie auch gegen Slowakei und USA spielen – die Plus-Minus-Werte wurden dann auch bei allen besser.
Andy Eder hatte noch vor, das Trikot seiner ersten Länderspiele mitzunehmen, war sich aber unsicher, „ob ich das darf“. Präsident Reindl meinte: „Sache des Teammanagers. Aber das erste Trikot sollte ein Spieler behalten dürfen. Und wenn es nicht erlaubt ist, soll er’s trotzdem einfach nehmen. Günter Klein