Der Einstieg von Marcel Halstenberg war frech. Gleich in der Startphase stupste der Debütant im deutschen Team dem verdutzten Tammy Abraham den Ball zwischen den Füßen durch, das muss man sich bei einem Einstand in Wembley gegen England erst einmal trauen. Der 26-Jährige war nach dem 0:0 auch zufrieden, und dass er mit dem ganzen Team in der zweiten Hälfte abgebaut hatte, gab er obendrein wohltuend selbstkritisch zu. „Die erste Halbzeit lief gut, in der zweiten hatte ich dann weniger Ballkontakte.“ Fazit: Der Mann darf wiederkommen. Ob er aber die Probleme links defensiv löst, konnte man am Freitagabend nicht abschließend klären.
Joachim Löw hat in seiner Problemzone bereits neun Optionen getestet. Lediglich der am Syndesmoseband verletzte Jonas Hector bestand auf Dauer. Morgen gegen Frankreich bekommt Marvin Plattenhardt die nächste Bewährungsprobe, und Halstenberg sollte gewarnt sein, obwohl der Bundestrainer den Leipziger gelobt hat („ansprechende Leistung, ich bin zufrieden“) – beim 0:0 gegen Italien vor genau einem Jahr schnitt Yannik Gerhardt auch gut ab; eingeladen wurde er seitdem nicht mehr. Noch alarmierender ist das Schicksal von Christian Pander. Der schoss 2007 in Wembley als Debütant sogar das 2:1-Siegtor. Danach spielte er aber nur noch einmal im DFB-Dress.
Über die WM mache er sich „noch keine Gedanken“, sagte Halstenberg, er genoss fürs Erste den Moment. Und es war ein Feiertag für ihn, im wahrsten Sinne: Seine Frau, die auf der Tribüne saß, hatte am Samstag nämlich auch noch Geburtstag. „Da gehen wir in London schön essen“, sagte der 26-Jährige. Das Debüt begann frech und endete brav an der Seite der Gattin. Eine runde Sache – ob WM-reif, bleibt die Frage. awe